Darum gehts
- Brian Keller absolviert ersten Boxkampf
- Er gewinnt bereits nach 38 Sekunden
- Totz Sieg ist er nicht zufrieden
Für Brian Keller (32) war es mehr als nur ein Boxkampf. Er kämpfte am Samstagabend in der Winterthurer Axa-Arena nicht nur für den Sieg. Sondern auch für seinen Ruf: Schafft er den Sprung weg vom renitenten Häftling in den Profisport?
«Brian hat diese Chance verdient», sagt der mehrfache Thaibox-Weltmeister Azem Maksutaj (39) zu Blick. Der Profisportler kommt aus Winterthur, hat am Samstagabend einige seiner Schüler in den Ring geschickt. «Der Sport ist eine Möglichkeit, die Aggression zu kanalisieren», erklärt er.
Für seine Aggressionen ist Brian Keller bekannt. Immer wieder wurde er straffällig, in Freiheit und hinter Gitter. Kämpfen kann er – das weiss jeder.
«Hau ihn runter!»
Am Samstagabend traf Brian also auf seinen Gegner, der 30 Kilo schwereren Claude Wilfried (32) aus Lyon. Von den 2000 Sitzplätzen in der Axa-Arena ist vielleicht jeder Dritte besetzt.
Die meisten Zuschauer sind für Brian gekommen, glauben an ihn: «Hau ihn runter!», sagt etwa der 24-jährige Elias, der selbst Thaiboxing macht. Auch Brians Neffe gibt sich siegessicher, prophezeit: «Brian ist der nächste Mike Tyson.»
Kurz nach 22 Uhr betritt Claude Wilfried den Ring. Französischer Rap dröhnt aus den Boxen. Der Moderator will gerade Brian ankündigen, da kommt die Meldung: Der Ex-Häftling verspätet sich um 15 Minuten. Er habe sich beim Bandagieren der Hände das Blut abgeschnitten.
Technischer K.O.
Der 130-Kilo-Franzose wartet geduldig. Schliesslich steigt auch Brian in den Ring. Der Kampf startet explosiv. Brian kann sogleich einige Schläge platzieren. Er trifft Wilfried mit dem linken Haken voll ins Gesicht. Der Ring-Richter unterbricht – und beendet den Kampf. Brian gewinnt, nach nur 38 Sekunden.
Technischer K.O. nennt sich das. Federico Massini, der als Ringarzt Boxkämpfe begleitet, erklärt gegenüber Blick: «In diesem Fall hat der Ring-Richter den Kampf zum Schutz von Wilfried abgebrochen. Denn es war ganz klar: Brian ist darauf aus, den Gegner niederzuboxen. Und er hatte auch die Kraft dazu.»
Strategie und Technik konnte Brian an diesem Kampf also nicht beweisen. Stattdessen bewies er, was man über ihn schon weiss: Er kann dreinschlagen wie ein Hornochse – und er hat den Keller-Instinkt!
Keine Lizenz
Entsprechend unzufrieden ist er mit seiner Leistung. «Ich wollte das unbedingt und war viel zu explosiv», sagt Brian nach dem Kampf zu Blick. Das nächste mal wolle er sauberer und technischer vorgehen.
Das wird auch nötig sein, wenn er eine Karriere als Profi verfolgen will. Denn eine Lizenz hat Brian Keller noch nicht. Amateurkämpfe wie dieser sind wichtig, um den Verband Swissboxing zu überzeugen, ihn zu lizenzieren.
Brian gibt sich selbstkritisch
Der Kampf ist vorbei. Brian steht verschwitzt am Ringrand. «Seine Schläge habe ich schon gespürt», sagt er. Obwohl er den Kampf in unter einer Minute gewonnen hat, gibt sich Brian selbstkritisch: «Ich hab zu sehr wie auf der Strasse gekämpft. Zu explosiv.» Das nächste Mal wolle er technisch sauberer boxen.
Brian zeigte sich auch gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA zufrieden mit seiner Leistung. Er könne es aber schon noch besser. «Ich muss ruhiger boxen, nicht so Strassenstyle.» In drei Wochen hat er seinen nächsten Auftritt in einem Ring.
Zürcher Wappen und Flagge Kameruns
Er kämpfte in extra angefertigten Shorts mit dem Zürcher Wappen und der Flagge von Kamerun, dem Heimatland seiner Mutter. Im Publikum sassen unter anderen sein Vater und einer seiner Anwälte.
