Mehr als 80 Bewerbungen verschickte Thomas Pfister (59) seit Dezember. Doch zurück kamen nur Absagen. «Es war frustrierend», sagte der Schweizer aus Opfikon ZH zu Blick. Statt aufzugeben, bewies er kreativen Geist und stellte sich mit einem selbstgebastelten Schild an den Zürcher Bahnhof (Blick berichtete). Mit der Aufschrift «Ich suche Arbeit!» lief er Anfang April zwischen Pendlern und Touristen umher. Die Aktion hat sich gelohnt, Pfister bekommt eine Stelle als Service-Mitarbeiter am Zürcher HB.
«Ich freue mich, wieder arbeiten zu können», sagt er am Donnerstag zu Blick. Pfister wird in Zukunft Kunden beim Ticketkauf unterstützen, sie beraten und Passagieren den richtigen Weg ans Ziel zeigen. Für ihn genau das Richtige. «Mein halbes Berufsleben bestand aus Kundenkontakt – das war mir ganz wichtig», sagt Pfister.
Konventionelle Bewerbungen blieben erfolglos
Zuvor arbeitete er in der Metall-Branche – teilweise im Verkauf, teilweise in der Werkstatt. Da es gesundheitlich zu anstrengend wurde und ein reiner Bürojob nicht zur Verfügung stand, verlor er seine Stelle. Pfister wollte aber unbedingt wieder arbeiten.
Er bringt Erfahrung, Motivation und Elan mit – dennoch wurde er schnell mit der unschönen Realität konfrontiert. «Es ist wahnsinnig schwierig für Menschen in meinem Alter, einen neuen Job zu finden», sagt er. Auf konventionellem Weg gelang es ihm nicht.
Ab 1. Mai darf Pfister wieder arbeiten. Die Stelle am grössten Bahnhof der Schweiz ist befristet, doch Pfister ist motiviert. «Das Wichtigste ist es, Fuss zu fassen», erklärt er. Der Zürcher ist überzeugt, dass ihm seine jahrelange Arbeitserfahrung auch im neuen Job zugutekommt.
«Auffallen und Menschen zum Schmunzeln bringen»
Falls nötig werde Pfister mit neuen kreativen Ideen auf Jobsuche gehen. «Mit etwas, das auffällt und die Menschen zum Schmunzeln bringt», so sein Rat an andere Jobsuchende in seinem Alter.
Auch in den sozialen Medien kam Thomas Pfisters mutige Jobsuche gut an. Pfister konnte sich vor Jobangeboten kaum retten und wurde sogar aus den Niederlanden und Grossbritannien kontaktiert. Er wollte aber unbedingt in Zürich bleiben. «Ich habe hier meine Frau und mein Eigenheim», erklärt er.
Den Job bekam er nicht durch die mediale Aufmerksamkeit. Ein SBB-Mitarbeiter hat ihn gesehen und angesprochen. Am Tag darauf bekam er bereits eine E-Mail und einige Zeit später den Vertrag.
Michael Hofstetter, Leiter des SBB Zürich HB, gratuliert Pfister auf Linkedin: «Wir freuen uns, dich zu unserem Team zu zählen.» Und auch Pfister kann den 1. Mai kaum abwarten. «Ich bin einfach glücklich, dass es jetzt wieder losgeht.»