ETH-Experte Jürg Eberhard erklärt, warum Mobilfunkstrahlung nicht gefährlich ist
«Der Hauptteil der Strahlung kommt vom eigenen Handy»

ETH-Experte Jürg Eberhard erklärt, warum Mobilfunkstrahlung ungefährlich ist. Dafür verantwortlich sind klare Regeln und immer besser werdende Technologien – wie 5G.
Publiziert: 25.08.2022 um 19:40 Uhr
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Aktualisiert: 26.08.2022 um 14:35 Uhr
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ETH-Experte Jürg Eberhard erklärt, warum Handystrahlung nicht gefährlich ist.
Foto: https://www.emf.ethz.ch/
Fabian Vogt

Ausgerechnet Gesundheitsminister Alain Berset (50) wehrte sich erfolgreich gegen eine Handy-Antenne. 2018 wollte die Swisscom in Belfaux FR eine solche aufstellen – unweit vom bundesrätlichen Haus entfernt. Berset legte Einsprache ein – und erwähnte dabei auch gesundheitliche Bedenken. Swisscom gab das Projekt auf, wie Blick gestern berichtete.

Nun debattiert die Schweiz: Wie gefährlich sind die Strahlungen, die durch solche Antennen verursacht werden? Jürg Eberhard, Geschäftsleiter der Forschungsstiftung Strom und Mobilkommunikation an der ETH, ist überzeugt: «Im Umfang, wie wir Mobilfunkantennen einsetzen, sind die sogenannten nicht ionisierenden Strahlungen nicht gefährlich.»

Bis zu 100-mal tiefere Grenzwerte als im Ausland

Zwar könne die Strahlung erwiesenermassen die Körperwärme erhöhen, was bei einer Erhöhung um mehr als ein Grad negative gesundheitliche Folgen haben könnte. Allerdings würden Grenzwerte verhindern, dass die Antennen Strahlung in einer Intensität abgeben könnten, die für Menschen gefährlich wären.

In der Schweiz liege der maximal erlaubte Wert bis zu 100-mal tiefer als im angrenzenden Ausland, sagt Eberhard. Auch würden aktuelle Messungen in der Schweiz zeigen, dass die Strahlungswerte in den vergangenen Jahren trotz höherer Datenvolumen nicht angestiegen seien und sich in völlig ungefährlichen Bereichen befänden.

«Das löst eine gewisse Urangst aus»

Trotz der Worte des Experten sind die Sorgen in der Bevölkerung gross: Als die Marktforscher vom GFS Bern im Jahr 2020 über 1000 Schweizer befragten, glaubten zwei Drittel, dass Mobilfunkstrahlung zu Gesundheitsproblemen führen kann.

Jürg Eberhard schiebt das auf die Psychologie: «Wir Menschen können die Mobilfunkstrahlung nicht sehen, nicht hören, nicht riechen und nicht spüren. Das löst eine gewisse Urangst in uns aus.»

«Hauptteil der Strahlung kommt vom eigenen Gerät»

Ähnlich sei es mit den 5G-Antennen. Von diesen braucht es mehr, weil 5G weniger Reichweite hat als vorhergegangene Technologien. Gegner sagen nun, mehr Antennen bedeuten mehr Gefahr. Dabei sei das Gegenteil der Fall, sagt Eberhard. Mehr Antennen würden nicht mehr Gefahr bedeuten, weil die 5G-Antennen bei gleicher Strahlungsintensität mehr Daten übertragen können und zielgerichteter auf die Mobilfunkgeräte abstrahlten. Zudem würden ältere Technologien wie 3G mehr Strahlung abwerfen als die modernen.

Doch die Antennen seien ohnehin nicht Hauptverursacher der Strahlung, auch wenn das in den öffentlichen Debatten den Anschein mache. «Der Hauptteil der Strahlung kommt vom eigenen Gerät. Je schlechter die Verbindungsqualität, desto höher die Strahlenbelastung.» Anders gesagt: Je näher das Handy an einer Antenne ist, desto besser die Verbindung, desto tiefer die Strahlenbelastung. «Es ist demnach absurd, dass Menschen, die Angst vor Strahlung haben und ein Handy benutzen, gegen Antennen sind. Je näher sie an einer wohnen, desto tiefer ist die Belastung.»

Hätte also Alain Berset gesundheitliche Bedenken gegen Mobilfunkstrahlung, hätte er die Antenne vor seinem Haus nicht ablehnen dürfen.

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