Die Hiobsbotschaft kam Anfang Juli: Keime in den Testkits! Diverse Kantone mussten ihre PCR-Speicheltests austauschen: Der Pharmahändler Disposan aus SchlierenZH hatte verunreinigte Röhrchen geliefert.
Das Problem war die Kochsalzlösung, in der sich bei längerer Lagerung und erhöhten Temperaturen Keime bildeten. Die waren zwar nicht gefährlich, doch die Röhrchen mussten auf Anweisung von Swissmedic aus dem Verkehr gezogen werden.
Keine Tests nach den Ferien?
Die Folge: Allein der Kanton Graubünden schickte 300 000 Testkits zurück. Vom Disposan-Debakel betroffen waren auch Zürich, Bern, Aargau, Luzern, Schwyz, Glarus, Jura, Freiburg, Zug, Schaffhausen, Thurgau und Wallis. In diesen Kantonen gab es in Betrieben oder Schulen mit einem Mal keine Massentests mehr.
«Der Zwischenfall kommt zu einem ungünstigen Zeitpunkt», meldete das Bundesamt für Gesundheit. In der Tat: Die Schweizer kehren aus den Ferien zurück, in vielen Kantonen startet Mitte August der Unterricht. Der Skandal schien perfekt: Keine Tests nach den Ferien!
Testkits werden schweizweit verteilt
Doch dann gab Graubünden Entwarnung: Der Bergkanton hat ein Reservelager – er kann weiter Testkits an Schulen und Betriebe liefern. Und jetzt ist klar: Auch für die meisten anderen Kantone sind PCR-Massentests vorhanden. Zürich, Bern, Luzern, Schwyz, Zug, Schaffhausen, Freiburg, Jura und Wallis können pünktlich loslegen.
Denn die organisieren ihre Testungen über die Plattform «Together We Test» der Hirslanden-Gruppe. Die reagierte nach dem Disposan-Stillstand schnell und fand mit der Berner Firma Ender Diagnostics einen neuen Lieferanten. Die Produktion läuft auf Hochtouren: In der Messe Zürich-Oerlikon stellen 200 Leute im Schichtbetrieb Testkits zusammen – mindestens 60 000 pro Tag. Swissmedic hat die Bewilligung bereits erteilt. Der Kanton Bern kann schon nächste Woche mit 250 000 Testkits rechnen. Zürich wird bis zum Schulstart 330 000 Stück erhalten.
Ab der zweiten Schulwoche wird im Aargau getestet
«Die Massentests über unsere Plattform können Mitte August gestartet werden», sagt Hirslanden-CEO Daniel Liedtke (50). Das bedeutet grünes Licht für knapp 5000 Betriebe, Schulen und Organisationen in den neun Kantonen, die mit Hirslanden zusammenarbeiten. «Das ist umso wichtiger, weil das Virus aus den Ferienländern mit einreist», sagt Daniel Liedtke. «Gerade in den Schulen kann es rasch zur Bildung von Virenherden kommen, die von dort zu den Eltern und Grosseltern gelangen.» So könnten Kinder zu stillen Überträgern des Virus werden, ohne es zu merken. «Deshalb ist das Testen nach den Ferien so wichtig.»
Die Hirslanden-Gruppe bietet ihre Unterstützung auch anderen Kantonen an. Der Aargau wäre dafür eigentlich ein Kandidat. Denn dort beginnt die Schule schon morgen Montag. Doch die Aargauer haben einen eigenen Ersatzlieferanten gefunden: Procomcure Biotech übernimmt den Job von Disposan. Es reicht zwar nicht ganz für den Schulstart, doch in der zweiten Schulwoche wird auch im Aargau wieder regelmässig getestet.