In der griechischen Stadt Kipi, an der Grenze zur Türkei endete am 2. Januar die Reise von Franziska S.* und ihrem 4-jährigen Sohn Adam. Die Polizei nahm die junge Mutter fest. Ihr Ehemann Mahmoud A. hatte in Kairo die ägyptischen Behörden über die Entführung ihres gemeinsamen Sohnes informiert. Und über Franziskas Pläne, sich in der syrischen Stadt Rakka dem IS anzuschliessen (BLICK berichtete).
Am 26. Dezember war die Konvertitin aus Winterthur in Ägypten aufgebrochen, hatte ihre Habseligkeiten verkauft, um die 12'000 Franken für den Schlepper aufzubringen.
Mahomoud A. fand später zu Hause das Buch «Hijra to an Islamic State», Auswanderung zu einem Islamischen Staat, wie er der «NZZ» erzählte. Darin sind die Schlepperrouten genau beschrieben. Der Leitfaden gibt auch Tipps, wie man als Frau auf dem Weg zum IS am wenigsten auffällt.
Franziska und Mahmoud hatten sich während ihre Studiums in Frankreich kennengelernt. Im Jahr 2010 heirateten sie, 2011 kam Adam zur Welt. Zu diesem Zeitpunkt begann sie sich für den Islam zu interessieren.
Die Radikalisierung verlief offenbar rasant: Die Video-Vorträge des deutschen Dschihadisten Pierre Vogel seien ihr schnell zu wenig extrem erschienen, sagt ihr Mann: «Pierre Vogel war ihr zu sanft, zu medienorientiert.»
Sie habe seine Rasierapparate weggeworfen, damit er sich einen Bart wachsen lassen muss, verlangte, dass er, der in Kairo unter anderem ein Motorrad-Geschäft betreibt und auf Facebook als muskelbepackter Biker auftritt, die traditionellen knöchellangen Männergewänder trägt.
Er habe nicht mehr mit ihr reden können und trennte sich schliesslich von seiner Frau. «Sie bezeichnete mich als Kafir, als Ungläubigen», sagt Mahmoud der «NZZ». Der IS warb die Schweizerin schliesslich über Twitter an, das fand er später auf ihrem Computer heraus.
Am 11. Januar schliesslich stellte Mahmoud A. ein Foto auf sein Facebook-Account, das ihn lächelnd zusammen mit Adam auf der Rückreise nach Hause zeigte. Sein Sohn freue sich, wieder zu Hause zu sein, sagt er zu «20 Minuten». Vor allem, dass er wieder mit seinem Spielsachen spielen dürfe. Auch das hatte ihm seine Mutter am Ende aus religiösen Gründen verboten.
Franziska S. ist mittlerweile wieder in der Schweiz, wie die Bundesanwaltschaft gegenüber BLICK bestätigt. Sie sei bei ihrer Einreise festgehalten und befragt worden. Gegen sie läuft eine Ermittlung wegen Verstosses gegen das IS-Gesetz.
Ihre Eltern haben bisher noch keinen Kontakt zu ihr gehabt. Wo sie sich im Moment aufhält, wissen sie nicht. (bih)