Der Badener Lehrer Marc Halter (52) holte sich im März 2020 Corona. Er landete im Spital, lag acht Tage im Koma – und wurde zu einem der frühen Long-Covid-Fälle der Schweiz. Wie geht es ihm heute, mehr als drei Jahre später? «Viel besser», sagt er gegenüber Blick am Telefon. Und: «Ich habe mein Leben sehr gerne». Aber er macht auch klar: Ganz gleich wie vor der Infektion ist es nicht mehr geworden.
Der grösste Unterschied: «Der Energiepegel ist einfach nicht mehr da.» Früher habe er mehr als 100 Prozent gearbeitet, machte daneben Sport und Musik. «Das ist heute nicht mehr möglich», so Halter.
Ein langer Kampf zurück
Trotzdem ist er dankbar für sein Stück Normalität. Denn der Weg dahin war lang. Etwa drei Monate nach der Infektion beginnt er wieder zu arbeiten. «Ich begann mit 20 Stellenprozent. Dafür hat meine Energie gerade knapp gereicht.» Langsam kämpft sich der Lehrer zurück, lernt, was sein Körper leisten kann und was nicht.
Im März 2022, zwei Jahre nach der Infektion, erhöht er sein Arbeitspensum wieder auf 100 Prozent. «So richtig bereit war ich damals noch nicht, aber ich wollte nicht zu einem Fall für die IV werden», sagt er. Und: «Ich mache meinen Job seit 30 Jahren gerne. Und ich liebe ihn auch heute noch.»
Es überwiegt die Dankbarkeit
Einige Symptome sind zum Glück komplett verschwunden. Das Gefühl, nicht klar denken zu können, der sogenannte Brain Fog, hat sich verzogen. «Ich fühlte mich ein Jahr lang so vergesslich wie ein 90-Jähriger», so Haltner.
Eine besondere Therapie, die ihm geholfen hat, gab es nicht. «Zwar hört man immer wieder, dass neue Medikamente getestet werden. Mir half aber nur die Zeit.» Der Lehrer lernte, mit der Krankheit zu leben. «Ich plante nicht in die Zukunft, schaue immer nur, dass es mir im Moment gut geht.» Es ist eine Strategie, die er bis heute beibehalten hat. Die Frage, ob es ihm je wieder ganz gut gehen wird, ob er je wieder Musikkonzerte spielen wird, Halter stellt sie sich erst gar nicht. «Bei mir überwiegt die Dankbarkeit für das, was ich zurückgewonnen habe. Ich hadere nur ganz selten.»