Viele Gebäude sind mittlerweile von tiefen Rissen gezeichnet. Ein Stall und ein Wohnhaus mussten bereits abgerissen werden. Ein Carport ist einsturzgefährdet. Brienz GR ist von einem Bergsturz bedroht, der Hang bewegt sich.
Nun zeigt sich: Ein Teil des über dem Dorf im Albulatal rutschenden Berges bewegt sich immer schneller, wie die Gemeinde am Montag mitteilte. Ein Bergsturz könnte sich ab dem Frühsommer ereignen. Gemäss Fachleuten sollte sich das Ereignis über Wochen ankündigen, sodass «ausreichend Zeit bleibt, um das Dorf geordnet zu evakuieren».
«Der Gemeindeführungsstab hat am Montag beschlossen, die Pläne für eine allfällige Evakuierung wiederaufzunehmen und an die aktuellen Verhältnisse anzupassen», erklärte Christian Gartmann, Mediensprecher der Gemeinde, gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Die Gemeinde will die Bevölkerung am 13. April über die angepassten Pläne informieren.
Ganzes Dorf rutscht Richtung Tal
Die Evakuierung würde geordnet während mehreren Tagen durchgeführt. Sie sollte vorübergehend sein und nach Möglichkeit aufgehoben werden, sobald sich die Gefahr entschärft hat.
Die Bedrohung für das 100-Seelen-Dorf ist seit Jahren bekannt. Das ganze Dorf rutscht langsam aber sicher zu Tal und zudem bewegen sich Felsmassen über dem Dorf. Ins Gestein oberhalb des Ortes ist in letzter Zeit Bewegung gekommen. Ein Teil des Berghanges, «Insel» genannt, bewegt sich mittlerweile mit bis zu 32 Metern im Jahr – mit weiterhin zunehmendem Tempo.
«Falls diese Entwicklung so weitergeht, kann nicht ausgeschlossen werden, dass die Insel oder Teile davon zwischen Frühsommer und Ende des Jahres abgleiten oder abstürzen», schrieb die Gemeinde in der Mitteilung. Wann und wie ein solches Ereignis stattfindet, könne zurzeit noch nicht vorausgesagt werden.
Mehrere Szenarien denkbar
Es bestehe im Moment aber keine unmittelbare Gefahr für das Dorf Brienz/Brinzauls, betonten die Behörden. In den nächsten Wochen müsse mit einem Bergsturz nicht gerechnet werden.
Unklar ist auch die Dimension des Bergsturzes, wie der Mediensprecher erklärte. Das Szenario reicht von kleineren Felsstürzen über einen grossen Rutsch bis hin zu einem ausgewachsenen Bergsturz. Ersteres ist das wahrscheinlichste Szenario, letzteres das am wenigsten wahrscheinliche. (SDA)