Begehen wir heute bei der Eindämmung des Coronavirus die gleichen Fehler wie damals im Kampf gegen Aids? Die Antwort lautet: ja. Das zeigt ein Blick in die Vergangenheit.
1996 stellten Forscher eine hochwirksame Kombinationstherapie vor und revolutionierten die Aids-Behandlung. Das gelang nur, weil Industrienationen die Forschung dafür mit Milliarden aus öffentlichen Geldern alimentierten. Doch während Kranke in reichen Ländern die neuen Arzneien erhielten, mussten Millionen Infizierter in ärmeren Regionen ihr Leben lassen. Sie hatten schlicht keinen Zugang zu den Medikamenten. Mitverantwortlich dafür war der strenge Patentschutz.
Südafrika wehrte sich und erliess 1997 ein Gesetz, das Import und Herstellung von Generika erlaubte, um so den Zugang zu den lebensnotwendigen Arzneien zu sichern. Daraufhin zerrten 40 Pharmafirmen den afrikanischen Staat vor Gericht und zogen die Klage erst nach heftigen Protesten zurück.
Auch heute wehrt sich die Pharmabranche, Patente auszusetzen oder lebensrettendes Wissen zu teilen, obwohl ein Grossteil der Corona-Forschung mit öffentlichen Geldern angeschoben wurde. Gleichzeitig horten reiche Industrienationen Impfstoffe, die anderswo gebraucht würden.
Die Klage der Pharma gegen Südafrika ist eines der dunkelsten Kapitel der Seuchenbekämpfung. Nun haben Industrie und privilegierte Länder die Chance auf Wiedergutmachung. Dafür bräuchte es viel mehr Druck aus der Politik. Doch die Zeichen dafür stehen schlecht – besonders im Pharmaland Schweiz.