Ringrichter griff ein
Der 32-jährige Gegner Claude Wilfried war schnell aus dem Ring verschwunden. Er ging beim Kampf nicht K.O. «Doch Brian war ganz klar darauf aus, ihn niederzuboxen», erklärte Ringarzt Federico Massini gegenüber Blick. «Und er hatte auch die Kraft dazu. Der Ringrichter hat deshalb das einzig Richtige getan: Den Kampf zum Schutz des Gegners vorzeitig beendet.»
Kampf endet mit Knockout
Der Kampf begann explosiv. «Brian hat seine Führhand gut eingesetzt und gut getroffen», sagt Federico Massini. Er traf Claude Wilfried mit dem linken Haken ins Gesicht. «Dann hat der Ringrichter den Kampf beendet. Technischer Knock-Out in der ersten Runde», erklärt Massini. Der ganze Kampf dauerte gerade einmal 38 Sekunden.
Brian hat gewonnen!
Nur wenige Sekunden hat es gedauert. Der Kampf ist vorbei. Brian hat gewonnen!
Brian hats auch noch geschafft!
Nach den Startschwierigkeiten muss der Ex-Häftling nun zeigen: Hat er den Keller-Instinkt?
Brian hat sich das Blut abgeschnürt!
Die Stimmung war toll. Die Arena vibrierte. Der Moderator wollte ihn gerade ankündigen – doch dann: Schock! Brian hat sich beim Bandagieren das Blut abgeschnürt. Herrje! Da hilft nur eines: Bandagen weg – neu machen. Der Kampf verspätet sich um 15 Minuten.
Grosse Preisfrage: Wird Claude Wilfried noch ein zweites Mal mit Goldkette und unter französischem Rap-Gesang in den Ring stolzieren?
Jetzt gehts los
Musik ab. Unter überhörbarem Applaus betritt Claude Wilfried den Ring.
«Der Gegner denkt, Brian sei einfach ein Knasti»
Der mehrfache Thaibox-Weltmeister Azem Maksutaj (49) hat heute Abend einige Schüler in den Ring geschickt. «Ich finde es gut, dass Brian hier kämpfen darf. Das Boxen ist auch eine Art, die Aggression zu kanalisieren», sagt Maksutaj zu Blick.
Dass der Ex-Häftling tatsächlich Profi werden könnte, sei durchaus möglich. «Heute Abend wird er sicher gewinnen», so der Thaiboxer.
Brian müsse nur die ersten paar Minuten durchhalten. Dann sei ihm der Sieg sicher. «Der andere unterschätzt ihn, denkt vermutlich, er sei ein untrainierter Knasti. Aber Brian hat hart gearbeitet.»
Bald kommt Brian – das sind die Regeln
Der vor-vorletzte Kampf beginnt. Die Boxer lassen die Nacken knacksen. Ringarzt Federico Massini erklärt die Regeln, die auch für Brians Kampf gelten werden: «Sie kämpfen Vollkontakt, dürfen also mit voller Härte reinschlagen. Pro Treffer gibt es Punkte. Gewinnen tut jener Kämpfer, der den anderen K.O. schlägt oder der mehr Punkte erzielt.»
Reine Show
Brian Keller konzentriert sich seit seiner Entlassung aus dem Gefängnis im November 2023 – von einer kurzen Unterbrechung wegen einer erneuten Inhaftierung abgesehen – auf seine Karriere als Profiboxer. Wegen seiner Vergangenheit hat er jedoch keine Schweizer Profilizenz. Der Kampf vom Samstag war deshalb reine Show.
Wo bleibt das Publikum?
Langsam füllt sich die Axa-Arena. Mit ihren fast 2000 Sitzplätzen ist die Halle in Winterthur aber doch eine Nummer zu gross. Die roten Stühle bleiben überwiegend leer. Was an Publikumsjubel fehlt, macht der Veranstalter mit Musik wett. Bisweilen bläst es einem fast das Trommelfell heraus.
Team Brian selbstbewusst: «Er ist der nächste Mike Tyson»
Verwechslungsgefahr in der Axa-Arena! Brians Neffe (24) verfolgt die Kämpfe mit – und ist seinem Onkel wie aus dem Gesicht geschnitten. Begleitet wird er von einem Mann im Brian-Fan-Hoodie, der sich als «Swissboxer» (30) vorstellt. «Für den Hoodie musste ich nichts bezahlen – ich bin ja im Team Brian», erklärt der Swissboxer.
Die beiden Männer geben sich siegessicher. «Brian ist der nächste Mike Tyson. Er wird den andern runter boxen!»
Das Duell Brian Keller vs. Claude Wilfried dürfte pünktlich, vielleicht sogar etwas früher beginnen. Denn zwei Kämpfe wurden kurzfristig abgesagt.