Corona-Tests nur zu Bürozeiten
56 Stunden banges Warten

Wer am Samstag Corona-Symptome zeigt, muss sich zum Teil gedulden. Viele Labors sind über das Wochenende geschlossen.
Publiziert: 21.06.2020 um 00:08 Uhr
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Aktualisiert: 13.07.2020 um 21:17 Uhr
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Der Test ist schnell durchgeführt, auf den Befund muss man länger warten.
Foto: keystone-sda.ch
Camille Kündig

Testen gilt im Kampf gegen ­ das Coronavirus als Erfolgs­rezept. Der Bund empfiehlt deshalb seit Ende April auch Per­sonen mit Erkältungssymptomen, sich auf eine Infektion mit Sars-CoV-2 testen zu lassen.

Unter der Woche liegen die Resultate oftmals binnen Stunden vor. Wer allerdings am Wochenende plötzlich hustet, muss mancherorts viel Geduld aufbringen. Diese Erfahrung hat auch Marc Steiner* (44) aus dem Kanton Zürich gemacht.

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Am Samstag vor einer Woche kontaktierte er wegen seines starken Hustens das Krankenhaus seiner Wohngemeinde. Doch wie in anderen Regionalspitälern werden Tests auf Covid-19 dort nur noch von Montag bis Freitag zwischen 13 und 17 Uhr durchgeführt.

Als Steiner insistierte, nahm man in dem Spital zwar einen Nasen-­Rachen-Abstrich. Das Resultat lag aber erst sehr viel später vor. Steiner: «Den erlösenden Anruf erhielt ich am Montagabend, nach 56 bangen Stunden in Isolation zu Hause!»

Sonntags geschlossen

Der Grund dafür ist, dass die Analysen bei Patienten mit milderen Symptomen über ein Partnerlabor laufen – und dieses am Sonntag geschlossen bleibt. Steiner hat dafür kein Verständnis: «Die aktuelle Devise lautet: testen, testen, testen – und dann arbeitet das Labor nur zu Bürozeiten? Das ist doch ein Witz!»

Ein Drittel der geeigneten Laboratorien hierzulande sind übers Wochenende geschlossen. Ersichtlich wird das auch in der Corona-Test-Statistik des Bundes: An Samstagen und Sonntagen wird in der Regel ­weniger getestet.

Willi Conrad ist Präsident des Schweizer Verbandes der medizinischen Laboratorien (FAMH). Dass alle Labors samstags und sonntags geöffnet bleiben, ergibt aus seiner Sicht keinen Sinn: «Für dringende Verdachtsfälle sind am Wochenende genügend Einrichtungen in Betrieb, bei denen Ärzte und Spitäler die ­Probe analysieren lassen können.»

«Hier erwarte ich klarere Vorgaben vom Bund»

Daniel Tapernoux von der Schweizerischen Patientenorganisation gibt zu bedenken: «Tagelange Ungewissheit ist für die Patienten unangenehm – 56 Stunden Wartezeit ist sehr lange in Zeiten einer ­Epidemie.» Wünschenswert, so ­Tapernoux, wäre ein Befund innerhalb eines Tages bis zu höchstens 36 Stunden – auch über das Wochenende. Zudem seien die Empfehlungen des Bundes zur Selbstisola­tion und Quarantäne bei langen Wartezeiten ungenügend. «Sie lassen Fragen offen. Zum Beispiel, ob die Kinder des Getesteten bis zum Erhalt des Befundes weiterhin in die Schule gehen dürfen oder nicht. Hier erwarte ich klarere Vorgaben vom Bund», sagt Daniel Tapernoux.

Das Bundesamt für Gesundheit verweist nach Anfrage auf die Corona-Infoline. Dort könne man sich melden, wenn die gesuchte Information nicht auf der Webseite oder den Merkblättern ersichtlich ist.

Klar ist: In den letzten Tagen wurde fast so viel getestet wie seit dem Höhepunkt der Krise nicht mehr. Knapp 10 000 Tests waren es am Dienstag. Philippe Luchsinger, Präsident des Hausarztverbandes, sieht den Grund dafür in der Wetterlage: «Es wurden mehr Nasen-Rachen-Abstriche durchgeführt, da sich wegen des nasskalten Wetters der letzten Wochen mehr Personen mit Erkältungssymptomen beim Arzt melden.»

Lockerungen spielen eine Rolle

Gemäss Lauri Röllin, Leiter medizinischer Notfall des See-Spitals Horgen, spielen auch die Lockerungen der letzten Wochen eine Rolle: «Wer jetzt Symptome entwickelt, nachdem er vielleicht im Restaurant oder in einem vollen Bus war, befürchtet wahrscheinlich eher, infiziert zu sein, als vorher.» Aktuell sei man der Nachfrage gewachsen. «Wie die Situation im Herbst aussehen könnte, wenn die Grippewelle über die Schweiz rollt, ist allerdings unklar.»

Ansätze zur Entlastung von Spitälern und Ärzten gibt es. SonntagsBlick weiss: Verschiedene Apotheker möchten Corona-Tests durchführen. In Zürich wird diese Möglichkeit zurzeit diskutiert, wie die Gesundheitsdirektion auf Anfrage bestätigt. Auch der oberste Apotheker des Kantons, Lorenz Schmid, plädiert dafür. Der Entscheid ist allerdings noch hängig.

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