Immer wieder kommen Verbrecher aus dem Ausland in die Schweiz und erhoffen sich hier fette Beute. Besonders im Sommer schlagen sie zu.
Kein Wunder: Gerade dann sind viele in den Ferien. Häuser und Wohnungen unbewacht. Laut dem Bundesamt für Statistik gab es 2020 im Juli und August je 1300 Einbruch- und Einschleichdiebstähle. Deutlich mehr Fälle als in anderen Monaten.
Eine besonders lange Anreise hatten vier Verbrecher im vergangenen Jahr. Sie kamen für einen Einbruch extra aus Chile. Das Quartett von jungen Männern ohne Ausbildung machte letzte Weihnachten, auch eine beliebte Einbruchszeit, ein Einfamilienquartier am Zürichberg unsicher. Das Ziel: die Villa eines Professors. Doch der vermeintliche Coup ging nach hinten los. Am Donnerstag standen die Gangster vor dem Bezirksgericht Uster.
Drei (20, 31 und 33 Jahre alt) der Einbrecher landeten am Donnerstag vor dem Bezirksgericht Uster, der Vierte war zum Tatzeitpunkt noch minderjährig. Für ihn ist die Jugendstaatsanwaltschaft zuständig. Er scheint aber nichts aus dem vergeigten Einbruch gelernt zu haben. Nach seiner Festnahme wurde er bereits wieder straffällig.
«Sie wollten offenbar nur den Tresor»
Zum Einbruchsversuch kam es so: Das Verbrecher-Quartett fliegt am 20. Dezember 2021 von Santiago de Chile nach Paris. Dort machen die vier vor dem Eiffelturm ein paar Erinnerungsfotos, anschliessend fahren sie mit einem Renault in die Schweiz.
Der Mann am Steuer hat keinen gültigen Fahrausweis, darum muss er sich auch noch dafür vor dem Gericht verantworten. In der Schweiz angekommen, richten sie in einem Hotel in einem Zürcher Vorort ihr Hauptquartier ein.
Am 23. Dezember legen die Gangster los. Am Zürichberg brechen sie in die Villa eines Zürcher Hochschulprofessors ein. Mit Brecheisen wuchten sie die Glasschiebetüre auf und gehen gezielt zum Tresor.
«Die dreckigen Fussspuren zeigten deutlich: Sie wussten genau, wo sie hinwollten», sagt der Villenbesitzer zu Blick. Und er ergänzt: «Sie liessen meine wertvolle Uhr auf dem Tisch liegen und nahmen auch das Sparkässeli mit Bargeld nicht mit. Sie wollten offenbar nur den Tresor.»
Plötzlich ging die Alarmanlage los
Den schweren Tresor schleppt das Quartett aus dem Haus an den Waldrand. Hier versuchen sie, ihn zu öffnen. Ohne Erfolg. Sie haben nicht das richtige Werkzeug. Also lassen sie das schwere Teil erst mal in der Nähe ihres Fluchtwagens stehen. Und brechen in das nächste Haus ein, wie Nachbarn des Professors erzählen.
Doch dort geht die Alarmanlage los, und aufmerksame Nachbarn sehen die Taschenlampen der Chilenen. Also rufen die Anwohner die Polizei.
Eine Nachbarin erinnert sich: «Die Beamten waren blitzschnell mit einem riesigen Aufgebot hier. Mindestens einen Teil der Bande erwischten sie gleich im Wald, den Rest verhafteten sie darauf im Hotel.»
Über 200 Tage Sicherheitshaft
Bei dem Prozess gaben sich die Männer kleinlaut. «War das eine gute Idee, so zu versuchen, an Geld zu kommen?», fragte der Richter. Keineswegs! Die Reise in die Schweiz hat sich für die Verbrecher nicht gelohnt. Sie mussten über 200 Tage in Sicherheitshaft verbringen. Und nach dem Prozess wurde klar: Sie müssen das Land verlassen. Die Männer kassierten acht und zehn Jahre Landesverweis. Dazu bedingte Freiheitsstrafen zwischen 14 und 24 Monaten.
Der Älteste der Bande erhielt die härteste Strafe. Dank DNA-Spuren konnten ihm noch zwei weitere Verbrechen nachgewiesen werden. 2017 war er in einem Genfer Vorort in ein Haus eingebrochen und hatte 50'000 Franken gestohlen.
2019 war er in ein Haus in Tagelswangen ZH eingebrochen und hatte Gegenstände im Wert von 5400 Franken mitgehen lassen. Nach der letzten Einbrechertour an Weihnachten 2021 war aber Schluss! Vergeblich hatten sie bereits Tickets zur Rückreise nach Chile gebucht. Silvester verbrachte das Quartett aber bereits hinter Gittern in Isolationshaft.