Chaos bei Schweizer Blindenverbänden
Warnung vor betrügerischen Spendensammlern war falsch

Am Donnerstag warnte der Schweizerische Blindenverband vor falschen Spendensammlern, die im Namen der Organisation unterwegs seien sollen. Jetzt ist klar: Es waren keine Betrüger. Dahinter steckt ein grosses Missverständnis.
Publiziert: 08.09.2023 um 17:50 Uhr
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Die Warnung der SBV zu vermeintlichen falschen Spendensammlern erwies sich als falsch.
Foto: Facebook / SBV
Sandra Gerber

Zwei Organisationen, ein Anliegen und jede Menge Chaos. Alles fing mit der Warnung vom Schweizerischen Blinden- und Sehbehindertenverband (SBV) am Donnerstag an. «Aktuell erreichen viele Meldungen den Schweizerischen Blinden- und Sehbehindertenverband SBV, dass falsche Spendensammler auf den Strassen unterwegs sind. Der SBV macht keine Spendensammlungen auf der Strasse oder an der Haustüre – er warnt daher vor diesem Betrug und mahnt zur Vorsicht», schrieb der SBV. Denn Fakt ist: Für den Verband sind keine Spendensammler unterwegs. 

Trotzdem stellt sich die Warnung einen Tag später als falsch heraus. Die Spendensammler waren nämlich für den Schweizerischen Blindenbund unterwegs. Nur: Das wusste der SBV nicht. Während der SBV auf öffentliche Sammlungen verzichtet, führt der Blindenbund vom 3. August bis 20. Oktober eine bewilligte Spendenaktion von Haus zu Haus durch. 

Laut einem Sprecher der PR-Agentur Emika, die zusammen mit dem Blindenbund die aktuelle Kampagne durchführt, wollen sich einige Leute telefonisch über die Richtigkeit der Sammler vergewissern. «Vereinzelt haben sich wohl Personen für Rückfragen telefonisch zum SBV verirrt. Wenn man ‹Blindenverband› googelt, ist der SBV der erste Treffer», sagt Emika-Chef Timo Schilling zu Blick. 

Farbe der T-Shirts sorgte für die Verwirrung

Nachdem ein Mitarbeiter des Blindenbundes vor der Tür stand und um eine Spende bat, riefen die Leute demnach beim falschen Blindenverband an, um sich den Einsatz bestätigen zu lassen. Der SBV soll am Telefon daraufhin verneint haben, dass ein Mitarbeiter des SBV bei den Anrufern zu Hause gewesen sei. Dies erregte sowohl bei den Anwohnern als auch beim SBV Misstrauen. Laut dem Emika-Chef glaubten plötzlich der SBV und die Anrufer, dass es sich bei den Spendensammlern um Betrüger handeln muss. 

Was sorgte für das Missverständnis? Auf die Frage am Telefon, ob die Mitarbeiter ein blau-weisses T-Shirt (die Farben des SBV) tragen würden, sollen Anrufer mit «Ja» geantwortet haben. «Die Leute lassen sich schnell verunsichern oder beeinflussen. Oft wird einer Frage einfach zugestimmt, ohne wirklich darüber nachzudenken», so Timo Schilling. Denn die Spendensammler des Blindenbundes tragen bei ihren Einsätzen weisse T-Shirts mit gelbem Logo. Verwirrend könnte das blaue Band sein, an dem sie ihren Ausweis tragen. 

Die beiden Blinden-Organisation bemerkten schliesslich das Chaos. Und versuchen jetzt, die Wogen zu glätten. Betrüger seien keine unterwegs, betont Emika-Chef nochmals. Die Warnung ist auch inzwischen von der Seite des SBV verschwunden. 

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