Fahrlehrer zum tödlichen Unfall von Hanspeter Guggenbühl (†72)
«Jüngere Töfffahrer sind definitiv übermütiger»

Der Zürcher Journalist und Autor Hanspeter Guggenbühl (†72) wurde am Mittwoch auf seinem Rennvelo auf einem Waadtländer Pass von einem Töfffahrer (21) erfasst und starb. Fahrlehrer Jörg Stalder kennt die Gefahren bei solchen Ausflugsfahrten.
Publiziert: 01.06.2021 um 18:35 Uhr
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Aktualisiert: 02.06.2021 um 09:29 Uhr
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Hanspeter Guggenbühl (†72) ist am Mittwochnachmittag auf der Strasse zwischen Aigle und Le Sépey im Kanton Waadt von einem Motorradfahrer angefahren worden. Er stürzte schwer und starb noch auf der Unfallstelle.
Foto: Kapo VD
Céline Trachsel

Der Zürcher Journalist und Autor Hanspeter Guggenbühl (†72) ist am Mittwoch bei einem Verkehrsunfall in der Waadt tödlich verunglückt. Guggenbühl fuhr gerade mit seien Rennvelo bergabwärts, als ein Motorradfahrer (21) bei einem Überholmanöver zwischen Aigle VD und Le Sépey VD frontal mit ihm kollidierte. Die Strecke zum Col des Mosses beziehungsweise Col du Pillon ist sehr beliebt sowohl bei Velo- wie auch bei Töfffahrern.

Nach ersten Erkenntnissen wollte ein 21-jähriger Walliser bergaufwärts ein anderes Motorrad mit einem deutschen Ehepaar (55, 61) überholen. Bei diesem Manöver wechselte der Walliser auf die Gegenfahrbahn und stiess dort heftig mit dem 72-jährigen Zürcher zusammen, der aus der Gegenrichtung kam – also bergabwärts. Guggenbühl hatte keine Chance und starb noch auf der Unfallstelle.

«Kurve ist nicht so unübersichtlich»

Fahrlehrer Jürg Stalder, Präsident des Schweizerischen Motorrad-Fahrlehrer-Verbands (SMFV), sagt zu BLICK: «Die Kurve ist nicht so unübersichtlich, dass man hier nicht überholen könnte. Aber es ist auf jeden Fall tragisch, was passiert ist.» Er könne keine Einschätzung abgeben über die Fahrweise des Unfallverursachers, ohne die Fahrspuren und Geschwindigkeiten aller Beteiligten zu kennen. «Zum Glück bin ich kein Richter. Der junge Töfffahrer hat das hundertprozentig nicht extra gemacht.»

«Es gibt genauso ältere Motorradfahrer, die sich überschätzen»

In der Schweiz gelte grundsätzlich die Kausalhaftung, sagt Stalder: «Der Stärkere ist verantwortlich für den Schwächeren. Aber der Schwächere darf sich auch nicht einfach darauf ausruhen.» Der Unfallverursacher sei mit 21 Jahren zwar jung. Aber Stalder sagt: «Es gibt ebenso ältere Motorradfahrer, die sich manchmal genauso überschätzen wie die Jungen. Alter schützt nicht vor Übermut, etwa die Midlifecrisis ist ein böser Feind.»

Aber die jungen Männer seien «definitiv übermütiger und risikobereiter», sagt Stalder. Das belege die Unfallstatistik. Der Grund: Jüngere Lenker hätten weniger Erfahrung mit ihrer Maschine und könnten Gefahren weniger gut abwägen. Dabei sind jüngere Töff-Fahrer heute besser ausgebildet als ältere Lenker, gibt Stalder zu bedenken: «Der dritte Grundkurs befasst sich heute fast ausschliesslich mit Kurvenfahren.»

«Fahrzeuge mit schmaler Silhouette werden weniger gut erkannt»

Auch die Beratungsstelle für Unfallverhütung (BFU) warnt immer wieder mit Präventionskampagnen vor schweren Unfällen mit Motorrädern. Die Behörde befürchtet gar mehr Unfälle mit jungen Lenkern, weil seit diesem Jahr bereits 15-Jährige neu Motorräder und Roller bis 45 km/h fahren dürfen und 16-Jährige Zugang zu 125 ccm-Maschinen haben. Denn mit leistungsstärkeren und damit schnelleren Maschinen steigt die Unfallgefahr.

«Bei Schleuder- und Selbstunfällen sind die Motorradfahrenden zu 94 Prozent Hauptverursacher, bei Kollisionen mit schweren Personenschäden zu 41 Prozent», sagt BFU-Mediensprecherin Mara Zenhäusern zu Blick. Schwierig bei einem Überholmanöver sei insbesondere das Abschätzen des Gegenverkehrs. Zenhäusern: «Zudem werden oft Fahrzeuge mit einer schmalen Silhouette weniger gut oder gar nicht erkannt.»

Möglicherweise der entscheidende Umstand, der Hanspeter Guggenbühl das Leben gekostet hat. Denn der Unfallfahrer befand sich auf der Gegenseite, als er mit dem Journalisten kollidierte.

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