Noch wärmt die Sonne im 50 Hektar grossen Industriekomplex an der Aare. Die alte Portierloge ist heute ein Ausschank. Im Schatten des denkmalgeschützten achteckigen Säureturms lädt ein Spielplatz zu Abenteuern. Kinder lachen. Überdimensionale, schrille Fassadenkunst umrahmt eine kleine Freilichtbühne. Hier und dort sind schon neue Unternehmen in den visionären Uferpark gezogen.
Zwischen den stillgelegten Produktionsstätten deutet sich an, was aus der alten Zellulosefabrik Attisholz in Riedholz SO einmal werden soll. «Ein lebendiger Ort für wohnen, arbeiten, Gewerbe, Bildung, Forschung, leben, erleben und geniessen», erklärt Andreas Campi, Geschäftsführer von Halter Entwicklungen, und setzt seine Führung ins eigentliche Heiligtum der Fabrik fort.
Still und kalt ist es in den alten Hallen
Hinter der Eisentür kippt die Welt jedoch in einen magischen Kosmos. Schattige, leere Hallen ziehen sich über mehrere Stockwerke. Von rostigen Eisenträgern hängen Kalkablagerungen wie kleine Stalaktiten in Tropfsteinhöhlen. Enge Treppenhäuser führen durch ein finsteres Labyrinth, vorbei an geheimnisvollen Kammern. Fern scheinen nun die Zukunftsvisionen. Die Vergangenheit kriecht unter die Haut.
Plötzlich ist es still. Nur die Glasscherben eingeschlagener Facettenfenster knirschen unter den Füssen. Vom Dach tropft es in eine grosse Pfütze. Die gigantischen Kessel, in denen einst täglich Tonnen von Holzschnitzeln brodelten, wurden längst abgebaut. Kiesofen, Bleichturm, Gärapparate, Säurebehälter, Waschfilter, Zentrifugen – was es zur Zellstoffherstellung im Sulfitverfahren brauchte, ist demontiert.
Ein vergessener Fernsprechautomat, aus der Fassung gerissen und auf einer alten, abgewetzten Werkbank achtlos abgelegt, empfängt den Eindringling wie ein gaffender Greis. Dort, wo sich die Hitze staute, Dampf die Sicht vernebelte und giftige Gase den Atem verätzten, zieht heute kühle Luft durch. Wie viele Seufzer der Mühsal mögen diese Wände aufgesogen haben?
Als die Aufträge ausblieben, musste die Fabrik schliessen
Die Zellulosefabrik wurde 1881 gegründet. Sie war die einzige ihrer Art in der Schweiz. Viel der Bausubstanz stammt aus dieser Gründerzeit. Immer wieder wechselte die Fabrik die Besitzer, darunter die Unternehmen Tela, Hakle, Kimberly-Clark. Im Jahr 2000 erwarb Christoph Blocher die Cellulose Attisholz und verkaufte sie 2002 an eine Tochter des norwegischen Mischkonzerns Orkla. Die schloss die Fabrik 2008 wegen Mangels an Aufträgen. Ende 2016 erfolgte der Verkauf an die Halter AG, ein landesweit tätiges Zürcher Immobilienunternehmen. Die Idee eines Zentrums der Kultur und neuen urbanen Lebens war geboren.
Die alten Geister ruhen. Neue kriechen aus den Poren des Betons, haften grimmig an den Fassaden. Eine Riesenschnecke mit leuchtenden Augen. Ein galaktischer Drachen. Schwarze Monster. Tellergrosse Totenkopffalter und Hirschhornkäfer. Eine mannshohe Gottesanbeterin. Strichmännchen in Panik, die auf einer durchgezogenen schwarzen Linie dieser Unterwelt zu entkommen versuchen. Alle Wesen sind mit Sprühdosen an Wände gebannt, begleitet von mystischen Botschaften.
1200 neue Wohnungen mit alten und neuen Geistern
Graffitikünstler aus der Urban Art durften 2016 die heruntergekommene Produktionsstätte betreten, schlugen über Wochen in den Hallen ihre Zelte auf und liessen sich von Urinstinkten leiten. Die Kunstaktion «Kettenreaktion 2016» sei der Startschuss für die Arealöffnung und sukzessive Transformation gewesen, sagt Andreas Campi. «Die Künstler waren begeistert, im Off-Space kreativ und frei von Vorgaben arbeiten zu können.»
Viele der alten Hallen sollen bleiben – in direkter Nachbarschaft zu 1200 neuen Wohnungen. Neue Dienstleistungen, Gewerbe und Gastronomie sorgen für rund 1500 Arbeitsplätze, so der Plan. «Das Ganze wird sich organisch entwickeln, wird nicht aus dem Boden gestampft. Ein Generationenprojekt, keine schnell hochgezogene Retortenstadt», sagt Entwicklungsleiter Andreas Campi. Mit alten und neuen Geistern.
Die Cellulose Attisholz AG wurde 1881 gegründet. Sie war die erste und blieb auch die einzige Zellulosefabrik der Schweiz. 1914 kam es zum Zusammenschluss mit der Papierfabrik Balsthal. Dann gehörten auch die Papierfabrik Tela mit ihren Standorten in Balsthal und Niederbipp zur Cellulose Attisholz AG. 1983 erwarb der deutsche WC-Papierhersteller Hakle die Produktionshallen an der Aare. 1999 verkaufte die Attisholz-Holding Tela und Hakle an den Grosskonzern Kimberly-Clark. Nur ein Jahr später erwarb Christoph Blocher die «Cellulose Attisholz» und verkaufte sie 2002 weiter an Borregaard, ein Tochterunternehmen des norwegischen Mischkonzerns Orkla. Borregaard musste 2008 die Fabrik schliessen. Ende 2016 erfolgte der Verkauf an die Halter AG, ein landesweit tätiges Immobilienunternehmen. Halter realisiert auf dem Areal ein langfristiges Generationenprojekt.
Die Cellulose Attisholz AG wurde 1881 gegründet. Sie war die erste und blieb auch die einzige Zellulosefabrik der Schweiz. 1914 kam es zum Zusammenschluss mit der Papierfabrik Balsthal. Dann gehörten auch die Papierfabrik Tela mit ihren Standorten in Balsthal und Niederbipp zur Cellulose Attisholz AG. 1983 erwarb der deutsche WC-Papierhersteller Hakle die Produktionshallen an der Aare. 1999 verkaufte die Attisholz-Holding Tela und Hakle an den Grosskonzern Kimberly-Clark. Nur ein Jahr später erwarb Christoph Blocher die «Cellulose Attisholz» und verkaufte sie 2002 weiter an Borregaard, ein Tochterunternehmen des norwegischen Mischkonzerns Orkla. Borregaard musste 2008 die Fabrik schliessen. Ende 2016 erfolgte der Verkauf an die Halter AG, ein landesweit tätiges Immobilienunternehmen. Halter realisiert auf dem Areal ein langfristiges Generationenprojekt.