ehemalig Drogenabhängiger packt aus
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Wie Drogen das Leben bestimmen:ehemalig Drogenabhängiger packt aus

Die Droge soll kaum süchtig machen
Neue Schweizer Kokain-Studie sorgt für Kritik

Eine neue Studie besagt, dass «nur» 20 Prozent der Konsumenten süchtig werden, wenn sie Kokain nehmen. Ein Experte und ein ehemaliger Drogenabhängiger relativieren. Ihre Erfahrungen zeigen, wo die Gefahren beim Koks lauern.
Publiziert: 09.09.2021 um 20:00 Uhr
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Aktualisiert: 09.09.2021 um 19:34 Uhr
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Eine Studie, bei der ein Neurowissenschaftler der Universität Genf beteiligt war, besagt, dass nur wenige von Kokain abhängig werden.
Foto: Keystone
Jana Giger

Zürich, St. Gallen und Bern. Sie gehören zu den Kokain-Hochburgen Europas. Dort wurde jede Menge Kokainrückstände im Abwasser gefunden. Das weisse Pulver wird also in der Schweiz rege durch die Nase gezogen. Glaubt man einer neuen Studie aus Genf, ist dies aber gar nicht so schlimm. Denn: Nur rund 20 Prozent der Konsumenten werden laut der Untersuchung auch abhängig.

Zusammen mit seinem Team führte Christian Lüscher, Professor für Neurowissenschaften an der Universität Genf, die Studie durch. Die Wissenschaftler haben die Wirkung von Kokain an Mäusen untersucht. Die Experimente ergaben, dass beim Kokainkonsum zwei Mechanismen im Gehirn ausschlaggebend bei der Suchtentstehung sind.

Kokain besitzt eine natürliche Bremse gegen die Sucht

Einerseits lässt Koks den Dopaminspiegel in die Höhe schiessen. Das ist jener Stoff im Gehirn, der zwanghaftes Verhalten und damit auch die Sucht fördert. Im Gegensatz dazu wirkt ein zweiter Stoff wie eine Bremse: das Serotonin.

Bei den Experimenten manipulierten die Forscher die Mäuse genetisch, sodass das Kokain nur den Dopamin-, aber nicht den Serotoninspiegel ansteigen liess. Das Resultat: 60 Prozent der Tiere entwickelten eine Sucht. Als den Mäusen anschliessend Serotonin verabreicht wurde, sank die Suchtrate auf 20 Prozent.

Das heisst: Beim Kokskonsum senkt das Serotonin die Suchtgefahr auf natürliche Weise. «Kokain besitzt eine Art Bremse, die in vier von fünf Fällen wirksam ist», so Lüscher in einer Mitteilung der Uni Genf. Aber wenn das Dopamin das Serotonin überhole, werde diese natürliche Bremse unwirksam.

«Koks ist deshalb nicht weniger gefährlich»

Markus Meury, Mediensprecher von Suchtschweiz, steht der Studie kritisch gegenüber. Er bestätigt zwar, dass nur ein Teil der Kokainkonsumierenden süchtig wird. «Allerdings kann daraus nicht geschlossen werden, dass Kokain deshalb nicht gefährlich ist», sagt er zu Blick. «Niemand weiss, ob er oder sie zu denjenigen gehört, die gefährdeter sind».

Zudem spiele die Häufigkeit sowie die Menge des Konsums eine wichtige Rolle dabei, ob eine Person abhängig werde oder nicht. Eine schwierige Lebenssituation steigere die Suchtgefahr ebenfalls, so Meury.

«Und drittens ist beim Kokainkonsum nicht nur die Abhängigkeit ein Problem, sondern auch die Unfallgefahr. Unter der Droge geht man mehr Risiken ein, was zu Todesfällen führt».

«Innerhalb von 6 Wochen landeten sie in der Psychiatrie»

Auch Réda El Arbi (52), Kommunikationsberater und ehemaliger Drogenabhängiger, warnt vor der Droge. «Das Gefährliche am Kokain ist, dass es die Persönlichkeit verändert. Man fühlt sich grossartig, stark und hat einen leicht narzisstischen Touch – man ist weniger empathisch», sagt El Arbi zu Blick.

Es gebe Menschen, die am Wochenende mit Kokain abstürzen und am Montag wieder im Anzug im Büro erscheinen können. Aber für die 20 Prozent, die süchtig werden, sei es übel. El Arbi zu Blick: «Ich hatte Leute in meinem Umfeld, die mit Heroin über Jahre hinweg einigermassen überlebt haben – als sie Kokain nahmen, landeten sie innerhalb von sechs Wochen in der Psychiatrie oder im Spital.»

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