Gut möglich, dass das Virus gerade zum Sprung ansetzt: Ein Dutzend Chinesen hat vor der Luzerner Kapellbrücke Aufstellung genommen, aber nur die Hälfte trägt Gesichtsmaske!
Jetzt besser die Luft anhalten, denn einmal tief einatmen genügt, um als Corona-Verdachtsfall für Wochen in einer Quarantänestation zu verschwinden.
«Keine Sorge», versucht der Leiter der Gruppe zu beruhigen, erstens stammten sie alle aus Shanghai, nicht aus Wuhan, und zweitens «messen wir bei den kranken Mitreisenden jeden Morgen die Temperatur». Die hier seien alle in guter Verfassung, versichert der Mann in astreinem Hochdeutsch.
Danke schön, Genosse Reiseleiter, sehr beruhigend ...
Tatsache ist: Die Zahl der durch das Coronavirus verursachten Todesfälle hat in China einen neuen Höchststand erreicht, mehr als 250 waren es gestern Samstag, gut 11'000 Menschen sind nach amtlichen Zahlen infiziert, die WHO hat weltweit den Notstand ausgerufen. Um das Risiko einer Infektion zu verringern, atmet die halbe Welt flach. Die andere Hälfte hyperventiliert.
Dreimonatige Zwangspause für Reiseleiter
Bei näherer Betrachtung wirken manche aus der Shanghai-Gruppe doch ziemlich kränklich. Ein junger Maskenmann starrt mit glasigem Blick in den Mittagshimmel. Der tapfere Reiseleiter lächelt: «Das ist für mich die letzte Gruppe bis zum Mai.» Zwangspause, erklärt er leicht betreten, wegen dieser Corona-Sache.
Peking hat alle Pauschalreisen gestoppt. «Im Moment bringen die Reiseveranstalter keine neuen Gruppen in die Schweiz», bestätigt Daniel Koch vom Bundesamt für Gesundheit in Bern. Der Reiseleiter scheint darüber nicht unglücklich zu sein: «Das ist für mich wie Urlaub.» Jetzt gelte es noch, die im Car aus Rom Angereisten heimzubringen. Mit dem Retourflug ab Paris dürfte es knifflig werden. Die Franzosen haben alle Flugverbindungen ins Reich der Mitte gekappt. «Ich glaube, wir haben gerade keinen Rückflug mehr», meint der Begleiter und drängt zur Weiterreise. Masken festgezurrt und schnell noch hoch auf den Pilatus.
Ortswechsel hinüber in den Bahnhof Luzern, Dreh- und Angelpunkt vieler asiatischer Touristen auf dem Weg zu Titlis, Rigi und Jungfraujoch. Der Zug aus Interlaken BE spült gerade scharenweise Chinesen aufs Perron, bei manchen hängt die Maske so schief, dass die Gefahrenabwehr zumindest kompromittiert erscheint.
Chinesen wie Aussätzige behandelt
Seit in Wuhan die Lungenseuche ausgebrochen ist, werden Chinesen vielerorts behandelt wie Aussätzige. Umso vorbildlicher die Geste des Zugbegleiters: Er verbeugt sich respektvoll, um seine Fahrgäste zu begrüssen. «Nĭ hăo!», sagt er, auf Mandarin, «Guten Tag».
Bravo, das nennt sich Gastfreundschaft! Aber halt, was macht der Mann da? Er beugt sich nochmals nach vorn. Und niest: «Hatschi!» Der Spassvogel grinst, die Bahnreisenden nicht. Der Witz kommt nur mässig an, einige Chinesen gucken mitleidig.
Eine andere Reisegruppe hetzt durch den Bahnhof, alle Blicke sind auf sie gerichtet, Pendler halten Sicherheitsabstand. «Sind ja eigentlich Arme», flüstert eine ältere Frau ihrem Mann zu. Auf der Seebrücke wechseln Fussgänger vom Trottoir auf die Strasse, um den chinesischen Viren auszuweichen. Ein bizarres Manöver, die Fahrbahn ist hier vierspurig.
