Häfeli zu 18 Monaten verurteilt
Die Richter am Zürcher Bezirksgericht machten am Donnerstag wortwörtlich kurzen Prozess mit Carlo Häfeli, dem ehemaligen Präsidenten des Traditionsklubs FC Biel: Der einstige Fussball-Funktionär kassierte im abgekürzten Verfahren eine Freiheitsstrafe von 18 Monaten wegen ungetreuer Geschäftsbesorgung. Abgekürzt, weil der 62-Jährige im Vorfeld geständig war und sich mit der Staatsanwaltschaft auf einen Urteilsvorschlag einigen konnte.
Dementsprechend war die Angelegenheit schnell vorbei: Häfeli tanzte im karierten Anzug an, beantwortete Fragen zu seiner Person. Und bejahte gegenüber dem vorsitzenden Richter Sebastian Aeppli, er sei weiterhin geständig. Und er sagte: «Ich übernehme die Verantwortung.»
Bedingte Strafe für Häfeli
Die Richter zogen sich zurück. Aeppli verkündete nach einer Pause das Urteil. Die 18 Monate, die das Gericht Häfeli aufbrummt, sind bedingt. Heisst: Häfeli muss nicht in den Knast. Aeppli sagt aber deutlich, Häfeli habe in Bereicherungsabsicht und aus rein egoistischen Motiven gehandelt. Zugute sei dem Ex-Klubpräsidenten gekommen, dass er geständig gewesen sei und Rückzahlungen geleistet habe.
Ebenfalls anwesend im Gerichtssaal: Phal Steiger (57), der Geschädigte. Häfeli hätte dessen Vermögen verwalten sollen. Doch er zweigte gemäss Anklage über 800'000 Stutz davon ab. Teilweise steckte er die Kohle in den FC Biel. Steiger sprach vor dem Prozessstart beim Eingang des Gerichtsgebäudes mit Blick über Häfeli: «Ich wurde zum ahnungslosen Opfer von ihm. Er hat meine Freundschaft ausgenützt.»
Nach dem Prozess wechselt Steiger mit seinem Anwalt und Blick vor dem Gericht ein paar Worte. Häfeli und sein Verteidiger eilen hingegen davon. Blick rennt den beiden nach und fragt, ob sie noch etwas sagen wollen. Der Verteidiger dreht sich um und macht klar, dass sie keinen Bock haben.
Verhandlung beendet
Das Urteil ist gesprochen. Die Verhandlung ist beendet. Häfeli und sein Verteidiger sowie der Geschädigte mit seinem Anwalt verlassen das Gerichtsgebäude. Blick fragt bei Hohler und Häfeli nach, ob sie noch etwas sagen wollen. Häfeli-Verteidiger Hohler verneint.
Richter Aeppli begründet das Urteil
Häfeli habe in Bereicherungsabsicht und aus rein egoistischen Motiven gehandelt. Zu Gute kam Häfeli, dass er geständig gewesen sei und Rückzahlungen geleistet habe.
Das Urteil wird verkündet
Carlo Häfeli kassiert eine Freiheitsstrafe von 18 Monaten. Der Vollzug der Strafe ist bedingt. Sprich: Häfeli muss nicht in den Knast.
Jetzt geht es weiter
Nachdem die Richter sich zurückgezogen haben, verkündet nun der vorsitzende Richter Aeppli das Urteil.
Vor Prozessbeginn sprach der Geschädigte mit Blick
Blick traf Phal Steiger (57) vor dem Gerichtsgebäude. Er ist Hauptkläger im Prozess. Zu Carlo Häfeli findet er klare Worte: «Er hat mein Leben zerstört», sagt er vor der Gerichtsverhandlung. «Ich möchte einfach, dass heute das Urteil im Gericht gesprochen wird.»
Gericht zieht sich zur Beratung zurück
Es gibt keine Plädoyers und auch kein Schlusswort, da es sich um ein abgekürztes Verfahren handelt. Um 14.45 Uhr geht es weiter.
«Ich übernehme die volle Verantwortung»
Häfeli anerkennt den Urteilsvorschlag. Er tue dies aus freiem Willen. «Es war ein längerer Prozess, bis das entstanden ist.» Er sei noch immer geständig, bejaht Häfeli die Frage von Richter Aeppli. «Ich übernehme auch die Verantwortung.»
