«So schlimm wie in diesem Jahr war es noch nie», sagt Curdin Frei (46), Hotelbesitzer des Flüela Hospiz zu Blick. Tagtäglich kommt es beim Passhotel, das zwischen Davos und dem Unterengadin liegt, zu drei bis vier hässlichen Vorfällen mit Durchreisenden. In einem Facebook-Post hat Frei seinem Ärger Luft gemacht.
Die Passbesucher werfen ihren Müll überall hin, verrichten ihre Notdurft auf dem an das Hotel angrenzenden öffentlichen Parkplatz und schrecken auch nicht davor zurück, an die Hauswand des Hotels zu urinieren. Immer wieder setzen sich die Durchreisenden auch auf die Treppe vor dem Restaurant, versperren so den zahlenden Gästen den Weg und motzen diese auch noch an. Bittet Frei die Touristen, den Weg freizumachen, wird er nicht selten ebenfalls angepöbelt.
Mit dem Zug statt Auto ins Bündnerland
Freis Post hat auf Facebook eine rege Diskussion ausgelöst. Viele Nutzer sind schockiert.
Frei erzählt von einem besonders kuriosen Fall. Mitten in der Nacht habe es an der Hoteltür geklopft, ein Mann habe ein Zimmer buchen wollen. Das Hotel war jedoch ausgebucht. Der Mann habe daraufhin vorgeschlagen, Frei könne ihn doch auf dem Boden des Restaurants schlafen lassen – umsonst versteht sich. «Die Leute meinen, es gehört ihnen alles», ärgert sich Frei über die Rücksichtslosigkeit der Leute.
Hotelgäste genervt
Er berichtet auch von Gruppen, die ihre Velos einfach an fremde Autos anlehnen würden. «Als ich sie darauf hingewiesen habe, dass das nicht geht, sind sie alle verbal auf mich los», so Frei.
Der Hotelier ist ratlos und verzweifelt. Immer wieder entdeckt er auf dem Parkplatz Fäkalien. Dort gebe es einen grossen Stein, den Kinder gerne zum Spielen nutzen würden. «Jetzt spielen die Kinder dort regelmässig in Fäkalien und Abfall», regt sich Frei auf. Auch Windeln und Tampons habe er bereits eingesammelt. «Die Leute sind einfach zu faul, zum Mülleimer zu laufen», sagt er entsetzt.
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Die zahlenden Gäste stört die Situation laut Frei ebenfalls. Hinzu kommt: Immer wieder wird die Nachtruhe durch Jugendliche gestört. Sie lassen die Motoren ihrer Autos aufheulen oder fahren mit Vollgas an den Häusern vorbei. Und: Sie machen sogenannte Donuts, bei dem sich das Auto mehrmals um die eigene Achse dreht und schwarze Reifenspuren auf der Strasse hinterlässt. Die Hotelgäste beschweren sich wegen des Lärms bei Frei, weil sie nicht schlafen können.
Schlechte Bewertungen im Internet
Seit vier Generationen ist das Hotel im Besitz der Familie Frei. «Mit der Pandemie hat es angefangen, die Leute werden immer rücksichtsloser», sagt Frei niedergeschlagen. Er hat bei den Behörden schon um Unterstützung gebeten, passiert ist bislang aber noch nichts. «Jung, alt, ausländischer Tourist oder Schweizer – alle werden immer respektloser», kritisiert er die Durchreisenden.
Sorgen macht ihm zudem ein neuer Trend. Wehrt sich Frei gegen die Pass-Touristen, geben sie ihm eine schlechte Bewertung im Internet. «Sie behaupten einfach Dinge, die nicht stimmen», ergänzt der bedrückte Hoteleigentümer. Ihm graut es vor den Sommerferien. «Keine Ahnung, wie es aussieht, wenn alle frei haben.»