Vincenzo hat ein holpriges Jahr hinter sich. Eine Zeit lang trug er lange Kunstnägel und hätte gerne Brüste gehabt. Dann fühlte er sich schlecht damit, und nun möchte er nur noch ein Mann sein – das Geschlecht, das ihm bei der Geburt zugeordnet wurde. Seine Geschichte ist kein Einzelfall. Viele Jugendliche spielen heute mit den Geschlechterrollen, sind unschlüssig, ob sie Frau oder Mann sind, oder vielleicht etwas dazwischen. Sie zeigen uns: Die Welt ist nicht nur rosa und blau. Und das ist gut so! Und normal. Die Suche nach der eigenen Identität gehört zum Erwachsenwerden. Das war nie anders. Heute stehen bloss die Leitplanken weiter auseinander, innerhalb derer die Kids experimentieren und sich finden.
Doch warum macht das einigen Angst? Anders gefragt: Warum ist das Geschlecht so wichtig? Denken wir alle mal zurück: Vielleicht haben wir uns als Bub auch die Nägel angemalt oder sind in den Jupe der Mutter geschlüpft – und fanden es toll? Oder für die ältere Generation: Verfluchten wir es nicht manchmal, dass wir als Mädchen nur Zöpfe und Rock tragen durften? Ist es nicht schön, dass die Jugendlichen heute so viel freier in Bezug auf ihr Geschlecht sind als die meisten von uns? Ich finde: Ja. Unterstützen wir sie dabei: Bleiben wir gelassen.