Darum gehts
- Kleinflugzeug stürzt nahe La Punt GR ab
- Augenzeugen berichten von Explosion und riesigem Feuerball
- Anwalts-Paar und Sohn sterben
Ein Kleinflugzeug ist oberhalb von La Punt GR im Engadin abgestürzt. Die Kantonspolizei Graubünden bestätigte den Vorfall vom frühen Montagabend gegenüber Blick. Ein Rega-Helikopter und zahlreiche Rettungskräfte standen im Einsatz.
Das einmotorige Propellerflugzeug des Typs Extra EA-400 war um 17.20 Uhr auf dem Flugplatz Samedan mit Ziel Roskilde, Dänemark, gestartet, heisst es in einer Mitteilung vom Dienstagvormittag. Zwei Minuten später stürzte es am nördlichen Dorfrand von La Punt Chamues-ch in bewohntem Gebiet ab und brannte vollständig aus.
La Punt hatte «riesiges Glück»
«Die Einsatzzentrale wurde am Montagabend um kurz vor 18 Uhr informiert, dass es einen riesigen Knall gegeben hat und ein Flugzeug abgestürzt ist», sagt Markus Walser, Mediensprecher der Kapo.
Die Einsatzkräfte seien sofort aufgeboten worden und hätten vor Ort die Trümmer des Flugzeugs vorgefunden. Walser betont, dass La Punt in Anbetracht der Absturzstelle auf einem angrenzenden Feld «riesiges Glück hatte, dass nicht noch mehr passiert ist». Es habe im Gebiet mit vielen Ferienhäusern keine Gebäudeschäden gegeben.
Gemeindepräsident Peter Tomaschett äusserte sich gegenüber Blick bestürzt: «Es ist sehr traurig, was passiert ist. Wir senden unser Beileid an die Angehörigen der verstorbenen Familie.» Die Gemeinde La Punt habe aber grosses Glück gehabt. «Wäre der Absturzort nur ein paar Dutzend Meter weiter unten gewesen, hätte es viel schlimmer kommen können, denn da hat es viele Erst-Wohnungen», so Tomaschett weiter. «Das Flugzeug stürzte in ein Ferienhausquartier, das im Moment kaum bewohnt ist.»
«Betroffen und schockiert»
Alle Flugzeuginsassen, vermutlich drei Personen, verstarben. Das Flugzeug war am 13. März aus Dänemark angereist und befand sich auf dem Rückflug. Die formale Identifikation der Todesopfer steht noch aus.
Wie die dänische «Ekstrabladet» berichtet, handelt es sich bei den Verunglückten um das Anwalts-Paar Line M.* und Andreas C.* sowie den gemeinsamen Sohn. Dies schreibt die Anwaltskanzlei Horten in einem Mail. Die beiden seien «über 20 Jahre lang ein wichtiger Teil der Kanzlei gewesen», heisst es weiter. Man sei «tief betroffen und schockiert» über den tragischen Unfall. Die Belegschaft an drei Standorten des Unternehmens wurde über den Unfall informiert.
Auch World Sailing, der Weltverband aller Segelsportarten, trauert um Line M. Sie war dort Mitglied und Vize-Präsidentin. Verbands-Präsident Quanhai Li wird auf der Newsplattform «Sail World» folgendermassen zitiert: «Dies ist eine schreckliche Tragödie und ein grosser Schock. Unsere Gedanken sind in dieser unvorstellbar schweren Zeit bei der Familie und den Freunden von Line und Andreas.» Weiter heisst es: «Line war ein aussergewöhnlicher Mensch und in unserer weltweiten Segelgemeinschaft bekannt und bewundert.»
Über sich selbst schrieb Line M.: «Segeln hat immer eine grosse Rolle in meinem Leben gespielt. Ich habe auf der Rennstrecke nie gut abgeschnitten, aber es macht mir grossen Spass, an Rennen teilzunehmen und meine Segelfähigkeiten zu verbessern, indem ich mich mit erfahrenen Seglern messe.»
Das dänische Aussenministerium bestätigt den Tod von drei Dänen in der Schweiz. «Das Aussenministerium steht im Dialog mit den örtlichen Behörden», heisst es aus Kopenhagen. Die Angehörigen seien bereits informiert worden. Weitere Angaben werden aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes nicht gemacht.
Starker Rauchgeruch
Ein Augenzeuge berichtete von dramatischen Szenen: «In den letzten drei Sekunden vor dem Absturz hat sich das Flugzeug um die eigene Achse gedreht und ist in den Boden geflogen. Dann hat es eine Explosion und einen riesigen Feuerball gegeben.»
Ein Blick-Leserreporter, der eigenen Angaben zufolge rund 200 Meter vom Unglücksort entfernt wohnt, berichtete weiter von starkem Rauchgeruch in der Umgebung. «Die Polizei und die Rega waren vor Ort und liessen niemanden durch.» Auf Bildern sind zahlreiche Einsatzfahrzeuge und ein Rettungshelikopter zu sehen.
Die Ursache des Absturzes wird durch die Bundesanwaltschaft, die eine Strafuntersuchung eröffnet hat, in Koordination mit der Schweizerischen Sicherheitsuntersuchungsstelle (Sust), der Staatsanwaltschaft Graubünden, der Bundeskriminalpolizei und der Kantonspolizei Graubünden untersucht.
*Name bekannt