Die EM steht an – und somit auch das Public Viewing. Für viele, vor allem jüngere Generationen, ist somit klar: Die Fussballabende werden in den lokalen Shishabars verbracht. Gute Stimmung, eine Wasserpfeife und ein lockeres Umfeld – was will man mehr? Dabei spielen sich in den beliebten Bars hinter geschlossenen Türen oft illegale Geschäfte ab, wie der «Bote» berichtet.
Geldwäsche, Drogenhandel, Glücksspiele, illegale Waffen, Schmuggel – erst neulich wurden hierzulande zwei Türken wegen Verdachts auf Beziehung zu der türkischen Mafia verhaftet. Die beiden waren in einem Netzwerk aus Lokalen, zu welchen unter anderem auch Shishabars gehören, tätig. Speziell der Schmuggel mit dem Tabak für die Wasserpfeifen ist ein aufblühendes Geschäft – und stellt die Zollbeamten vor eine Herausforderung.
25 Tonnen geschmuggelter Tabak registriert
So wurden in den vergangenen fünf Jahren an Schweizer Zöllen mindestens 25 Tonnen geschmuggelter Shishatabak beschlagnahmt oder nachträglich besteuert. Laut Simon Erny, Sprecher des Bundesamts für Zoll und Grenzsicherheit (BAZG), dürfte der tatsächliche Wert jedoch höher sein, denn: «Die kleinen, nicht deklarierten Mengen im Reiseverkehr, die wir nicht systematisch erfassen» seien bei der Datenerhebung nicht berücksichtigt worden.
Der Rekordwert aus dem Jahr 2014 lag bei 857 Tonnen importiertem oder selbst hergestelltem Wasserpfeifentabak. Als 2015 dann der Zollansatz von fünf Franken auf 80 Franken pro Kilo erhöht wurde, fiel der registrierte Wert nur ein Jahr später dann plötzlich auf 35 Tonnen. «Der legale Import hat nach der Steuererhöhung markant abgenommen», so Erny. «Der Umstand, dass der Bedarf an Wasserpfeifentabak wohl kaum im gleichen Umfang abgenommen hat, bringt uns zur Annahme, dass erhebliche Mengen unversteuert in die Schweiz gelangen.»
Zwar stieg der Import bis 2019 wieder auf 63 Tonnen an, was Steuereinnahmen in Höhe von bis zu 5,2 Millionen einbrachte, im Vergleich zu 2014 ist aber auch dieser Wert sehr klein.
Plötzlicher wieder hoher Import während Corona
Die Entwicklungen während der Pandemie unterstützen die Theorie des BAZG: So schossen die registrierten Mengen an Shishatabak, die in die Schweiz gelangten, plötzlich wieder in die Höhe. Mehr als 92 Tonnen sollen zwischen 2020 und 2021 importiert worden sein. Der Grund sieht Erny in der erschwerten Einreise: «Wir führen das auf die teilweise geschlossenen Grenzen zurück, was zumindest zwischenzeitlich den Schmuggel, der im Reiseverkehr erfolgt, erschwert haben dürfte.»
Kaum galt Corona als besiegt und die Grenzen waren wieder offen, fielen die importierten Mengen Wasserpfeifentabak wieder: 2022 waren es 67 Tonnen, 2023 dann nur noch 56 Tonnen.
Ist die gefragte Ware einmal in der Schweiz, wird sie zu einem stolzen Preis von 25 Franken pro Shisha verkauft – ein einfaches Geschäft, was Millionen einbringt.
Zusammenarbeit mit anderen Läden
Doch der Tabak, der meistens aus dem Orient, der Türkei oder den Arabischen Emiraten stammt, wird wohl nicht nur ins Land geschmuggelt – laut Erny gibt es Anzeichen dafür, dass er hierzulande auch illegal angebaut wird.
Zudem arbeitet der Zoll auch eng mit den Kantonen zusammen. «Es gibt Hinweise darauf, dass die Schmuggler von Wasserpfeifentabak auch in andere Schmuggelaktivitäten oder kriminelle Aktivitäten verwickelt sind», sagt Erny. Dazu gehören etwa Geldwäsche oder Drogenhandel.
Zudem stehen die Schmuggler oft in Kontakt mit Barbershops oder Dönerläden. Auch in diesen Gewerben scheint es also nicht immer ganz sauber zuzugehen.