Auch Schweizer seien unfreundlich
Auf Weibo, einem chinesischem Kurznachrichtendienst, beschweren sich heimgekehrte Chinesen über die ungehobelten Europäer: Er habe in der Schweiz eine wenig freundliche Einstellung erlebt, schreibt einer. Die Reise sei schon ziemlich peinlich gewesen. Eine andere namens Qian-xi schildert, sie habe die Angst eines Schweizers gespürt, der von ihr eigentlich nur bestätigt haben wollte, dass sie nicht aus Wuhan komme. Und eine gewisse Nangong Xi Wu fand die Schweizer gleichgültig, die Italiener vorurteilsbeladen.
An der Kapellbrücke läuft nun doch noch ein Akt der Völkerverständigung. Beatrice Egli, die Schlagersängerin, inkognito und mutterseelenallein in Luzern unterwegs, bittet einen Chinesen um ein Foto und hält ihm ihr Smartphone hin. Dann zeigt sie stolz das Bild. Und der Virenalarm? Egli: «Nur keine Panik!»
Das Pharmaunternehmen Roche hat einen eigenen Test zur Bestimmung des Coronavirus entwickelt und gibt ihn als Unterstützung für das öffentliche Gesundheitswesen gratis ab. Das gab Roche-Chef Severin Schwan diese Woche beiläufig am Rande der Medienkonferenz über das Geschäftsresultat des vergangenen Jahrs bekannt. SonntagsBlick hat bei Karsten Kleine nachgefragt.
Verteilt Roche den Gratistest nur in China?
Karsten Kleine: Roche stellt den Test weltweit zur Verfügung. In China haben wir Analysegeräte und Reagenzien zur Durchführung des Tests gespendet, um dort zu helfen, wo der Bedarf am grössten ist. Dabei arbeiten wir intensiv mit den Gesundheitsbehörden zusammen, um sicherzustellen, dass die Patienten Zugang zu den Tests haben. Die Tests werden in Spitälern auf unseren Geräten durchgeführt. Um einen Patienten zu testen, bedarf es nur einer Speichelprobe.
Kommen die Roche-Tests auch in der Schweiz zum Einsatz?
Auf Anfrage beliefern wir auch Schweizer Spitäler.
Nach der Entwicklung eines Tests für Coronaviren sieht Roche auch Chancen für einen Impfstoff gegen das Virus?
Nein. Roche entwickelt keine Impfstoffe.
(Ergänzung BAG: Sollten plötzlich mehrere Bestimmungen von Verdachtsfällen in der Schweiz nötig sein, werden wir die bestehenden Tests der Genfer Universitätsklinik mit der Roche-Analyse unterstützen.)
Das Pharmaunternehmen Roche hat einen eigenen Test zur Bestimmung des Coronavirus entwickelt und gibt ihn als Unterstützung für das öffentliche Gesundheitswesen gratis ab. Das gab Roche-Chef Severin Schwan diese Woche beiläufig am Rande der Medienkonferenz über das Geschäftsresultat des vergangenen Jahrs bekannt. SonntagsBlick hat bei Karsten Kleine nachgefragt.
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Karsten Kleine: Roche stellt den Test weltweit zur Verfügung. In China haben wir Analysegeräte und Reagenzien zur Durchführung des Tests gespendet, um dort zu helfen, wo der Bedarf am grössten ist. Dabei arbeiten wir intensiv mit den Gesundheitsbehörden zusammen, um sicherzustellen, dass die Patienten Zugang zu den Tests haben. Die Tests werden in Spitälern auf unseren Geräten durchgeführt. Um einen Patienten zu testen, bedarf es nur einer Speichelprobe.
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Das neue Coronavirus hält die Welt in Atem. Doch was genau ist das Sars-ähnliche Virus überhaupt? Wie entstand es? Und wie kann man sich schützen? BLICK klärt hier die wichtigsten Fragen und hält Sie im Newsticker auf dem Laufenden.
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