Long-Covid-Fälle bei Jüngeren steigen stetig
«Haben Kinder, die gesagt haben, dass sie nicht mehr leben möchten»

Das BAG hat ein Informationsblatt zu Long Covid bei Kindern und Jugendlichen erstellt, das Schulleitungen und Lehrpersonen unterstützen soll. Claudia Schumm von Long Covid Kids Schweiz betont die Dringlichkeit der Kampagne.
Publiziert: 30.10.2024 um 11:37 Uhr
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Aktualisiert: 01.11.2024 um 09:19 Uhr
Foto: Shutterstock

Auf einen Blick

  • BAG veröffentlicht Informationsblatt zu Long Covid bei Kindern
  • Schulen unterschätzen oft die Langzeitfolgen von Virusinfektionen
  • Rund 300 betroffene Familien tauschen sich in Facebook-Gruppe aus
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.

Die Pandemie ist zwar vorbei. Aber die Spuren von Corona sind immer noch spürbar. Stichwort: Long Covid! Leider auch bei den Kleinsten ein Thema.

Darum hat sich das Bundesamt für Gesundheit (BAG) dazu entschieden, mehr über Long Covid bei Kindern und Jugendlichen aufzuklären und ein Informationsblatt erstellt. Diese wichtige Initiative, die Ende Juni 2024 abgeschlossen wurde, richtet sich an Schulleitungen und Lehrpersonen in der Schweiz.

«Rund 300 Familien tauschen sich aus»

Das BAG-Dokument, das in drei Sprachen verfügbar ist, behandelt Symptome, Herausforderungen im Schulalltag und bietet konkrete Handlungsempfehlungen. Claudia Schumm von Long Covid Kids Schweiz betont: «Ich glaube sagen zu dürfen, dass wir uns in der Gruppe einig waren, dass das Informationsblatt kurz vor Beginn des Schuljahres 2024/25 erscheinen soll.»

Laut einer gemeinsamen Mitteilung von «Long Covid Kids Schweiz» und «ProtectTheKids Schweiz» steigt die Zahl der betroffenen Kinder und Jugendlichen stetig an. Claudia Schumm berichtet: «Rund 300 Familien, hauptsächlich aus der Deutschschweiz, mit betroffenen Kindern und Jugendlichen, tauschen sich derzeit in unserer Facebook/Whatsapp-Gruppe aus.»

«Generell dauert es viel zu lange»

Viele Familien suchen zunehmend Hilfe bei «Long Covid Kids Schweiz». Zu den häufigsten Symptomen von Long Covid bei Kindern und Jugendlichen zählen Erschöpfung, Müdigkeit, reduzierte kognitive Fähigkeiten und Schmerzen.

Ein besonders schwerwiegendes Symptom ist die postexertionelle Malaise (PEM), die nach geringer Belastung zu einer Verschlimmerung der Symptome führt. «Generell dauert es viel zu lange, bis Kinder und Jugendliche, die aufgrund von Long Covid den Präsenzunterricht kaum noch oder gar nicht mehr besuchen können, zu Hause etwas schulische Unterstützung erhalten», so Schumm.

So krank, dass sie das Bett nicht mehr verlassen können

Der Kanton Thurgau hat als einziger eine einheitliche Regelung erlassen, die betroffenen Kindern Einzelunterricht garantiert. Doch diese Regelung wird offenbar nicht aktiv kommuniziert. Der Druck auf betroffene Familien ist enorm, und die medizinische Versorgung unzureichend. Kinderärzte sind überlastet und oft unzureichend informiert, während spezialisierte Ärzte überrannt werden.

Claudia Schumm kritisiert: «Das Leid der Kinder und Jugendlichen mit Long Covid oder ME/CFS wird durch mangelndes Verständnis seitens der Erwachsenen noch verstärkt.» Viele Kinder sind so krank, dass sie ihr Bett nicht mehr verlassen können. Sie verlieren einen grossen Teil ihrer Jugend, Bildung und Freunde. Schumm weiter: «Wir haben Kinder und Jugendliche in unserer Gruppe, die gesagt haben, dass sie nicht mehr leben möchten.»

Es fehlen verlässliche Daten zu Long Covid

Familien sind oft auf sich allein gestellt und kämpfen mit finanziellen und bürokratischen Hürden. Sie müssen für geeignete Beschulung und Therapien kämpfen.

Das Problem: Es fehlen verlässliche Daten zu Long Covid in der Schweiz. Schätzungen basieren auf ausländischen Studien. «Unsere Schätzungen zur Prävalenz von Long Covid bei Kindern und Jugendlichen stützen sich auf gross angelegte ausländische Studien», sagt Fredy Neeser, wissenschaftlicher Berater von «ProtectTheKids».

Die Forderungen von «Long Covid Kids Schweiz» und «ProtectTheKids Schweiz» umfassen unter anderem die schnelle Verteilung des Informationsblattes durch die EDK, die Einrichtung eines interdisziplinären Zentrums für Langzeitfolgen von Infektionskrankheiten, obligatorische Fortbildungen für Gesundheitspersonal und gezielte Förderprogramme für Forschung zu Long Covid bei Kindern und Jugendlichen. Zudem wird eine adäquate medizinische Versorgung und Unterstützung der betroffenen Familien im Alltag gefordert.

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