Elf Menschen sterben bei Lawinen in den Alpen
Tödlicher Leichtsinn

Das Lawinen-Wochenende kostete in den Alpen elf Menschen das Leben. Und auch zum Wochenstart wird die Gefahr nicht kleiner, im Gegenteil.
Publiziert: 06.02.2022 um 19:50 Uhr
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Aktualisiert: 07.02.2022 um 08:02 Uhr
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Am Freitag löste sich im Gebiet von Spiss, einem Ort in Österreich nahe der Schweizer Grenze, eine Lawine.
Foto: AFP
Michael Sahli

Es war ein regelrechtes Todeswochenende in den Alpen: Seit Freitag kamen in Lawinen elf Menschen ums Leben.

Am Freitag gab es direkt an der Schweizer Grenze, im Skigebiet Ischgl/Samnaun, gleich fünf Tote: Eine Gruppe schwedischer Touristen war mit ihrem einheimischen Führer abseits der Piste unterwegs, als die Schneemassen in Bewegung gerieten. Nur ein 42-jähriger Tourist kam mit dem Leben davon. Er wurde teilweise verschüttet, konnte mit dem Handy um Hilfe rufen und wurde in ein Schweizer Spital geflogen. Für seine Kollegen und den Führer kam trotz sofortiger Alarmierung der Rettungskräfte jede Hilfe zu spät.

Es blieben nicht die einzigen Todesfälle an jenem verhängnisvollen Tag: Mit acht Toten war es der bislang folgenschwerste österreichische Lawinentag der Saison. In Tirol gab es nach Behördenangaben noch nie so viele Lawinen in einem so kurzen Zeitraum: Rund 100 Mal löste sich Schnee und donnerte Richtung Tal. Mehr als 500 Retter waren insgesamt im Einsatz.

«Wütend, dass alle Warnungen nichts nützen»

Der Chef des Tiroler Lawinenwarndienstes, Rudi Mair, sagte: «Es macht mich traurig, aber ich bin auch erschüttert und wütend, dass alle Warnungen nichts nützen.»

Am Freitagabend wurde die Bergrettung alarmiert, weil ein älteres einheimisches Ehepaar nicht von einer Skitour in der Tiroler Wildschönau zurückkehrte. Kurz darauf bekamen die Angehörigen, die stutzig geworden waren und den Notruf wählten, dann die Nachricht: Der vermisste 60-Jährige und seine 61-jährige Ehefrau wurden tot aus einem Lawinenkegel geborgen.

Auch in der Schweiz starben Menschen in Lawinen: Am Samstag waren vier italienische Tourengänger oberhalb von Reckingen VS unterwegs, als sich der Schnee löste. Dabei wurden zwei der vier Männer von den Schneemassen verschüttet. Den Begleitern gelang es zwar, ihre Kollegen rasch zu befreien. Trotzdem kam für einen Mann (†68) jede Hilfe zu spät.

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Situation bleibt prekär

Mehr Glück hatten drei Gebirgsspezialisten der Schweizer Armee, die am Donnerstag von einer Lawine verschüttet wurden: Zwei blieben unversehrt. Ein Dritter wurde zwar schwer verletzt, kam aber mit dem Leben davon. Noch am Sonntag befand er sich in kritischem Zustand, wie die Armee gegenüber Blick bestätigte.

Die Situation bleibt in den Bergen auch zum Wochenbeginn prekär, wie das Institut für Schnee- und Lawinenforschung (SLF) im aktuellen Bulletin schreibt: «Mit dem Sturm greifen die Schneefälle auch auf die inneralpinen Gebiete über und im Wallis, im nördlichen Tessin, in Nord- und Mittelbünden und im Unterengadin sind 20 bis 30 cm Schnee möglich. Neu- und Altschnee werden stark verfrachtet und unregelmässig abgelagert. Die Lawinengefahr steigt verbreitet deutlich an.»

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