Nicht selten haben heftige Regengüsse verheerende Konsequenzen. So wie Anfang Woche bei Scuol GR: Der Fluss Inn überschwemmte dort einen Campingplatz.
Besonders prekär war die Lage am Montag auch im St. Galler Rheintal: Der Rhein – einst ein ungezähmtes Gewässer – wurde im 20. Jahrhundert hier schrittweise reguliert. Heute gleicht der Fluss einer Autobahn: Er wurde in ein enges, schnurgerades Bett gezwängt, seitlich mit Deichen gesichert. Die Idee: Hochwasserschutz! Ausserdem konnte mit der Begradigung des Flusses zusätzliches Agrarland gewonnen werden.
Bauern verlieren Land: Das sorgt für Zündstoff
Was zunächst nach einer Win-win-Situation aussah, stellte sich später als überholt heraus: Im Jahr 2005 einigte man sich auf ein neues Konzept. Das Flussbett soll auf über 26 Kilometern Länge deutlich verbreitert werden, teilweise um über 200 Meter.
Das Dilemma: Das einst mit der Begradigung gewonnene Landwirtschaftsland verschwindet wieder. 280 Hektare staatlich verpachtetes Grünland auf Schweizer und österreichischem Boden werden durch die Renaturierung verschwinden, was den Bauern sauer aufstösst. Für das Hochwasserschutzprojekt Alpenrhein werden die Kosten auf 1,406 Milliarden Schweizer Franken geschätzt.
XXL-Projekt auch in der Westschweiz
Markus Schatzmann (54), der stellvertretende Gesamtprojektleiter, sagt: «Wenn alles gut läuft, können wir 2026 der Bevölkerung das Projekt vorlegen.» Ab wann gebaut wird, ist unklar: Realistisch sei 2030. Der Bau dürfte 20 Jahre dauern.
Nicht nur im Rheintal gibt es solche Bauvorhaben: Das grösste Projekt ist wohl die dritte Rohnekorrektion in den Kantonen Wallis und Waadt auf einer Strecke von 162 Kilometern Länge. So sollen 100'000 Menschen vor Hochwasser geschützt und ein Sachschaden von 10 Milliarden Franken verhindert werden. Kostenpunkt: 3,6 Milliarden Franken.
Hochwasserschutz ist ein nationales Thema
Auch bei der Reuss ist ein Mega-Projekt für 200 Millionen Franken geplant. Dies sei nötig, da das Ausmass des Schadens eines Jahrhundert-Hochwassers laut Kanton ansonsten mit rund 600 Millionen Franken beziffert werden müsste. Das Projekt reduziere diese Kosten auf 0,9 Millionen Franken jährlich. Auch hier gibt es Unmut aufgrund von Grünflächen: Frühestens im Jahr 2024 kommt das Hochwasserprojekt an die Urne.
Die Thur ist ebenfalls ein Sorgenkind: Die letzten grossen Hochwasser passierten in den 70er-Jahren, damals kam es zu Schäden in Millionenhöhe. Das Budget für die geplanten Massnahmen wird hier auf 4,8 Millionen Franken beziffert.
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