Die Skigebiete öffneten trotz hoher Fallzahlen, und während Wintersportler jubelten, häuften sich bei anderen die Bedenken: Stecken sich in den engen Gondeln nicht alle gegenseitig an? Die Eidgenössische Materialprüfungsanstalt (Empa) untersuchte nun genau das, wie sie in einer Medienmitteilung festhielten.
Forscher untersuchten im Skigebiet Engelberg-Titlis, wie der Luftaustausch in den Kabinen abläuft. Dazu installierten sie zwei Sensoren, auf Kopf- und auf Bauchhöhe. Klar ist: Je besser die Durchlüftung, desto weniger Aerosole befinden sich in der Luft – also sinkt auch das Risiko einer Infektion. In der kleinsten Kabine wurde die Luft 138-mal pro Stunde ausgetauscht, in der mittleren 180-mal – und in der grössten nur 42-mal pro Stunde ausgetauscht. Das ist im Vergleich zu Zügen ein Spitzenwert: Dort wird die Luft lediglich 7- bis 14-mal pro Stunde ausgewechselt.
Risiko tausendmal kleiner als bei einem lauten Znacht
Die Forscher kommen laut der Studie zum Schluss: Das Risiko, sich während einer 12-minütigen Fahrt in einer Gondel mit offenen Fenstern anzustecken, ist hundertmal kleiner als bei einem achtstündigen Arbeitstag in einem wenig belüfteten Zweierbüro. Und sogar tausendmal kleiner als bei einem Dinner-Event auf 30 Quadrametern mit acht Menschen, die sich laut unterhalten.
Die Empa hat die Studie durchgeführt, ohne die Maskenpflicht zu berücksichtigen. Forscher Ivan Lunati wird in der Mitteilung zitiert: «Wenn sie richtig getragen werden, reduzieren Masken das Risiko entsprechend ihrer jeweiligen Filterleistung. Sie schützen vor allem vor der grösseren Tröpfchenübertragung, zum Beispiel durch Sprechen, sehr gut.»
Skigebiete setzen Schutzkonzepte gut um
Gemäss einer Umfrage des «Tages-Anzeigers» wurden rund 500 Corona-Kontrollen in den Kantonen mit grossen Skigebieten durchgeführt. Allein im Wallis habe es 127 Kontrollen gegeben, wobei 13 Mängel entdeckt wurden. Schwerere Verstösse gab es nur in drei Kantonen: In Neuenburg wurde ein Skilift geschlossen, weil der Betreiber keine Bewilligung hatte. In Nidwalden gabs eine Abmahnung und in der Waadt eine Verwarnung.
Auch die Hospitalisationen wegen Skiunfällen haben nicht dramatisch zugenommen. Im Spitalzentrum Oberwallis gab es seit Mitte Dezember rund 450 Behandlungen wegen Wintersport-Unfällen – 40 Prozent weniger als im Vorjahr.
Skigebiete wurden auch nicht wie damals Ischgl (Österreich) zu Corona-Hotspots. Die Ausbrüche traten in Skiorten oder Hotels auf und wurden mit Massentests eingedämmt – wie in Wengen BE oder St. Moritz GR.
Trotzdem sind die Skigebiete mit all den Erkenntnissen nicht aus dem Schneider: Experten weisen gegenüber «Tages-Anzeiger» darauf hin, dass es trotz aller Vorsichtsmassnahmen und Schutzkonzepte beim Anstehen am Lift, in Gondeln oder in Restaurants zu Ansammlungen von Menschen kommt, wie auch immer wieder Bilder von BLICK-Leserreportern zeigten. (neo)
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