Sie liegen auf Strassen und Plätzen, in Gebüschen oder auf Wiesen. Jahr für Jahr nimmt die Umweltverschmutzung durch Aludosen zu.
Einer, der sich dem Kampf gegen das Littering verschrieben hat, ist Paul Spring (64). Seit über 30 Jahren sammelt er rund um Riehen BS achtlos weggeworfene Getränkedosen ein. Jährlich kommt so etwa eine halbe Tonne Aluminium zusammen.
Dabei werden schweizweit immerhin rund 91 Prozent der Aludosen retourniert. Doch das reicht Spring nicht. Mit einer Petition, die er während der Herbstsession einreichen will, fordert er das Parlament auf, sich für ein Pfand einzusetzen.
Recyclingquote auf 95 Prozent erhöhen
Wer künftig Dosen im Laden kauft, soll darauf ein Pfand bezahlen – und das Geld zurückerhalten, wenn er die Dosen an die Verkaufsstelle zurückbringt. Auf einen konkreten Betrag will sich Spring nicht festlegen. Er hofft aber, die Recyclingquote so auf mindestens 95 Prozent erhöhen und das Littering reduzieren zu können.
Rund 1000 Unterschriften hat Spring bisher zusammen. Das klingt nicht nach viel. Viele Unterschriften aber hat er ganz alleine gesammelt. «Es hat praktisch jeder unterschrieben, den ich angefragt habe», versichert Spring. «Das zeigt doch, dass sich viele über den herumliegenden Abfall ärgern.»
Parlament ist bereits am Thema dran
Im Parlament könnte Spring durchaus auf offene Ohren stossen. Denn CVP-Nationalrat Alois Gmür (65) hat bereits einen ähnlichen Vorstoss eingereicht, der gleich noch PET-Flaschen umfasst. 31 Parlamentarier aus allen politischen Lagern haben den Vorstoss mitunterzeichnet, darunter Bauernverbandspräsident Markus Ritter (53), FDP-Präsidentin Petra Gössi (44) oder CVP-Präsident Gerhard Pfister (57).
Auch SP-Nationalrat Beat Jans (56) ist für ein Pfand auf Aludosen. «Bei Meisterfeiern in Basel ist immer sehr viel Abfall zurückgeblieben, aber kein einziger Mehrwegbecher», sagt er. «Das zeigt, dass ein solches Pfandsystem funktioniert.»
Hinzu kämen sozialpolitische Argumente: Obdachlose oder andere Bedürftige könnten mit dem Sammeln von Pfand-Dosen ihr Einkommen aufbessern. Das heute freiwillige Recyclingsystem dagegen löse das grassierende Littering-Problem nur ungenügend. Es seien neue Wege zu prüfen.
Detailhandel wehrt sich gegen neues System
Dennoch glaubt Jans, dass eine Pfand-Lösung im Parlament einen schweren Stand hätte. «Ich befürchte, dass die Bürgerlichen einknicken werden, denn der Druck aus dem Detailhandel ist gross», sagt er.
Tatsächlich befürchtet die IG Detailhandel mit den Riesen Coop und Migros durch die Einführung jährliche Kosten von 290 Millionen Franken. Dagegen sei das heute gut funktionierende Sammelsystem mit Kosten von 90 Millionen Franken pro Jahr deutlich günstiger. «Zumindest einen Teil der zusätzlichen Kosten müssten die Konsumenten berappen», stellte die IG gegenüber der «NZZ» klar.
Auch Swiss Recycling, der Dachverband der Schweizer Recyclingorganisationen, wehrt sich gegen ein neues System. «Das Pfand würde die dafür grundlegende Sammelinfrastruktur ohne Not zerstören», warnt der Verband. Tausende Sammelstellen in der Schweiz würden aufgelöst. Übrig blieben bloss die 7000 Sammelstellen des Detailhandels.
Notfalls eine Volksinitiative
«Die Grossverteiler wehren sich vor allem gegen die nötigen Investitionen», meint Spring. Von dem Widerstand will er sich aber nicht einschüchtern lassen. Scheitere er mit seiner Petition, überlege er sich eben eine Volksinitiative. Als Vorbild dient ihm Armin Capaul (69). Der Biobauer stemmte seine Hornkuh-Initiative ebenfalls im Alleingang und erreichte 2018 an der Urne mit über 45 Prozent einen Achtungserfolg.