Endlich kam er, der lang ersehnte Herbst-Regen. Nach Wochen des Wartens brachte der Niederschlag der letzten Tage der ausgetrockneten Schweiz Entspannung. Zuvor beschäftigten uns die tiefen Pegelstände in den Stauseen, die ausgetrockneten Flussbetten und die hohe Waldbrandgefahr.
Konnte der Regen diese Probleme wegwaschen? Klaus Marquardt (48) von Meteo News: «Im Allgemeinen hat sich die Lage verbessert. Die Seen füllen sich, die Flussspiegel steigen wieder an.» Wirft man einen Blick auf die Hydrodaten der Schweizer Gewässer, liegen sie überwiegend im grünen Bereich.
Tiefe Schneefallgrenze hilft Gletschern
Doch nicht nur die Gewässer, auch die Wälder konnten dank des Niederschlags aufatmen. Dank des Regens wurde das Unterholz durchnässt, wodurch die Waldbrandgefahr vielerorts zurückging.
«Auch die Schneefallgrenze ist momentan relativ tief», sagt Marquardt. «Das ist sehr gut, so können die Gletscher jetzt schon ein wenig beschneit werden.» Die Schneedecke wirkt für die Gletscher wie eine Schutzschicht. Das Licht wird an der Schneeoberfläche stärker gebrochen als am glatten Gletscher. So wird ein schnelles Abschmelzen ausgebremst.
«Immer noch in einem Niederschlagsdefizit»
Doch der Sommer hat langanhaltende Schäden hinterlassen, die so schnell nicht beseitigt werden können. «Wir befinden uns immer noch in einem Niederschlagsdefizit», warnt der Meteorologe. Entschärft sei die Trocken-Situation noch nicht. Mit anhaltendem Regen könne das Niederschlagsdefizit jetzt jedoch nach und nach abgebaut werden. Hierbei unterscheide sich die Menge des Defizits allerdings von Region zu Region stark. An der Nordseite der Alpen gab es besonders viel Regen, während das Tessin vergleichsweise trocken blieb.
Der aktuelle Niederschlag sei gewöhnlicher Landregen, «also sehr gezügelt und nicht übermässig», erklärt der Meteorologe. Problematisch bezüglich Hochwasser und Überschwemmungen könnten hingegen sehr lokale Gewitterregen sein, wie sie im Sommer häufig auftraten. Bei jenen grossen Niederschlagsmassen, die in kurzer Zeit vom Himmel fallen, sei der Boden überfordert. Bei der momentanen Intensität könne der Boden das Wasser allerdings gut aufnehmen.
Nächste Woche gibts einen klassischen Altweibersommer
Um extreme Hochwasser müsse man sich derzeit nicht sorgen, beruhigt Marquardt. «Sicher kommt einmal ein Bach etwas höher», sagt er, doch die grossen Überschwemmungen bleiben aus. «Im Bodensee beispielsweise gibt es noch massig Platz.»
Was die Natur jetzt brauche, seien anhaltende Niederschläge im gemässigten Ausmass, erklärt der Meteorologe. So können sich die Wasserreservoirs auffüllen. «Für nächste Woche erwarten wir allerdings zunächst einmal wieder ein Hoch: Das heisst trockene und warme Tage, ein klassischer Altweibersommer.»
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