Volle Cafés, Restaurants und Bars. Das Leben in der Schweiz ist zurück. Endlich wieder ein Stück Normalität. Endlich durchschnaufen nach den Lockdown-Monaten. Dazu Sonne. So kann es weitergehen. Die Zahl der Infizierten sinkt. Letzten Freitag wurden noch über 1000 Fälle gemeldet. Jetzt sind es noch knapp 500. Und das trotz der Lockerungen.
Die Corona-Lage scheint also aktuell im Griff. Fällt damit auch endlich die Maskenpflicht? Der Basler Kantonsarzt Thomas Steffen (60) ist zuversichtlich. Er geht davon aus, dass die Maskenpflicht bald Geschichte sein könnte – zumindest in einigen Bereichen. Insbesondere dort, wo das Infektionsrisiko gering ist, wie zum Beispiel an Tram- und Bushaltestellen.
«Wenn sich die günstige Entwicklung in Bezug auf die Fallzahlen und den Impffortschritt so in den nächsten Wochen fortsetzt, kann ich mir gut vorstellen, dass der Bundesrat bei der Maskenpflicht noch im Juni erste Lockerungen beschliesst», sagt Steffen.
Bleibt es so, dann werden die Massnahmen weiter gelockert
Dass der Mundschutz nun aus der Schweiz verschwindet, glaubt Martin Ackermann (50), Präsident der wissenschaftlichen Taskforce, aber nicht. «Maskentragen hilft, Menschen zu schützen, die sich nicht oder noch nicht impfen konnten.» Daher sei es wichtig, die Maske gerade im öffentlichen Verkehr oder im Supermarkt weiterhin zu tragen.
Zudem hätten Masken einen positiven Effekt. Zum Beispiel auf die saisonale Grippe. Auch hier gingen die Infektionen zurück. «Ich kann mir deshalb gut vorstellen, dass sich in Zukunft mehr Menschen individuell dazu entscheiden, in manchen Situationen eine Maske zu tragen, um sich und andere zu schützen, wie man es ja seit längerem auch aus dem asiatischen Raum kennt», so Ackermann.
Der Taskforce-Chef ist davon überzeugt, dass wir mit dem Virus leben müssen. Ein Zurück zur alten Normalität sieht er nicht. «Ich glaube, dass der Zeitpunkt kommen wird, an dem Corona so zur Normalität gehören wird, dass es auch keine speziellen Corona-Massnahmen mehr braucht. So wie bei der saisonalen Grippe.»
Droht im Herbst wieder ein Lockdown?
Im Moment hat sich die Lage entspannt. Genauso wie letztes Jahr. Doch mit dem Herbst kippte die Stimmung. Die Zahlen stiegen wieder. Eine neue Corona-Welle rollte über das Land. Die Konsequenz: Es ging erneut in den Lockdown. Folgt auf den Locker-Sommer also erneut der Lockdown-Herbst?
Ackermann kann beruhigen. Eine Corona-Welle wie letztes Jahr erwartet er nicht. Auch der Basler Kantonsarzt Thomas Steffen ist zuversichtlich. «Im Gegensatz zum letzten Herbst wird der jetzige Rückgang stark durch die Impfung der Bevölkerung getragen. Damit ist mit keinem Ausbruch vergleichbar mit letztem Herbst zu rechnen.» Voraussetzung dafür sei, dass der Impfstoff weiterhin gegen allfällige neue Mutationen wirkt.
Was den Herbst und einen möglichen erneuten Lockdown betrifft, ist der Epidemiologe Marcel Salathé (46) dagegen noch etwas skeptisch. «Ob es im Herbst wieder Wellen gibt, kann man jetzt noch nicht sagen, da dies von der Impfrate, von Varianten und vielen anderen Faktoren abhängt», so Salathé.
Zeichen stehen auf Lockerungen
Wie genau die nächsten Lockerungsschritte aussehen, dazu hat sich das Bundesamt für Gesundheit (BAG) noch nicht geäussert. Aber es sieht zurzeit gut aus. «Bei der anhaltenden Verbesserung der Lage können die Beschränkungen nach und nach abgebaut werden», sagte Rudolf Hauri, Präsident der Kantonsärzte, diese Woche.
Bereits Mitte Mai schrieb die Corona-Taskforce des Bundes: «Die aktuelle epidemiologische Entwicklung verbessert die Aussichten auf eine vorsichtige Lockerung der Eindämmungsmassnahmen bei gleichzeitigem Schutz der Gesundheit der Schweizer Bevölkerung.» Die Zeichen stehen also auf Lockerungen.
Mehr Aktivitäten im Freien und stärkeres Immunsystem
Aber wieso sinken die Zahlen denn so rapide – und das trotz der Lockerungen? Zum grossen Teil liegt das an den Impfungen. Je rascher geimpft wird, desto rascher sinken die Fallzahlen. Und die Schweiz hat mittlerweile den Impfturbo gezündet.
Aber nicht nur dank der Impfungen sinken die Zahlen, wie der Basler Kantonsarzt erklärt. «Hier dürften die noch bestehenden, von der Bevölkerung gut eingehaltenen Massnahmen, der Frühling mit mehr Aktivitäten im Freien und einem gestärkten Immunsystem sowie spezifische, breit eingeführte Bekämpfungsmassnahmen wie breiter Zugang zur Testung oder intensives Contact Tracing dem Virus ebenfalls die Ausbreitung deutlich erschweren», sagt der Mediziner zu Blick.