Der SVP-Chefstratege schlage «überraschend konziliante Töne» an, schrieb die «Zürichsee-Zeitung» über das Interview mit Christoph Blocher. Doch was einige Zeilen weiter unten folgte, war alles andere als konziliant, geschweige denn gemässigt.
In Bezug auf die Abstimmung über die Durchsetzungsinitative sprach der ehemalige Bundesrat von einer Kampagne, die die «Staatsmedien samt BLICK und NZZ» gegen die SVP geführt hätten – einem «Kampf», der ihn in seiner «Radikalität an die Methoden der Nationalsozialisten den Juden gegenüber erinnert» (BLICK berichtete).
Wie bitte? Blocher vergleicht Kritik an der SVP mit dem Holocaust?
«Ich war aufgebracht»
Gábor Hirsch war entsetzt, als er am Wochenende von diesem Vergleich las. Der 86-Jährige amtete bis 2011 als Präsident der inzwischen aufgelösten Kontaktstelle für Überlebende des Holocaust in der Schweiz. Er selbst war vor 72 Jahren, als 14-jähriger Bub, zusammen mit seiner Mutter und weiteren Verwandten von Ungarn ins Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau deportiert worden und überlebte die Nazi-Gräuel nur knapp.
Heute lebt der gebürtige Ungar im zürcherischen Esslingen. Nach der Befreiung des Konzentrationslagers durch die Rote Armee war er in seine Heimatstadt Békéscsaba zurückgekehrt, bevor er 1956 in die Schweiz emigrierte und dort an der ETH studierte.
«Ich war aufgebracht, als ich Blochers Aussage las», sagt der heute 86-Jährige. «Wie kann man eine solche unvergleichliche Katastrophe, bei der Millionen von Menschen – Babys, Kinder, Greise – umgebracht worden sind, nur so verharmlosen?»
Er sah den Rauch aus den Krematorien steigen
Hirsch selbst verlor durch den Holocaust seine Mutter. Nach der Deportation nach Auschwitz sah er sie im Lager nur noch zweimal kurz wieder – Jahrzehnte später erfuhr er, dass sie damals in ein anderes KZ gebracht worden war und dort ums Leben kam.
Der 14-jährige Gábor hingegen wurde bei seinem Eintritt 1944 als arbeitsfähig eingestuft und dem «Zigeunerlager» zugeteilt. «Ich musste kleinere Arbeiten verrichten, zum Beispiel unsere Baracke putzen und die Kübel mit Fäkalien hinaustragen», erinnert sich Hirsch. Regelmässig beobachtete er, wie Rauch aus dem Kamin der Krematorien nebenan quoll – im jugendlichen Unwissen darüber, was in deren Innerem gerade Grausames geschah. Allein in Auschwitz-Birkenau wurden zwischen 1940 und 1945 rund eine Million Juden getötet.
Auch Hirsch überlebte die KZ-Hölle beinahe nicht. Mehrmals wurde er selektioniert und kam seinem Todesurteil jeweils nur im letzten Moment – und durch eine grosse Portion Glück – davon. Als ihn Soldaten der Roten Armee am 27. Januar 1945 fanden, wog der geschwächte Teenager noch 27 Kilo.
Es sind Fakten, an die sich Blocher erinnern solle, bevor er ein weiteres Mal einen solchen Vergleich wage, sagt Hirsch an die Adresse des SVP-Vertreters gerichtet. «Ich erwarte, dass sich Herr Blocher als Jurist, als Akademiker etwas besser mit der Vergangenheit auseinandersetzt. Vielleicht revidiert er seine Meinung dann und sagt so etwas nicht wieder.» (lha)
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