Forscher sind überrascht
China-Virus erstmals in Schweizer Zecke entdeckt

Ein neuer Zecken-Virus treibt in der Schweiz sein Unwesen. Die Forscher stufen ihn bereits als relevant für die öffentliche Gesundheit ein. Wie gefährlich ist er?
Publiziert: 08.12.2022 um 14:45 Uhr
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Aktualisiert: 08.12.2022 um 15:59 Uhr
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Das Alongshan-Virus (ALS) hat die Schweiz erreicht. Der Erreger, der in Zecken vorkommt, wurde 2017 in China entdeckt.
Foto: imago/blickwinkel

Forscher des Virologischen Instituts der Universität Zürich haben in einer Schweizer Zecke ein neues Virus entdeckt. Es handelt sich um das Alongshan-Virus (ALS). Dieses trat 2017 bereits in China auf. Die Symptome seien vergleichbar mit dem bekannten Frühsommer-Meningoenzephalitis-Virus (FSME), wie die Universität Zürich in einer Medienmitteilung schreibt.

Sieben bis 14 Tage nach dem Stich einer mit FSME infizierten Zecke kann es zu einer ersten Krankheitsphase mit grippeartigen Symptomen kommen, schreibt das «BAG». Der Grossteil der Patienten bleibt davon verschont. Bei fünf bis 15 Prozent der Erkrankten kommt es nach einem beschwerdefreien Zeitraum zum Befall des zentralen Nervensystems mit Symptomen wie Kopfschmerzen, Lichtscheu, Schwindel, Konzentrations- und Gehstörungen. Die Heilung kann Wochen bis Monate dauern. In zirka einem Prozent der Fälle mit neurologischen Symptomen führt die Krankheit zum Tod.

Forscher staunen über FSME-Viren

In China reagierte man vor fünf Jahren ziemlich überrascht, als bei einigen Patienten mit klassischen Symptomen des FSME-Virus weder Antikörper noch dessen Erbmaterial festgestellt werden konnten – und entdeckten das bis dato unbekannte ALS-Virus, das nun auch in der Schweiz nachgewiesen wurde.

2021 lancierte das Virologische Institut Zürich eine Sammelaktion von Zeckenproben. Darin fanden die Forschenden die vollständige Gensequenz von ALS-Viren. Dabei wurden sie wie ihre chinesischen Kollegen überrascht. «Erstaunt hat uns, dass wir ALS-Viren in den Zeckenproben weit häufiger nachweisen konnten als FSME-Viren», sagt Cornel Fraefel, der Direktor des Virologischen Instituts.

Virus-Liste wird immer länger

Da die Symptome einer Infektion mit ALS-Viren ähnlich sind wie bei einer Ansteckung mit FSME-Viren, könnte das Alongshan-Virus bereits relevant sein für die öffentliche Gesundheit in der Schweiz – wenn auch unerkannt. Und die Liste der Erreger nehme gemäss der Universität Zürich laufend zu. Zecken können viele verschiedene Krankheitserreger übertragen – etwa Viren, Bakterien und Parasiten.

Im Unterschied zum FSME-Virus gibt es für das ALS-Virus derzeit weder eine Impfung noch ein Nachweisverfahren. Das soll sich gemäss Fraefel bald ändern. «Nachdem wir das neue Virus identifiziert und die komplette virale Genomsequenz veröffentlicht haben, entwickelt unser Team nun einen serologischen Test, um ALS-Virusinfektionen in Patientenblut nachweisen zu können.» (nab)

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