Apotheken-Automaten vor den Suchtkliniken
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Jetzt reagiert Selecta:Apotheken-Automaten vor den Suchtkliniken

Kaugummis gegen Alk-Fahne, Tropfen gegen Kiffer-Augen, Drogen-Schnelltests – jetzt reagiert Selecta
Apotheken-Automaten vor den Suchtkliniken

Nahe der Entzugsklinik in Windisch AG steht ein Apotheken-Automat, der Produkte anbietet, um einen Exzess zu vertuschen. BLICK-Recherchen zeigen, dass viele der Automaten in der Nähe von Suchtkliniken stehen. Apotheke und Selecta bestreiten einen Zusammenhang.
Publiziert: 25.05.2020 um 23:24 Uhr
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Aktualisiert: 26.05.2020 um 19:09 Uhr
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Diese Aussage unterstützt auch Selecta-Sprecher Yves Käser. Es bestehe keinen Zusammenhang zwischen den Automaten-Standorten und den Kliniken.
Foto: PIUS KOLLER
Carla De-Vizzi

BLICK deckte gestern auf: Vor dem Zentrum für Abhängigkeitserkrankungen in Windisch AG werden im grossen Stil Drogen vertickt. Am nahe gelegenen Bahnhof Brugg AG passen Dealer Patienten der Klinik Königsfelden ab, um ihre Ware zu verkaufen. Die Widerstandskraft ist klein, die Versuchung gross.

Kommt hinzu: Verlockenderweise bietet ein «Apotheken»-Selecta-Automat am Bahnhof gleich noch die Möglichkeit, einen Drogen-Exzess zu vertuschen. Drogenschnelltest, Tropfen für Kiffer-Augen, Kaugummis gegen Mundgeruch zur Überdeckung der Alkoholfahne sowie einen Alkoholtest hat der «Apo-Automat» im Angebot. Bereitgestellt werden die Produkte von der Onlineapotheke Zur Rose.

Bei sieben von zwölf Standorten Suchtklinik nicht weit

Für 22 Franken können mit dem Drogenschnelltest sechs unterschiedliche Rauschmittel nachgewiesen werden, für knappe zehn Franken kann man einen Atem-Alkoholtest beziehen, und für fünf Franken wird man mit den Kaugummis seine Alk-Fahne los.

Seit April 2019 gibt es die «Apo-Boxen». Entstanden sind sie aus einer Kooperation zwischen Selecta und der Onlineapotheke Zur Rose. Seither sind sie an zwölf Bahnhöfen in der Schweiz positioniert.

Gestern sagte Pascale Ineichen, Sprecherin der Apotheke Zur Rose, zu BLICK, dass das Produktsortiment nicht standortspezifisch sei. Allerdings zeigen BLICK-Recherchen, dass gleich bei sieben von zwölf Standorten eine Suchtklinik nur gerade acht bis maximal 25 Gehminuten entfernt ist. Wirklich Zufall?

Apotheke zur Rose wehrt sich

Konfrontiert mit den BLICK-Recherchen sagt Ineichen von der Zur-Rose-Apotheke: «Das Sortiment der Automaten wurde nie auf Suchtkliniken zugeschnitten.» Ein Zusammenhang zwischen den Produkten und den Kliniken, die anscheinend nicht weit entfernt seien, sei nie in Betracht gezogen worden. Sie beteuert: «Eine solche Verbindung existiert schlichtweg nicht!»

Zudem handle es sich beim Angebot um frei verkäufliche Artikel des täglichen Gebrauchs. Die Automaten seien für Menschen, die unterwegs sind, gedacht. «Wenn man im Ausgang war, möchte man vielleicht wissen, ob man noch fahrtüchtig ist – deshalb der Alkoholtest.»

Auch Selecta-Sprecher Yves Käser sagt auf Anfrage, dass das Sortiment der Apotheken-Automaten auf Kunden, die unterwegs sind, ausgerichtet sei. Einen Zusammenhang zwischen den Standorten der Automaten und den Kliniken sieht Käser nicht: «Die Boxen wurden an verkehrstechnisch stark frequentierten Standorten platziert, insbesondere an Bahnhöfen, wie das auch in Brugg der Fall ist.»

Projekt Apo-Boxen wird beendet

Trotzdem wird das Projekt der Apo-Boxen jetzt beendet. «Die Apo-Automaten waren von Anfang an als Pilotprojekt konzipiert. Da die gesetzten Projektziele nicht erreicht wurden, werden die Automaten nicht weiter betrieben», erzählt Käser.

Dies beweist eine Bilanz der Verkäufe am Automaten in Brugg im Zeitraum von Januar bis heute. Kein einziges Mal seien die Augentropfen oder die Mundspülung verkauft worden – der Drogentest dagegen immerhin zweimal.


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