Beschuldigter hatte gesundheitliche Probleme
Letztes Mal sei die Verhandlung ausgefallen, da sich Häfeli krank melden musste.
Weitere Fragen zur Person Häfeli
Häfeli gibt an, dass er jeden Monat 2000 Franken für den Geschädigten ans Sozialamt bezahle. Den aktuellen Monat habe er noch nicht bezahlt. Der Richter rechnet Häfelis Schulden vor. Häfeli sagt, er habe einen kleinen Teil zurückbezahlt. Es bleiben rund 180'000 Franken Schulden.
Befragung des Beschuldigten beginnt
Geboren sei er als Karl, sein Rufname sei aber Carlo, sagt Häfeli. Häfeli bejaht, dass er noch immer als selbständiger Rechtsanwalt tätig sei. «Ich habe vor, noch bis 70 als Rechtsanwalt zu arbeiten», sagt er.
Carlo Häfeli (62) wollte ganz nach oben. Am Donnerstag landet der frühere Mehrheitsaktionär und Präsident des FC Biel stattdessen auf der Anklagebank. Am Zürcher Bezirksgericht hat er es mit einer Anklägerin zu tun, die auf Wirtschaftskriminalität spezialisiert ist. Die Vorwürfe brachten Häfeli schon eine Nacht hinter Gittern ein. Es geht um seine Tätigkeit als Anwalt, kurz bevor er den Fussballklub übernahm. Und es geht auch um den FC Biel direkt.
Rückblick: Zwischen Ende 2014 und Ende 2015 verwaltete Häfeli als Treuhänder das Vermögen eines Klienten* aus dem Kanton Zürich. Laut Anklageschrift handelte es sich dabei um ein Mitglied einer Erbengemeinschaft. Statt zu verwalten, langte der heute 62-jährige Angeklagte aber ordentlich zu: In der Anklage ist vorgerechnet, wie Häfeli immer wieder grosse Beträge abgezweigt hat. Manchmal einige Tausend Franken, in anderen Fällen gleich sechsstellige Beträge. Insgesamt über 800'000 Franken!
Die Beute floss in den FC Biel
Dabei habe der Angeklagte das Vertrauen seines früheren Mandanten ausgenutzt, zu dem er damals auch ein freundschaftliches Verhältnis pflegte, wie die Staatsanwältin schreibt.
Teile des Geldes flossen in den FC Biel und verhalfen dem 62-Jährigen zur Aktienmehrheit. Für sie ist klar: «Der Beschuldigte wollte seine Fussballprojekte ausweiten und den FC Biel übernehmen und setzte hierfür Teile der ihm für den Geschädigten zugeflossenen Vermögenswerte ein.»
Die Beweise gegen Häfeli scheinen erdrückend zu sein. Im Mai 2017 sass der Ex-Fussballmanager zwei Tage in Haft, übernachtete einmal hinter Gittern. Die Polizei führte Hausdurchsuchungen in der Kanzlei, einer Wohnung und in einem Haus in Amriswil TG durch. Dabei haben die Ermittler eine ganze Reihe von Dokumenten beschlagnahmt: Bankbelege, Steuererklärungen, Verträge, Datenträger, aber auch Bargeld.
Häfeli sass schon zwei Tage hinter Gittern
Die Verhandlung am Donnerstag findet im sogenannten abgekürzten Verfahren statt. Das heisst, der Angeklagte ist geständig und hat sich mit der Staatsanwaltschaft auf einen Urteilsvorschlag geeinigt. Der Deal: Häfeli wird zu einer bedingten Gefängnisstrafe von 18 Monaten verurteilt – abzüglich der zwei Tage, die er 2017 bereits hinter Gittern verbrachte. Und er anerkennt, gegenüber dem Opfer Schadenersatz zu leisten. Das letzte Wort hat aber das Gericht. Es hat auch die Möglichkeit, den Deal zwischen Staatsanwaltschaft und Häfeli platzen zu lassen.
Das Geld hat weder Häfeli noch dem FC Biel Glück gebracht: Über den Klub wurde 2016 der Konkurs eröffnet. Im Juni 2023 wurden vom Berner Wirtschaftsstrafgericht in diesem Zusammenhang auch ehemalige Aufsichts- und -Prüforgane verurteilt, wegen Misswirtschaft und unterlassener Buchführung.
Carlo Häfeli und sein Verteidiger wollten gegenüber Blick keine Stellung nehmen.
*Name der Red. bekannt