Yves Rossier liess sich mit Sputnik V impfen
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Ex-Botschafter in Russland:Yves Rossier liess sich mit Sputnik V impfen

Dabei ist der Russen-Impfstoff besser als sein Ruf
Sputnik wird bei uns nicht landen

Weil Pfizer/Biontech, Moderna und Astrazeneca nicht wie versprochen liefern, werden die Rufe nach den Vakzinen Sputnik V und Sinovac laut. Doch die Swissmedic lässt nur Hersteller zu, die in der Schweiz ein Unternehmen haben.
Publiziert: 01.02.2021 um 22:31 Uhr
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Aktualisiert: 02.02.2021 um 10:36 Uhr
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Ist besser als sein Ruf: Der russische Impfstoff Sputnik V ist ein Adenovirus-Vakzin, ähnlich dem von Astrazeneca.
Foto: keystone-sda.ch
Myrte Müller

Beim deutschen Impfgipfel herrscht gestern Nervosität. Die Hersteller der von der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) zugelassenen Impfstoffe wie Pfizer/Biontech, Moderna und Astrazeneca liefern nicht die bestellten Impfdosen. Nun beginnen deutsche Politiker nach Alternativen zu suchen. Auf dem internationalen Markt sind Vakzine aus Russland, China, Indien, Kuba und dem Iran zu haben.

Europäische Zulassungsbehörden sollten schnellstmöglich auch russische und chinesische Impfstoffe prüfen, drängte am Sonntag der bayerische CSU-Ministerpräsident Markus Söder (54) in der «Welt». Und CDU-Gesundheitsminister Jens Spahn (40) räumt in der «FAZ» ein, Vakzine aus diesen Ländern könnten, einmal zugelassen, bei der Bewältigung der Pandemie natürlich helfen.

Russland will EU-Markt erobern

Sputnik V & Co. sind in Europa kein Tabu mehr. Am Freitag beantragte der Kreml-Staat eine Zulassung seines Impfstoffs bei der EMA und bot der EU 100 Millionen Impfdosen an. Ungarn hat bereits angebissen und zwei Millionen Dosen in Moskau bestellt.

Auch die Schweiz leidet unter Lieferengpässen bei Corona-Impfstoffen. Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) schlägt Alarm. Es könnten im Februar nur halb so viele Impfungen vorgenommen werden wie vorgesehen. Das hatte die «NZZ am Sonntag» berichtet. Ursprünglich waren 1,3 Millionen Impfungen vorgesehen. Nun stünden gerade mal 650'000 Impf­dosen der Unternehmen Pfizer/Biontech und Moderna zur Verfügung.

Angebote kommen nicht aus medizinischen Entwicklungsländern

Helfen bald Impfstoffe aus dem Osten auch der Schweiz aus der Impf-Klemme? Kaum. «Nur Unternehmen, die in der Schweiz eine bewilligte Niederlassung haben, können ihren Impfstoff für die Zulassung bei uns beantragen», sagt der Sprecher der Swissmedic, Lukas Jaggi. Pfizer, Astrazeneca, Moderna und Johnson & Johnson haben Unternehmen in der Schweiz. Nicht so die Hersteller aus der zweiten Reihe.

An den Impfstoffen selbst sollte es nicht liegen. «Aus wissenschaftlicher Sicht sind einige von ihnen sicher nicht schlecht», sagt Virologe Andreas Cerny, «Sputnik V ist ein Adenovirus-Vakzin und dem von Astrazeneca ähnlich.» Auch das chinesische Präparat wirke, sei aber wenig innovativ und wahrscheinlich nicht so potent wie die RNA-Impfstoffe von Pfizer/Biontech oder Moderna. Über die Vakzine aus Kuba und dem Iran wisse man leider zu wenig.

Russland, China und Indien seien keine medizinischen Entwicklungsländer, im Gegenteil, so der Tessiner Arzt. «Man muss einen offenen Blick bewahren. Werden Studien eingereicht, die den internationalen Standards gerecht werden, und die Vakzine zugelassen, sind sie durchaus Alternativen.»

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