SonntagsBlick: Swissmedic hat gestern die Zulassung eines Covid-19-Impfstoffs bekannt gegeben. Für die meisten kam die Ankündigung überraschend – für Sie auch?
Guido Graf: Ehrlich gesagt, habe ich es erwartet. Es gab in den vergangenen Wochen verschiedene Anzeichen, die darauf schliessen liessen, dass es bald so weit sein könnte. Als ich per Medienmitteilung erfahren habe, dass es nun tatsächlich so weit ist, habe ich mich aber dennoch riesig gefreut. Kompliment an die Verantwortlichen beim Bund: Es ist ein grossartiger Erfolg, dass es in der Schweiz schneller geklappt hat mit einer Zulassung als in den meisten anderen Ländern.
Der Impfstoff ist da, nun sind die Kantone in der Pflicht. Diese müssen die Impfung organisieren. Sind die Kantone bereit?
Ich kann nur für den Kanton Luzern sprechen. Und da kann ich sagen: Ja, wir sind bereit! Die Zentralschweizer Kantone arbeiten eng zusammen. Wir setzen auf die Dienste des Logistikunternehmens Galliker in Altishofen. Dieses erhält am Dienstag die ersten Impfdosen vom Bund und verteilt sie dann an die einzelnen Kantone. In Luzern werden dann am Mittwoch die ersten Personen gegen Covid-19 geimpft.
Wie läuft das ab?
Erste Priorität haben die Altersheime und das Personal in den Spitälern. Ausgehend von unserer Impf-Homebase in der Messe Luzern werden unsere mobilen Impfteams die Altersheime ansteuern und deren Bewohner impfen. Voraussetzung ist natürlich, dass diese ihr ausdrückliches Einverständnis geben. Zudem muss immer ein Arzt vor Ort sein. Den Spitälern wiederum geben wir die Impfdosen einfach ab, wenn sie dran sind. Den Rest erledigen sie selbst. Sie haben ja das nötige Know-how.
Woher bekommen Sie das nötige Personal für diese gross angelegte Impfaktion?
Wir arbeiten mit Organisationen wie Curaviva und Spitex zusammen. Sehr personalintensiv wird es aber ohnehin erst dann, wenn wir genügend Impfdosen haben, um die Impfzentren für die breite Bevölkerung in Betrieb nehmen zu können. Dann brauchen wir zusätzliche Unterstützung: von Freiwilligen, von Leuten aus der Verwaltung, von den Spitälern. Ich bin aber optimistisch, dass wir das stemmen können.
Wie viele Impfzentren planen Sie?
Unser grösstes Zentrum wird wie bereits erwähnt die Messe Luzern sein. Dazu kommt ein Impfzentrum im Raum Willisau-Entlebuch, in Sursee/Nottwil sowie in Hochdorf. Dort richten wir uns in festen Bauten wie Messe- und Turnhallen ein. Wann diese Impfzentren öffnen werden, können wir zum jetzigen Zeitpunkt aber noch nicht sagen. Das hängt davon ab, wann und in welcher Menge zusätzliche Impfdosen zur Verfügung stehen.
Eine Herausforderung ist auch die Logistik: Der zugelassene Impfstoff von Biontech/ Pfizer muss bei minus 70 Grad gelagert werden.
Deswegen mache ich mir keine Sorgen. Das sei logistisch machbar, haben mir die Experten versichert. Meine grösste Sorge ist, dass wir vorerst mit relativ wenigen Impfdosen vorliebnehmen müssen. Im Moment stehen für die ganze Schweiz nur 107'000 Impfdosen von Biontech/Pfizer zur Verfügung. Die Zentralschweiz und Luzern wird nur einen Bruchteil davon bekommen.
Wann haben Sie die wichtigste Gruppe – die Betagten, die Menschen mit Vorerkrankungen und das Pflegepersonal – durchgeimpft?
Das hängt ebenfalls von der Lieferung der Impfstoffe ab. Ich gehe aber davon aus, dass diese Gruppe innerhalb von drei Monaten durchgeimpft ist. Die zweite Impfung dann drei Wochen später.
Und der Rest der Bevölkerung?
Auch das hängt von der Verfügbarkeit ab. Das Ziel ist aber ganz klar, dass bis im Sommer alle geimpft sind, die sich impfen lassen wollen.
Umfragen zeigen, dass viele Schweizer skeptisch sind gegenüber einer Covid-19-Impfung. Wie gehen Sie damit um?
Es gibt sicher auch im Kanton Luzern eine gewisse Impfskepsis. Ich gehe aber davon aus, dass die meisten Menschen den Behörden vertrauen und damit auch der Zulassungsprüfung von Swissmedic. Zudem weiss ich, dass es auch sehr viele Leute gibt, die ungeduldig auf diese Impfung gewartet haben.