Die atlantische Kälte-Peitsche trifft die Schweiz mit voller Wucht. In der Nacht auf Montag sank das Thermometer in der Schweiz teilweise auf unter -25 Grad. Der gefallene Schnee bleibt einige Tage liegen und lässt uns träumen. Weisse Weihnachten scheinen möglich. Doch was sagen Experten zur aktuellen Wetter-Lage? Blick hat bei Meteo News nachgefragt.
Warum ist es derart kalt?
«Aktuell herrscht hoher Luftdruck über Island und tiefer Luftdruck über den Azoren. Diese Druckverteilung führt dazu, dass die Tiefdrucksysteme vom Atlantik weiter südlich ziehen und damit unter anderem die Schweiz treffen», sagt Roger Perret von Meteo News. Damit es in der Nacht so richtig kalt wird, brauche es zudem klare und windstille Wetterbedingungen.
Wo wurde es am kältesten?
In der Nacht auf Montag wurde der Kälte-Bestwert unterhalb von 2000 Metern am Ofenpass in Graubünden gemessen. -27 Grad zeigte das Thermometer an. Kurz dahinter folgte Samaden GR mit -26.2 Grad. An beiden Orten wurde es kälter als am Nordpol. Dort betrug die Tiefsttemperatur gemäss wetteronline.ch -19 Grad. In der Schweiz war dies die bisher kälteste Nacht des Jahres. Unangefochten bleibt der Kälte-Rekord von La Brévine NE. Am 12. Januar 1987 wurden dort -41.8 Grad gemessen.
Auch in den Städten Bern (-8), Basel (-5), St. Gallen (-9) oder Chur (-8) war es seit Messbeginn historisch gesehen schon massiv viel kälter als in dieser Nacht. Hier liegen die Dezemberrekorde allesamt unter -20 Grad.
Auf dem Jungfraujoch (3463 m.ü.M) war es wärmer als in Samaden (1721 m.ü.M). Wieso?
Der «Tal-Effekt» ist entscheidend. Die kalte, schwerere Luft sinkt vom Berghang – zum Beispiel vom Jungfraujoch hinunter an die tiefste Stelle im Tal und bleibt dort liegen. Da Samaden von steilen Hängen umgeben ist, kann die Luft nicht entweichen. Es bildet sich ein «Kaltluftsee», der die Einwohner bibbern lässt.
Müssen wir weiter frieren?
Am Dienstag sind die Temperaturen noch einmal ähnlich. Doch am Mittwoch finde ein Wetterwechsel statt, ist sich Perret sicher. «Es wird deutlich milder. Im Flachland rechnen wir mit Temperaturen zwischen sechs bis neun Grad.» Der gefallene Schnee dürfte also bald schmelzen. Die Schneefallgrenze steige an und der Regen wird einsetzen. «Ende Woche wird es dann noch einmal kälter. Es ist ein ständiges Auf und Ab.»
Gibt es weisse Weihnachten?
«Das steht in den Sternen. Eine einigermassen präzise Aussage ist zurzeit nicht machbar», sagt Perret. Dies dürfte erst nach dem 15. Dezember möglich sein. Zur Definition: Von weissen Weihnachten wird gesprochen, wenn entweder am 24., 25. oder 26. Dezember bei der jeweiligen offiziellen Schneemessung um 7 Uhr von Meteoschweiz mindestens ein Zentimeter Schnee liegt.
Ein Blick in die Weihnachts-Vergangenheit in tiefen Lagen zeigt, dass es seit 2001 in St. Gallen am häufigsten weiss war über die Festtage. Insgesamt 12 Mal durften die Geschenke in einer Winterlandschaft geöffnet werden. In Bern und Zürich war dies jeweils in sechs Jahren der Fall. In Aarau und Basel nur deren drei Jahre, wie Meteo News schreibt.
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