Funiciello tritt als Juso-Chefin zurück
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Sie will in den Nationalrat:Funiciello tritt als Juso-Chefin zurück

«Ich bin mit einer Frau zusammen»
Tamara Funiciello (29) outet sich als bisexuell

Von der Juso-Präsidentin ins Parlament: Im Herbst kandidiert Tamara Funiciello (29) für den Nationalrat. Vor dem Wahlkampf gibt sie nun Einblick in ihr Privatleben – und ihre Sexualität.
Publiziert: 22.06.2019 um 07:06 Uhr
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Aktualisiert: 22.06.2019 um 11:04 Uhr
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Juso-Chefin Tamara Funiciello tritt als Präsidentin der Partei zurück.
Foto: KEYSTONE

Es gibt kaum eine junge Schweizer Politikerin, die so stark polarisiert wie Tamara Funiciello (29). Bis Ende August ist sie noch Juso-Präsidentin, danach möchte sie in den Nationalrat gewählt werden. Jetzt wagt die Politikerin einen grossen Schritt: Gegenüber dem «Magazin» outet sie sich als bisexuell.

Nach mehreren langjährigen Beziehungen lebe sie zurzeit mit einer Frau zusammen. Im Privaten habe sie daraus nie ein Geheimnis gemacht, auch in der LGBT-Szene kenne man sie.

«Erste Parlamentarierin, die zu Liebe zu Frauen steht»

Doch ob sie ihre sexuelle Orientierung der Öffentlichkeit preisgeben soll, hat Funiciello lange überlegt. Ein wichtiger Grund für die Entscheidung sei, dass es im eidgenössischen Parlament noch nie eine Frau gegeben habe, die offen zu ihrer Liebe zu Frauen stehe. «Dieses Sprachrohr fehlt. Bei der ‹Ehe für alle›, beim Diskriminierungsgesetz, überall», sagt sie zur Zeitschrift. Würde sie im Herbst in den Nationalrat gewählt, wäre sie dort die erste goutete Lesbe.

Während ihrer Amtszeit als Juso-Chefin wurde Tamara Funiciello immer wieder Opfer von persönlichen Beleidigungen, vor allem im Netz. Zuletzt räumte sie ein, der Hass ziehe nicht spurlos an ihr vorbei. 

«Wir verstecken uns nicht»

Geht es aber um ihre Bisexualität, versichert sie: «Mir ist egal, was die Leute von mir denken.» Ihre Orientierung in der Öffentlichkeit zu verbergen, damit habe sie sich unwohl gefühlt. Funiciello: «Die Menschen sollen nicht glauben, dass ich unehrlich bin.»

Zudem habe sie vermeiden wollen, dass jemand anders ihr zuvorkommen könnte. Das wäre ein Kontrollverlust. «Meine Partnerin und ich gehen auf Lesbenpartys und kaufen zusammen ein. Wir verstecken uns nicht», so die Politikerin.

Bei den kommenden Nationalratswahlen steht Funiciello auf der Liste der Berner SP. Ihr Ziel im Parlament: Mehr Sichtbarkeit für ihre Parteikolleginnen. Zur Zeitschrift sagt sie: «Die Partei ist erfolgreich, weil die Frauen dermassen gut arbeiten. Aber sichtbar sind nicht sie, sondern die lauten ‹Dudes›. Das macht mich hässig und will ich ändern.» (hah)

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