Pausenlos klingelt das Mobiltelefon von Theepan Suntharalingam (48). Dutzende Patienten und Angestellte fragen, wie es weitergeht. Der Luzerner versucht, die Leute zu beruhigen. Konkrete Antworten kann er aber noch nicht geben. Suntharalingam ist Geschäftsführer der privaten Spitex Rotsee AG in Ebikon LU. Seit dem 1. Januar hat die Firma keine Betriebsbewilligung mehr. Er darf nur noch Hilfe im Haushalt und Betreuung anbieten. Das Hauptgeschäft, die dezentrale Pflege, darf er nicht mehr betreiben.
Grund für das Ende der Bewilligung: Die Fort- und Weiterbildung wurde laut der Gemeinde Ebikon nicht genügend nachgewiesen. Und zwar nicht nur für 2021, sondern auch für die beiden Jahre zuvor. Darum sei das Wohlergehen der betreuten und gepflegten Personen nicht gewährleistet, schreibt die Gemeinde im Brief. Suntharalingam wehrt sich vor Gericht gegen den Entscheid. Seine Einsprache hat nach der Überprüfung durch das Kantonsgericht keine aufschiebende Wirkung.
Unsichere Zukunft für Patienten
Für einen Teil der 159 Kunden der Spitex Rotsee hat das heftige Folgen. Blick sprach mit Peter von Moos (68), einem langjährigen Kunden der Privat-Spitex Rotsee AG. Der Anwalt, ehemalige Notar und nebenamtliche Verwaltungsrichter in Luzern leidet seit 1976 an einer Querschnittlähmung. Er ist ab dem fünften Wirbel abwärts gelähmt. Wie es jetzt weitergehen soll, weiss er noch nicht.
«Ich brauche jemanden, der auch nachts kommen kann, um mich umzulagern und zu kontrollieren, ob alles in Ordnung ist. Befindet sich kein Urin im Sack, braucht es bereits eine Prüfung. Das schafft sonst, soweit ersichtlich, keine andere Spitex», sagt der Tetraplegiker.
2012 bis 2016 kamen die privaten Pfleger vor allem für seinen betagten Vater. Als 2018 sein Ellenbogengelenk unheilbar kaputt ging, brauchte von Moos schliesslich die Pflege selber. Er nimmt auch die Haushaltshilfe in Anspruch.
«Ich könnte schlicht nicht mehr in meiner Wohnung leben, wenn ich keine gleichwertige Spitex finde.» Ein grosses Problem sei auch der Preis. Er sagt: «Ich habe Preise gesehen von bis zu 80 Franken die Stunde. Bei Spitex Rotsee zahle ich 45 Franken.» Der Jurist kann nicht nachvollziehen, warum die Gemeinde mit der privaten Spitex so hart umgeht. Er sagt: «Es ist doch nicht verhältnismässig, eine Firma wegen kleiner Mängel gleich zu schliessen.»
Nur noch die Januarlöhne
Wie der Geschäftsführer sagt, kann er noch die Löhne für Januar bezahlen, dann ist die Kasse leer. «Von insgesamt 2,1 Millionen Franken Umsatz pro Jahr entfallen nur 360'000 Franken auf Betreuung und Haushaltshilfe. Diese Dienstleistung dürfte ich weiterhin erbringen, damit kann die Firma aber nicht überleben.»
Die Spitex Rotsee AG hat beim Gesundheits- und Sozialdepartement des Kantons Beschwerde eingereicht. Denn: «Die Zahlen, die zur Ablehnung der Bewilligung geführt haben, sind falsch», sagt Theepan Suntharalingam. Er habe alles versucht, um die Auflagen zu erfüllen. Er habe aber wegen der fehlenden Weiterbildungsplätze erst im September damit starten können. Suntharalingam versichert: «Seither holen wir auf. Wir haben auch für 2022 schon Plätze gebucht.»
In einer Stellungnahme schreibt hingegen die Gemeinde Ebikon, dass die Privat-Spitex genügend Vorlaufzeit gehabt habe, um die Auflagen zu erfüllen, und dass mit der Firma auch stets ein Dialog geführt worden sei. Als Standortgemeinde sei sie verpflichtet, die Leistungserbringung zu überprüfen.
Wer in dem Streit recht bekommt, entscheidet schon bald das Kantonsgericht des Kantons Luzern.
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