Ihr Zeichen ist der geflügelte Fuss von Hermes, des Götterboten der alten Griechen; er steht auf Zehenspitzen. Sie selbst nennen sich «Freiheitsboten Stadt Zürich». Ihre Flyer, die sie derzeit im Kanton verteilen, erinnern an die Kampagne des Bundesamts für Gesundheit (BAG) «So schützen wir uns». Doch sie kritisieren die Corona-Impfung, warnen vor einem «experimentellen, unerforschten Impfstoff» sowie vor «Diskriminierung und Berufsverboten für Ungeimpfte».
100'000 dieser Blätter sollen laut Mitgliedern der Organisation, die zu den in Deutschland, Österreich und der Schweiz aktiven «Freiheitsboten: Gruppe für Freiheit» gehören, in Zürcher Briefkästen landen. Unter dem Bild eines Grabsteins wird darauf die Frage gestellt, ob die Nebenwirkungen der Impfung möglicherweise «bis zum Tod führen».
Falschinformationen verbreiten sich so einfacher
Die Flugblattaktion wirkt altmodisch, ist aber erfolgversprechend – vor allem bei Empfängern, die sich nicht über andere Kanäle informieren können. Wie die Sozialpsychologin Pia Lamberty gegenüber dem deutschen Sender SWR erklärte, werden mögliche Falschinformationen auf Flyern nicht sofort widerlegt. Anders als in den sozialen Medien, wo «Fake News markiert, mit Warnhinweisen versehen oder sogar gelöscht werden können». So hat Facebook erst kürzlich angekündigt, Desinformationen über die Corona-Impfung zu entfernen.
Die Zürcher Freiheitsboten würde das nicht stören: Ihre 388 Mitglieder kommunizieren via Telegram. Auf diesem Onlinemessengerdienst gibt es keine Kontrollen. Wie eben auch nicht bei den Flyern.
Trittbrettfahrer gibt es immer
Das BAG nimmt die Aktion gelassen. Kampagnenleiter Adrian Kammer erklärt auf Anfrage, es sei klar, dass die bekannte BAG-Kampagne von Trittbrettfahrern zweckentfremdet werde. Solchen Missbrauch könne man in keinem Fall gutheissen. Aber: «Wir schreiten nur dann ein, wenn objektiv falsche Aussagen verbreitet werden.»
Dass die Impfbereitschaft in der Bevölkerung steigt, sieht er als Zeichen für den Erfolg der Informationskampagne des Bundes. Noch vor zwei Monaten wollten sich nur 44 Prozent der Schweizer impfen lassen. Mittlerweile sind es schon 59 Prozent.