Der Sommer 2022 war von Superlativen geprägt: heissester Monat seit Beginn der Aufzeichnungen, tiefste Pegelstände in den Gewässern, grösstes Fischsterben. Die Menschen schwitzten, die Wälder brannten und die Natur durstete.
Das EU-Erdbeobachtungsprogramm Copernicus vermeldete, dass die europäische Durchschnittstemperatur diesen Sommer um weitere 0,4 Grad höher gewesen war, als im bisherigen Rekordhalter-Jahr 2021. Das war aber doch sicher nur eine Ausnahme? Fehlanzeige! Das war nur der Anfang. In Teilen Spaniens könnten künftig statt den diesjährigen «harmlosen» 44 Grad etwa 50 Grad gemessen werden. Gerade die Mittelmeerregion sei besonders stark betroffen.
Sie sei «ein Klimawandel-Hotspot», sagt Meteorologe Markus Donat (44) zum «Spiegel». Er beschäftigt sich mit Klimasimulationen und Prognosen für die Zukunft. Die Aussichten sehen düster aus. «Unsere Beobachtungen zeigen, dass sich der Sommer in Süd- und Mitteleuropa deutlich stärker erwärmt als die Welt im globalen Mittel», erklärt der Experte weiter.
Der Oktober ist jetzt schon fast 2 Grad zu warm
Manche Rekorde hätten sogar Experten erstaunt. Auch bei Abschluss des Pariser-Klimaabkommens 2015 glaubte kaum ein Forscher, dass es schon so bald so heiss werden würde. Diese Einschätzung hat sich nun geändert. Experten sind mittlerweile der Meinung, dass die 1,5-Grad-Marke bis 2026 mit einer Wahrscheinlichkeit von etwa 50 Prozent erreicht werde.
Manche Hitzerekorde gerade dieses Jahres seien schlicht verblüffend, sagt Donat zum «Spiegel». Man habe sie frühestens in zehn Jahren erwartet. Doch nun müsse sich jede Stadt und jede Region darauf einstellen, dass es so bleibe: Hitzewellen würden häufiger, heftiger und dauerten länger.
Hitzewellen sind tödlich
Extreme Sommer werden sich in Zukunft auch in der Schweiz häufen, sagte ETH-Professorin Sonia I. Seneviratne Ende August zu Blick. «Extrem heisse Tage, gefolgt von tropischen Nächten, wirken sich wegen des Wärmeinseleffekts besonders negativ auf die Gesundheit aus, vor allem im städtischen Bereich.»
Das könnte gravierende Folgen haben, sogar tödliche. Allein im diesjährigen Juli verzeichnete das EU-Statistikamt Eurostat EU-weit 53'000 Todesfälle mehr, als sonst in diesem Monat. Nicht allein wegen der Hitze. Auch Corona dürfte eine grosse Rolle spielen. Aber klar ist: Die hohen Temperaturen können gefährlich sein.
Und noch immer ist es aktuell zu warm. Laut Meteo News ist der Oktober bislang 1,9 Grad zu warm. «Auch sonst bleiben die Temperaturen in der kommende Woche überdurchschnittlich», schreibt Meteorologe Klaus Marquardt in seiner Analyse. (hei)