Dass der Schweizer Sport die Pandemie überlebte, ist nicht zuletzt der pragmatischen Hilfe des Bundes zu verdanken. Als die Stadien verwaisten und Grossanlässe reihenweise ins Wasser fielen, sprangen die Räte ein.
Sie bewilligten zügig Hunderte Millionen Franken an Darlehen und À-fonds-perdu-Beiträgen, während das Bundesamt für Sport (Baspo) und der Dachverband Swiss Olympic die Verteilung organisierten. Tempo war gefragt: Sollten die Gelder Verbände und Klubs noch vor dem finalen Lichterlöschen erreichen, mussten Gesuche zügig geprüft und genehmigt werden, .
Zu diesem Zweck holten sich Funktionäre und Beamte Verstärkung – die jedoch waren teuer: Das Baspo engagierte für je zweieinhalb Millionen Franken die Wirtschaftsprüfer von BDO und Pricewaterhouse Coopers (PWC).
Nun wird im Parlament Kritik an diesen hoch dotierten Mandaten und ihrer Vergabe laut. Der SVP-Nationalrat und Sportmanager Roland Rino Büchel (56, SG) sagt: «Die Entschädigungen für die Wirtschaftsprüfer kommen mir rekordverdächtig hoch vor. Salopp gesagt, hat immerhin jemand diese Krise als Chance begriffen.»
Nationalrätin Aline Trede (38, BE), betont, das Baspo habe in einer sehr schwierigen Zeit sehr viel für den Sport getan. «Aber die Art und Weise, wie die Hilfspakete aufgegleist worden sind, ist unsorgfältig», so die Fraktionschefin der Grünen.
Auch Trede kritisiert die hohen Kosten der externen Dienstleistungen. «Mit diesem Geld hätte man gleich eine eigene Abteilung einstellen und sämtliche Prüfungen intern erledigen können.»
VBS und Bundesrat Ahnungslos
Bereits im Juni 2020 hatte die Berner Politikerin vom Bundesrat wissen wollen, wie teuer die Externen den Bund zu stehen kamen. Die Antwort des zuständigen Departements VBS lautete damals, davon habe der Bundesrat keine Kenntnis.
Damit stand die Landesregierung nicht allein. Als Trede im Parlament intervenierte, waren die Vertragsinhalte nicht feststellbar. Daran änderte sich auch in der Folge nichts. Dabei müssen öffentliche Aufträge in dieser Höhe zwingend ausgeschrieben werden.
Wie auch ein Prüfbericht der Revisionsstelle des VBS Ende 2021 in einem Bericht festhielt, geschah dies jedoch nicht. Vorgaben der Welthandelsorganisation (WTO), aber auch VBS-interne Weisungen, sind «nicht vollumfänglich eingehalten worden», schreiben die Revisoren. Auf der öffentlich einsehbaren Beschaffungsplattform Simap tauchen die Zuschläge an BDO und PWC erst vergangene Woche auf, zwei Jahre nach Ausbruch der Pandemie, Wochen nachdem der Bundesrat die letzten Massnahmen zur Eindämmung von Covid-19 aufgehoben hat.
Wie es auf Anfrage schreibt, legt das Baspo Wert darauf, dass der besagte Prüfungsbericht den involvierten Stellen eine gute Gesamtleistung attestiert. Ein Sprecher erklärt, dass der Sport mit Darlehen und À-fonds-perdu-Beiträgen von beinahe 500 Millionen Franken unterstützt worden sei.
Zur Bewältigung des Arbeitsvolumens und zur Sicherstellung einer fachlich qualifizierten Prüfung der Gesuche sei das Baspo auf das Fachwissen der Unternehmen angewiesen. Aufgrund des Zeitdrucks sei es nicht möglich gewesen, ein ordentliches Beschaffungsverfahren einzuhalten. Darüber sei der Bundesrat informiert worden: «Die verantwortlichen Mitarbeitenden waren während Wochen bis an die Grenzen ihrer physischen und psychischen Leistungsfähigkeit belastet. Die Publikation der Auftragserteilung hatte im Vergleich zur dringend erforderlichen Unterstützung der Klubs und Vereine in dieser Phase keine Priorität und ging unter.»
Stichproben
Die Unternehmen unterstützten das Baspo in einer Reihe von Aufgaben: Etwa bei der Prüfung der Gesuche und der damit verknüpften Auflagen oder bei der Verwendung der Mittel, wobei Stichproben bei einigen der über 2500 Organisationen erfolgten, denen der Bund unter die Arme griff. Originalton Baspo: «In verschiedenen Fällen waren aufwendige Einzelfallprüfungen erforderlich, um die Gleichbehandlung der Klubs sicherstellen zu können.»
Auch mit Blick auf Swiss Olympic stellen sich Fragen. Aline Trede: «Ich erwarte, dass Swiss Olympic genau ausweist, was seine Leute genau beigetragen haben, da ja auch der Dachverband einen hohen Mehraufwand abrechnete.»
2020 erhielt Swiss Olympic, präsidiert von alt Nationalrat Jürg Stahl (54), laut Jahresrechnung 1,2 Millionen Franken für Leistungen im Zusammenhang mit den Covid-Finanzhilfen für den Sport. 2021 gehe man von einem Aufwand in ähnlichem Rahmen aus, schreibt der Dachverband.
Swiss Olympic, das von sich aus ebenfalls auf externe Dienstleister zurückgriff, erklärt den Mehraufwand «in erster Linie» durch zwei zusätzliche befristete Stellen, die zur Abwicklung der Finanzhilfen geschaffen worden seien.
Und: «Swiss Olympic hat die Covid-Hilfspakete für die Sportverbände abgewickelt und die Verbände bei der Erstellung ihrer Gesuche begleitet.» Die effektive Prüfung der Gesuche aber übernahm die Firma BDO.
Ein weiterer Job für die Experten aus der Privatwirtschaft.