Als wollten die Kids Dampf ablassen nach dem langen Corona-Verzicht auf Partys – viele spüren wohl auch grosse Erleichterung darüber, dass die Schultage endlich gezählt sind: In Chur feierten Maturanden der Bündner Kantonsschule (BKS) am Donnerstag und Freitag gleich zwei Anlässe. Diese gerieten ausser Rand und Band.
Schon am Donnerstag kam es bei einer ausgelassenen Abschlussparty auf der Sportanlage Sand zu chaotischen Szenen. Rund 200 Schülerinnen und Schüler feierten auf dem Sportplatz und hinterliessen dabei Unmengen Müll, wie Anwesende gegenüber Blick bestätigen. Anschliessend habe eine kleinere Gruppe bis in die Morgenstunden weiter «gefeiert» und sich Zugang zu einer Turnhalle verschafft. Dort sei es zu Sachbeschädigungen und «heftigen Auseinandersetzungen zwischen einzelnen Teilnehmern» gekommen.
«Skandal-Party» am Freitag
Am Freitagmorgen fand in der Aula ein mehr oder weniger offizieller Anlass statt, den sich Gruppen von Schülern regelrecht von der Schulleitung erzwungen hatten. Im Rahmen des jährlich stattfindenden Maturastreichs wurden ein paar Schüler nach 9.15 Uhr immer angriffiger. Einige riefen offenbar zu Randale-Akten auf, wie Schüler gegenüber Blick ausführen. Eine Gruppe verschaffte sich Zutritt zu einem Zimmer, in dem gerade Prüfungen im Gange waren.
Philippe Benguerel, Rektor der BKS, sei persönlich darum bemüht gewesen, dass Corona-Regeln eingehalten werden. Das habe sich «als äussert schwierig gestaltet». Schliesslich kam es zur Party: Einer Schülergruppe gelang es, verschiedene Klassen in die Aula zu lotsen. «Die Autoritätspersonen willigten grösstenteils sogar ein», so die Schüler gegenüber Blick. Gegen 10.30 Uhr versammelten sich demnach rund 250 Schülerinnen und Schüler in der Aula: «Mit lauter Musik wurde die Party schliesslich lanciert und nahm unbeschwert ihren Lauf.»
Rektor Benguerel sei derweil darum bemüht gewesen, auf dem Pausenplatz Verweise an Schüler zu verteilen, die dort Cannabis konsumierten. Doch die Situation eskalierte: «Die Lage verschlimmerte sich zusehends, als einzelne Schüler sogenannte Alcopops unter den minderjährigen Schülern zu verteilen begannen», so die Schüler zu Blick. «Rektor Benguerel ergriff anschliessend das Mikrofon und versuchte die Menge zu beruhigen.» Unter grossem Protest der Feiernden gelang es dem Hausdienst schliesslich, den Tanzspass gegen 11.30 Uhr aufzulösen. Danach seien zahlreiche Schüler «berauscht durch die Gänge geirrt». Die Schüler sprechen von einer «Skandal-Party» an ihrer Schule.
Von Schulleitung genehmigt
Den Abschlussklassen sei für ihren letzten Tag vor den Maturaprüfungen eine «Sequenz» erlaubt worden, bei der sie zwischen 30 und 45 Minuten tanzen durften. Das bestätigte Rektor Benguerel gegenüber «20 Minuten». Benguerel nannte dabei keine Zahl der anwesenden Personen. Der Anlass dauerte seinen Angaben zufolge bis 11.15 Uhr.
Schutzkonzept der Schule
Das Tanzen war laut Benguerel Teil eines Programms zum Anlass des Abschlusstages der Maturaklassen an der Schule. Bei der Veranstaltung habe das Schutzkonzept der Schule gegolten, sagt er. Beispielsweise seien Essen und Getränke verboten gewesen. Die Schülerinnen und Schüler hätten sich an die Regeln gehalten – zumindest soweit die Aufsichtspersonen dies beobachten konnten.
Videomaterial zeigt klar, dass die Schüler zwar Masken tragen, den vorgeschriebenen Abstand aber kaum einhalten. Die Feiernden haben sichtlich grossen Spass bei der improvisierten Feier von Abschlussklassen.
Wie BKS-Schüler gegenüber Blick zudem bestätigen, seien Regeln schon die ganze Woche über kaum eingehalten worden. In Pausen sei es jeweils grosse Gruppen mit bis zu 30 Personen gebildet, ganz zu schweigen von offenem Alkohol- und Drogenkonsum. «Abstandsregeln und Maskenpflicht wurden nicht gross beachtet», so ein Schüler zu Blick. (bra/kes)