«Das Benehmen der SBB ist skandalös», tobt Giorgio Keller (65) aus Oberrohrdorf AG. Der Rentner ist sauer. Er bekam trotz Billett eine Busse aufgebrummt. 96,70 Franken – wegen acht Minuten! Denn: Keller war in den falschen Zug gestiegen.
Am 30. September war er für die Generalversammlung seines früheren Fussballklubs, dem FC Hard Zürich, nach Zürich gefahren und wollte am Abend zurück nach Hause. Am Zürcher HB versuchte er auf seinem Handy ein Billett nach Baden zu lösen. Die Zeit drängte. Es war bereits Mitternacht. «Ich musste den 00:06-Uhr-Zug erwischen», sagt er Blick.
Doch die SBB-Ticket-App funktionierte nicht richtig. Eine halbe Stunde lang. «Es kamen nur Fehlermeldungen.» Dann endlich: Wenige Minuten vor Abfahrt klappte es doch noch. Er bezahlte 6,70 Franken und stieg erleichtert in den Zug.
Senior versuchte, dem Kondukteur die Situation zu erklären
Als der Kondukteur nach dem Billett fragte, zeigte Keller sein Handy. Alles gut, dachte der Senior. Fehlanzeige! «‹Ihr Billett ist ungültig›, sagte der SBB-Angestellte zu mir», erinnert sich der Wahl-Aargauer, der aus dem Tessin stammt. Keller war verwirrt, fragte nach. Der Kondukteur erklärte: «Sie sind zu früh eingestiegen. Wir befinden uns im 00:06-Uhr-Zug ab dem Zürich HB. Sie aber haben ein Ticket für die 00:14-Uhr-Verbindung gekauft.» Alles halb so wild, ein blödes Missgeschick, dachte sich Keller.
Doch der Kondukteur machte Ernst, brummte Keller eine Busse auf. 96,70 Franken soll er zahlen. Inakzeptabel für den Pensionär. Er versuchte, dem SBB-Angestellten seine Situation zu erklären: «Ich musste diesen Zug nehmen, weil ich sonst das letzte Postauto in Baden nach Oberrohrdorf verpasst hätte. In der Hitze des Gefechts habe ich mich auf der App vielleicht vertippt.» Aber der Kondukteur liess nicht mit sich reden. «Er war stur.»
«Die Billetts sind zeitlich eingeschränkt»
Sekunden später streckte der Kondukteur Keller die Quittung der Busse entgegen und meinte, er müsse diese unterschreiben. Der Aargauer weigerte sich. «Nach Mitternacht signiere ich keine Dinge mehr. Zudem hatte ich meine Lesebrille nicht dabei.»
Und wie geht es jetzt weiter? Keller will die Rechnung nicht bezahlen und betont: «Ich bin kein Schwarzfahrer.» Die Busse habe er der SBB zurückgeschickt, inklusive eines selbst geschriebenen Begleitbriefes. Darin erklärte erneut den Fall und dass er «nichts falsch gemacht habe.» Eine Antwort bekam er allerdings nicht.
Dafür meldet sich die SBB auf Anfrage von Blick. «Wir können nachvollziehen, dass diese Situation zu Unmut führen kann. In solchen Fällen raten wir Reisenden, sich an den SBB Kundendienst zu wenden, damit der Einzelfall geprüft werden kann», sagt SBB-Sprecherin Jeannine Egi zu Blick. Gleichzeitig stellt sie klar: «Die Billetts sind zeitlich eingeschränkt und ausserhalb dieser Zeiten ist die Benutzung nicht möglich.»
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