Egerkingens Gemeindepräsidentin über Migranten-Strafkurse
«Wenn sie schon streiten, dann bitte auf Deutsch»

Um die Probleme im Schulhaus Mühlematt zu lösen, hat Gemeindepräsidentin Johanna Bartholdi (64) einen speziellen Lösungsansatz. Mit BLICK hat die Politikerin über ihre umstrittene Regelung gesprochen.
Publiziert: 28.01.2016 um 15:10 Uhr
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Aktualisiert: 10.09.2018 um 10:05 Uhr
Johanna Bartholdi (64), Gemeindepräsidentin von Egerkingen SO.
Foto: STEFAN BOHRER
Jessica von Duehren

Mobbing und Integrationsprobleme: Es sind schwere Vorwürfe, mit denen Gemeindepräsidentin Johanna Bartholdi (64) momentan zu kämpfen hat. Wie «Tele M1» berichtet, werden im Schulhaus Mühlematt in Egerkingen SO Schweizer Kinder von ausländischen Kindern dermassen gemobbt, dass eine Mutter ihre Tochter bereits von der Schule genommen hat. 

«Das ist ein neues Problem, mit dem wir uns auseinandersetzen müssen», sagt Bartholdi zu BLICK. Angefangen habe alles im vergangenen August, als eine neue dritte Klasse eingeschult wurde. 24 Schüler, rund 70 Prozent davon mit Migrationshintergrund. Generell ist der Ausländeranteil hoch: «Wir haben an der Schule 19 Nationen mit 23 verschiedenen Sprachen.»

Gestritten wird auf Deutsch

Weil Schweizer Kinder sich auf dem Pausenhof ausgegrenzt fühlten, hat der Gemeinderat von Egerkingen neue Ausführungsbestimmungen der Schulordnung erlassen. Der zentrale Punkt: Auf dem Schulareal ist die Umgangssprache Deutsch (BLICK berichtete).

«Ob die Kinder hochdeutsch oder Mundart sprechen, lassen wir offen», sagt die Gemeindepräsidentin. Sie habe aber Verständnis für die Schweizer Kinder, die sich ausgegrenzt fühlen, wenn sie ihre Mitschüler nicht verstehen. Besonders bei Konflikten gilt: «Wenn sie sich schon streiten müssen, dann bitte auf Deutsch.»

Trotzdem stellt Bartholdi klar: «Die Problemkinder sind nicht nur die mit Migrationshintergrund, sondern auch Schweizer Kinder.» Die Sprache sei nur ein Teil des Problems. Auch wegen des Mobbings wurde bereits gehandelt: «Wir haben Fachpersonen in den Unterricht geschickt, die mit den Kindern gesprochen haben. Wir sehen schon Verbesserungen.» 

Sprach- und Benimmkurse

Bis zu den Sommerferien sollen nun alle Eltern über die neue Regelung informiert werden. Um diese auch durchzusetzen, droht der Gemeinderat mit Konsequenzen. Bei der ersten Zuwiderhandlung gibts einen mündlichen Verweis, bei der zweiten einen schriftlichen an die Eltern. Beim dritten Mal wird dem Schüler ein Deutschkurs aufgebrummt. Kostenpunkt für die 10 Lektionen: 550 Franken.

Der Kurs würde ausserhalb des Unterrichts stattfinden. «In diesen Stunden könnte den Schülern ausserdem vermittelt werden, wie sie miteinander umgehen sollten», sagt Bartholdi. 

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