Es war ein langer Weg bis zur Gerechtigkeit. Nach über zwei Jahren kam der sexuelle Übergriff auf die Influencerin Morena Diaz (28) gestern vor das Strafgericht Schwyz. Lange hat die Ex-Lehrerin über den Horror geschwiegen. «Ich war blockiert, verdrängte den Übergriff. Ausserdem war ich in der klassischen Zwickmühle, dass ich meinen besten Freund nicht ans Messer liefern wollte», so Diaz vor Gericht. Doch gleichzeitig wurde die psychische Belastung zu gross. Sie nahm allen Mut zusammen und veröffentlichte die Tat in ihrem Blog Anfang 2020.
Vor dem Gericht nimmt Morena Diaz kein Blatt vor den Mund und sagt: «Es zeichnete sich bereits Monate vor dem Übergriff ab, dass er in mich verliebt ist und es zwischen uns problematisch werden könnte.» Alfredo S.* (33) habe ihr mehrmals unangenehme Avancen gemacht. Heftig sei es dann kurz vor Weihnachten geworden. Am 21. Dezember 2018 wollte er sie dringend sehen, bevor er nach Italien reist. Sie assen mit seinem Onkel und seiner Tante zu Abend, danach gingen die zwei zum Filmeschauen in sein Zimmer. Es kommt zur Tat.
Mit Gewalt geküsst und angefasst
Alfredo S. startet seine Annäherungsversuche. Als sie nicht zum Ziel führen, schwingt sich der Italiener auf die Beine von Morena Diaz, sodass sie sich nicht mehr bewegen kann. Er schiebt ihr Unterhemd und den Pullover nach oben, küsst Bauch und Brüste. «Ich versuchte ihn wegzudrücken», so die Influencerin. Sie habe dann unzählige Male Nein gesagt. Ihr Peiniger machte einfach weiter.
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Morena Diaz verfiel nach eigenen Angaben in eine Schreckstarre. Alfredo öffnete ihre Hose und berührte sie an den Geschlechtsteilen. «Er versuchte mich zu stimulieren. Ich fühlte nur noch Schmerzen», so Morena Diaz. Ihre Stimme bricht, sie weint. «Erst als er in meine Augen schaute, wurde er sich bewusst, was er tat, und liess von mir ab.»
Alfredo S. streitet vor Gericht alles ab. «Nichts davon ist wahr», sagt der Italiener. Die Übergriffe hätten schlichtweg nicht stattgefunden. Es sei zu zwei einvernehmlichen Küssen gekommen, das sei alles. Auch sein Strafverteidiger versucht das Gericht zu überzeugen, dass Diaz alles nur erfunden habe – um als Influencerin noch mehr Klicks zu generieren. Sein Vorwurf: Sie habe sich das eiskalt ausgedacht.
Selbstmitleid beim Täter
Im Schlusswort findet auch Alfredo S. kein einziges Wort, um sich für den gewaltsamen Übergriff zu entschuldigen. Er bemitleidet sich lieber selbst und sagt: «Ich bin vermutlich schuldig für meine Seele, mein Herz und meine Zeit.»
Das Gericht liess sich davon nicht überzeugen und spricht den Täter der sexuellen Nötigung schuldig. Alfredo S. kassiert eine bedingte Freiheitsstrafe von einem Jahr und muss für fünf Jahre die Schweiz verlassen. Sein Anwalt hat bereits Berufung angemeldet. Morena Diaz ist froh über den Schuldspruch: «Dieses Urteil soll Frauen Mut machen!»
* Name geändert