Das halten Jugendliche davon, wenn die Eltern sie auf den Mund küssen
«Das Müntschi sollte dann mal ein Ende haben»

Zuneigung kann auf verschiedenste Arten gezeigt werden. Gewisse Eltern und Verwandte tendieren schnell dazu, einem einen Schmatzer aufzudrücken. Blick wollte von Jugendlichen wissen, was sie von den Mundküssen der Familie halten.
Publiziert: 03.03.2022 um 10:02 Uhr
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Nachdem sich etliche Eltern zum Papi-Tochter-Kuss von David Beckham (46) und Harper (10) äusserten, will Blick von Jugendlichen wissen, was sie zu dieser Art der Zuneigung meinen.
Foto: PA Images via Getty Images
Vanessa Nyfeler

Vor einigen Wochen löste ein Instagram-Foto von Ex-Fussballer David Beckham (46) einen Shitstorm aus. Der Grund: Er küsste seine Tochter Harper (10) auf die Lippen. Was ein schöner Vater-Tochter-Moment sein sollte, löst gemischte Reaktionen aus. Nachdem sich Mamis und Papis zum Eltern-Kind-Mundkuss äusserten, stellt sich die Frage, was denn das Gegenüber darüber denkt. Kinder und Jugendliche werden nämlich nur selten um ihre Zustimmung gebeten.

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Eine Online-Umfrage auf dem Blick-Instagram-Channel «Soda» zeigt: 61 Prozent der Antwortenden wurden als Kinder von ihren Eltern auf den Mund geküsst. Der Durchschnitt findet allerdings, dass dies mit dem Schulalter aufhören sollte. Zuneigung könne man ausserdem in Form von Umarmungen, Wangenküssen und Worten ausdrücken, meinen Soda-Follower weiter.

Geliebt werden
Der KV-Lernende Levi Keller (15) ist mit dem Eltern-Kind-Mundkuss vertraut: «Meine Eltern küssten mich auf die Lippen, um mir zu zeigen, wie sehr sie mich lieben.» Und geliebt fühlte er sich dadurch auch immer, bestätigt er. Heute gebe es den Kuss auf den Mund bei ihm aber nicht mehr: «Ich bin jetzt grösser und reifer. Ich verstehe die Bedeutung eines Kusses mittlerweile mehr.»

Er sei froh, dass seine Eltern ihm diese Zuneigung schenkten: «Die Beziehung zum Kind ist etwas unglaublich Wichtiges. Man lernt schon im frühen Alter die Werte fürs Leben.» Trotzdem findet Levi Keller: «Im Jugendalter sollte der Mundkuss von den Eltern aber mal ein Ende haben.» Zu diesem Zeitpunkt werde man langsam erwachsen. Ein solcher Kuss der Eltern könne unangenehm sein, vor allem wenn man bereits eine feste Freundin oder einen Freund habe, meint er.

Bei Verwandten ist Zurückhaltung angesagt: «Ich finde Mundküsse von Grosseltern bis zu einem gewissen Alter in Ordnung. Ich bevorzuge es aber, von ihnen auf der Stirn oder Wange geküsst zu werden.»

Eine Grenzüberschreitung
«Meine Eltern küssten mich nie auf die Lippen», sagt Schülerin Noemi Gräser (18). Darüber sei sie auch froh, denn: «Das hätte ich komisch gefunden.» Für Gräser sei es als Kind unangenehm gewesen, anderen Kindern zuzusehen, wie sie ihren Eltern einen Mundkuss geben.

«Wenn ich heute darüber nachdenke, ist es für mich gar eine Grenzüberschreitung.» Wenn andere Familien einen Kuss auf die Lippen gutheissen, störe sie das nicht. Doch für Noemi Gräser ist klar: «Für mich gehört das einfach nicht in eine Beziehung zwischen Eltern und Kind.»

Wangen– statt Mundkuss
Luca Fluck (15), KV-Lernender, kennt den Eltern-Kind-Mundkuss weniger: «Es sind die Wangen, auf die mich meine Eltern küssen – und ich sie.» Ein Müntschi auf die Lippen sei nur ganz selten vorgekommen. Er sei froh, dass es bei den Wangenküssen bleibt, so Fluck. Diese Art von Zuneigung teilt er mit seinen Eltern noch heute gerne.

«Meine Grosseltern begrüsse ich mit einem Wangenkuss.» Das mache Luca Fluck, weil er sie nicht allzu oft sehe. «Tante und Onkel umarme ich aber lieber.»

Andere Familien, andere Sitten
Ob Küsschen oder Umarmung: In jeder Familie gilt eine andere Kultur. So ist in Saudi-Arabien unter Männern der «Houb al-Khushum» (Nasenkuss) üblich. Und in Tibet streckt man zur Begrüssung die Zunge leicht heraus. Wichtig ist schlussendlich, dass es für beide Partien angenehm ist.

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