Eines Morgens Ende Oktober macht Adrian Theler (48) im Kuhstall eine schreckliche Entdeckung: Seine Jungkuh Adele (†3) liegt tot im Stroh. Ein Stück Alu im Futter beendete ihr Leben.
Adeles Zunge hängt schräg aus dem Mund, und die Beine verharren in Totenstarre. Bauer Theler aus Susten VS ist traurig und zugleich wütend: «Alles nur, weil jemand eine Alu-Dose auf die Weide geworfen hat!»
Mal Fastfood-Abfall, mal Hundekot
Die Weide liegt direkt neben einem Golfplatz. Bauer Theler sammelt dort immer wieder Alu-Dosen, Fastfood-Abfall oder Hundekot ein. Beim letzten Mähen gerät aber eine Alu-Dose ins Mähwerk und von dort unbemerkt ins Futter. Kühe verschlingen ihr Fressen direkt. Adele merkt gar nicht, was sie da frisst.
«Am Abend vor ihrem Tod war sie apathisch und wollte nicht fressen», sagt Theler. Der Bauer denkt sich nichts dabei. Adele habe zehn Tage zuvor ein Kalb entbunden. «Da kommt es oft vor, dass Kühe nicht recht fressen wollen», sagt Theler.
Am nächsten Morgen ist Adele tot. «Blut floss aus Nase und Mund», sagt Bauer Theler. Es war ein Todeskampf: «Auf ihrem Liegeplatz lag kaum noch Stroh», sagt er. «Sie muss so oft mit den Beinen ausgeschlagen haben, dass das ganze Stroh wegflog.» Theler durchsucht daraufhin das Futter und findet verkleinerte Stücke von Alu. «Adele ist vermutlich an den inneren Verletzungen gestorben», sagt der Bauer.
Hoher finanzieller und emotionaler Verlust
Eine einzige Alu-Dose kann einen teuren Schaden verursachen. Rechne man die Kosten für die Aufzucht mit, betrage der finanzielle Schaden ungefähr 8000 bis 10'000 Franken, so Theler.
Der finanzielle Verlust sei das eine, «aber man hat auch eine emotionale Bindung zum Tier», sagt Theler. «Ich habe schampar Mühe, wenn ein Tier so gehen muss.» Alle von Thelers 24 Kühen tragen Namen, die jeweils die Kinder seiner Partnerin aussuchen.
Für den Bauernverband nichts Neues
Das Problem ist nicht neu. Wie viele Tiere jährlich an unachtsam weggeworfenem Abfall sterben, ist nicht bekannt. Um den Abfall als Todesursache festzustellen, bedarf es einer Obduktion. «Da die Bauernfamilie eine solche selber bezahlen müsste, wird das praktisch nie gemacht», sagt Sandra Helfenstein, Mediensprecherin des Schweizer Bauernverbands.
Aber so viel sei sicher: «Das Littering nimmt nach wie vor zu.» Für Bauern sei das ein riesiges Problem. Zum einen sei da der grosse Aufwand, um den Abfall einzusammeln und korrekt zu entsorgen. Und dann bestehe noch die dauernde Gefahr, dass Tiere daran verenden oder Maschinen kaputt gehen, so Helfenstein.
Was ein Bauer tun kann
Adrian Theler spricht mit den drei Kindern seiner Partnerin oft über die Folgen von unachtsam weggeworfenem Abfall. Er denke gerade darüber nach, an der örtlichen Schule Vorträge zum Thema Littering zu halten, um die Kinder zu sensibilisieren. Ausserdem hat Theler vor der Weide ein Plakat installiert, damit Passanten auf das Problem aufmerksam werden.
«Es braucht aber mehr Zivilcourage», sagt der Bauer. Wenn Passanten die Natur weiterhin als Mülleimer missbrauchten, würden weiterhin Tiere daran verenden.
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