Auszahlungspuff im Kanton Zürich
Aushilfslehrer warten monatelang auf Löhne

In Zürich hapert es bei den Lohnzahlungen für Vikarinnen und Vikare. Eine Lehrerin wartet seit Dezember gar auf einen Beitrag von 11’000 Franken.
Publiziert: 25.02.2024 um 09:16 Uhr
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Aktualisiert: 25.02.2024 um 15:53 Uhr
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Im Kanton Zürich warten mehrere Aushilfslehrerinnen und -lehrer auch Monate nach ihrem Einsatz auf den Lohn. (Symbolbild)
Foto: Keystone
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Lisa AeschlimannReporterin & Blattmacherin

Nadine Müller* ersetzte im Oktober an einer Stadtzürcher Schule mehrere kranke Lehrpersonen. Auf den Lohn dafür wartet die ausgebildete Lehrerin bis heute. Stefanie Meier*, angehende Primarlehrerin, begann im Dezember eine Mutterschaftsvertretung in der Stadt – und wartet seitdem auf fast 5000 Franken Lohn. Bei Natalie Schmid*, die im Dezember in Winterthur ZH ausgeholfen hat, sind es gar 11'000 Franken.

Aushilfslehrpersonen wie sie – sogenannte Vikarinnen und Vikare – sorgen dafür, dass der Unterricht trotz Ausfällen stattfinden kann. Und sie sind gefragt wie selten: Der Mangel an Lehrerinnen und Lehrern hat sich in den letzten Jahren schweizweit verschärft. Im Kanton Zürich ist die Zahl der Vikariatseinsätze an der Volksschule zwischen 2018 und 2023 von rund 15'000 auf über 24'000 angestiegen.

In einem Telegram-Chat von mehr als 2500 Mitgliedern schreiben die Zürcher Schulen täglich Dutzende Meldungen, mit denen sie nach Aushilfskräften suchen – viele für die kommenden Wochen, einige aber auch kurzfristig, oft sogar für denselben Tag.

«Die Behörden sind auf Leute wie uns dringend angewiesen»

Wie unverzichtbar die Aushilfen für den Schulbetrieb sind, merken sie zumindest finanziell nicht: Bei der Lohnauszahlung allerdings hapert es. Mehrere Zürcher Vikarinnen und Vikare warten seit Monaten auf ihren Lohn – obwohl die Betroffenen bestätigen, alle Ansprüche korrekt und termingerecht gemeldet zu haben.

Bereits 2022 kam es zu Verzögerungen. Betroffene, die intervenieren wollten, seien beim kantonalen Volksschulamt (VSA) in der Warteschlaufe hängen geblieben oder dann sei die Leitung tot gewesen. Das VSA erklärte damals, die Lohnadministration sei überlastet. Man zeigte sich jedoch zuversichtlich, das Problem bald in den Griff zu kriegen.

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Stefanie Meier nervt sich: «Die Behörden sind auf Leute wie uns dringend angewiesen – und dann machen sie so was?» Sie versteht nicht, warum es so lange dauert. «Schon meine Verfügung kam sehr spät, und nun das.» Sie habe Glück, dass sie im Moment nicht auf dieses Geld angewiesen sei, um ihre Miete zu zahlen. Natalie Schmid hat das Puff im Kanton Zürich satt. Sie schreibt: «Ich werde vorläufig nur noch im Thurgau vikarisieren.»

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Myriam Ziegler, Chefin des VSA, das für die Auszahlung der Löhne zuständig ist, schreibt, es komme in Einzelfällen vor, dass sich die Auszahlung verzögere. «Im Normalfall wird der Vikariatslohn im Folgemonat ausgerichtet.» Marc Caprez, Kommunikationschef beim Schul- und Sportdepartement der Stadt Zürich: «Über 90 Prozent aller Vikariatsbesoldungen werden verzögerungsfrei bearbeitet und ausbezahlt.»

Rapporte werden noch per Post geschickt

Die Gründe für die Verzögerungen seien vielfältig. Ziegler: «Im Prozess sind viele verschiedene Stellen involviert: Schulleitung, Schulverwaltung, Vikarisierende, Volksschulamt.» Halte jemand irgendwo im Prozess die Vorgaben nicht ein oder fehlten notwendige Angaben, wirke sich das auf den Auszahlungszeitpunkt aus. 

Weil so viele Stellen auf verschiedenen Stufen involviert sind, kommt es teilweise zu absurden Situationen. Ziegler: «Eine Person verwendet im Alltag einen anderen Vornamen als den offiziellen und kann nicht im System gefunden werden.» Erst nach «intensivem Mailverkehr» könne das Problem gelöst werden.

Eine grosse Herausforderung ist aber auch, dass die meisten Rapporte und Anordnungen auch heute noch per Post hin- und hergeschickt werden. Ein Digitalisierungsprojekt hätte eigentlich bis Ende 2023 abgeschlossen sein und die nötige Entlastung bringen sollen.

Doch dieses verzögert sich – ausgerechnet aufgrund des Fachkräftemangels. Jedoch nicht in der Schule, sondern in der Informatik, wie Ziegler schreibt. Die Umsetzung sei inzwischen aber «weit fortgeschritten». Auch die Stadt Zürich arbeitet an einer digitalen Lösung, ab 2025 sollen erste Schulen umstellen. Die Stadt erhofft sich davon unter anderem, «Problemfälle» schneller zu erkennen.

Immerhin einen «Problemfall» weniger haben die Verwaltungen: Stefanie Meier hat am Freitag ihren Lohn erhalten. Drei Monate nach dem Einsatz.

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