Es ist ein Höllen-Lärm! Seit Ende 2020 beschallt Sandra B.* (63) das Dorf Luchsingen GL mit ohrenbetäubendem Radio-Rauschen. Immer, wenn bei der reformierten Kirche die Glocken bimmeln. Sie protestiert damit gegen das viertelstündliche und nächtliche Läuten. Doch nun scheint ein Ende des Streits in Sicht. Wie die «Südostschweiz» berichtet, hat die Glocken-Gegnerin ihr Haus für 1,2 Millionen Franken zum Verkauf ausgeschrieben.
Beliebt ist sie nicht. Den meisten der etwas über 1000 Bürger von Luchsingen stösst der laute Protest sauer auf. Entsprechende Reaktionen bleiben nicht aus: Am Haus wurde bereits eine Scheibe eingeschmissen, anonyme Hassbriefe landeten im Briefkasten, auf der Strasse erntet die IV-Rentnerin böse Blicke. Knickt Sandra B. also ein? Immerhin hat sie ja schon erreicht, dass im Sommer die Kirchgemeindeversammlung eine Reduktion des Geläuts diskutiert.
Glocken-Gegnerin will bis zum Wegzug weitermachen
Gegenüber Blick zeigt sich die Hausbesitzerin weiter kämpferisch. «Die Leute haben sich zu früh gefreut», sagt sie. «Es stimmt, wir bieten das Haus gegen eine gleichwertige Liegenschaft in Schaffhausen an. Aber bis so was zustande kommt, wird es dauern.»
Und sie droht: «Ich werde weiterhin flächendeckend das Dorf beschallen, immer wenn die Kirche uns beschallt. Sonst werden wir nicht ernst genommen.»
Angst vor Schaffhauser Billig-Angeboten
Nach Schaffhausen will die Ex-Arbeitslosen-Betreuerin, weil sie dort aufwuchs. Den hohen Preis von 1,2 Millionen Franken hat sie angesetzt, weil sich sonst nur Schaffhauser mit baufälligen Baracken bei ihr melden würden, sagt sie. Immerhin habe ihre Liegenschaft ja 7,5-Zimmer, eine Einliegerwohnung und ein Ladenlokal. Es hätten sich auch schon Interessenten gemeldet – leider ohne gleichwertiges Angebot.
Die Kirchgemeinde äussert sich nicht zum möglichen Wegzug der Glocken-Gegnerin. Daniel Sprüngli (57), Kirchenratspräsident und Sigrist der Kirche Luchsingen, sagt: «Was Sandra B. tut, ist ihre Sache.»
* Name geändert