Die Pandemie ebbt ab, offene Fragen bleiben. Die mit der grössten Sprengkraft lautet: Sollen Kinder geimpft werden?
Die EU macht diesbezüglich Tempo. Ab sofort empfiehlt die Arzneimittelbehörde EMA den Impfstoff von Biontech/Pfizer für alle ab zwölf Jahren. Kinder und Jugendliche können sich demnach ab sofort impfen lassen.
Das BAG rechnet damit, dass eine Zulassung für das Biontech/Pfizer-Serum auch bei uns demnächst erfolgt. Der Antrag für die 12- bis 15-Jährigen liegt seit Mai bei der Zulassungsbehörde Swissmedic. Auch eine Empfehlung durch die Kommission für Impffragen (EKIF) sei in Arbeit, sagt eine BAG-Sprecherin zu SonntagsBlick: «Diese wird basierend auf dem Zulassungsentscheid ergänzt und voraussichtlich in der zweiten Hälfte Juni 2021 finalisiert vorliegen.» Aus dem Beamtendeutsch übersetzt, heisst das: Ab Mitte Juni ist für die Kinderimpfung der Weg frei.
Kommentar zum Thema
Für die Sommerferien sind dies gute Nachrichten, für die viel diskutierte Herdenimmunität ebenfalls: Um der notwendigen Quote möglichst nahe zu kommen, brauche es die Impfung der Kinder und Jugendlichen, erklärt der Epidemiologe Marcel Tanner.
Weitere Good News
Diese Woche gab es weitere Good News: Ab morgen soll Normalität einkehren, zumindest was Kultur und Kulinarik betrifft. Ein Alltagsärgernis aber hält sich beständig: Noch immer gilt Maskenpflicht im öffentlichen Verkehr, in öffentlichen Gebäuden und an belebten Orten. Nur: Wie lange noch?
Die sogenannte Normalisierungsphase könnte gemäss Bundesrat Alain Berset Ende August beginnen. In der Frage, wann die Maskenpflicht fällt, hüten sich BAG und Taskforce, ein konkretes Datum zu nennen.
Auch Epidemiologe Marcel Salathé definiert es relativ: «Wenn alle die Chance hatten, sich impfen zu lassen, und der Impfschutz hoch bleibt.» Rudolf Hauri, Präsident der Kantonsärzte, rechnet damit, dass man all die Massnahmen «irgendwann allesamt aufhebt», wenn auch nicht vor den Sommerferien.
Masken werden nicht ganz verschwinden
Und wie wird sie dann aussehen, die neue Normalität? «Dass die Maske wie in Asien zum Alltag gehört, muss nicht unser neuer Normalzustand sein», tröstet Epidemiologe Tanner. Sein Berufskollege Salathé hingegen geht davon aus, dass auch bei uns «freiwilliges Maskentragen nicht ganz aus dem Alltag verschwinden wird».
Und sonst? Behörden haben künftig wohl weniger Hemmungen, den Bürgern ins Leben hineinzuregieren. Die Schwelle zur Anordnung von Schutzmassnahmen dürfte künftig niedriger liegen als vor der aktuellen Pandemie, sagt der oberste Kantonsarzt Hauri.
Auch bei Herrn und Frau Schweizer hinterlässt die Pandemie Spuren. Etwa, was lieb gewordene Kulturgüter angeht. «Inwieweit sich die früheren Begrüssungsrituale wieder etablieren, bleibt abzuwarten», sagt Hauri. Es wäre der Anfang vom Ende von Bussi-Bussi und Händeschütteln.
Dafür sind jetzt alleHygiene-Hypochonder. Hände zu waschen oder zu desinfizieren, wird auch nach dem Ende der Pandemie viel stärker beachtet, ist Marcel Tanner überzeugt: «Das führt zu einem neuen Verhalten in der neuen Normalität.»
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