SonntagsBlick: Graubünden startet sein Mammutprojekt: regelmässige Tests in Altersheimen, Schulen und Betrieben. Sind Sie bereit?
Peter Peyer: Seit mehreren Wochen läuft eine riesige Organisation im Hintergrund. Es ist ein komplexes Zusammenspiel zwischen Kanton, Führungsstab, Privatwirtschaft und Hochschulen. Bis jetzt haben sich 200 Firmen mit 14 400 Angestellten verbindlich angemeldet. Ab Montag laufen die ersten Tests.
Der Bund übernimmt die Finanzierung. Erleichtert das die Übung?
Die Angaben des Bundes sind streckenweise unklar. So steht noch nicht fest, ob und wie umfassend er die Betriebstests finanziert. Klar ist aber, dass er die Tests in Schulen und Altersheimen bezahlt. Damit kann der Kanton mehr Geld für die Betriebstests einsetzen. Für die Firmen heisst das, dass sie nur noch 8.50 Franken pro Test bezahlen.
Überwiegt die Freude, dass der Bund jetzt aktiv wird – oder der Ärger, dass er so lange gezögert hat?
Die Freude überwiegt. Ich halte ohnehin nicht viel davon, wenn sich Bund und Kantone gegenseitig das Leben schwer machen. Wir sind nach wie vor in einer absoluten Krisensituation. Dass es Reibereien und Auseinandersetzungen über den besten Weg gibt, ist normal.
Das Testen ist freiwillig. Besteht da nicht das Risiko, dass sich zu wenige testen lassen?
Wenn die Firmen testen, wissen sie, dass sie keine Infizierten im Betrieb haben. Ihre Beteiligung wird deshalb hoch sein. Auch in den Schulen haben wir bis jetzt keine grossen Widerstände gespürt, zumal der Spucktest einfach und schmerzlos ist. Für die Alters- und Pflegeheime prüfen wir ein Obligatorium. Denn letztlich geht es immer noch darum, dass unser Gesundheitssystem nicht kollabiert.
Kritiker fragen: Warum noch Geld ausgeben fürs Testen, wenn die Impfung schon läuft?
Wir hören zurzeit täglich von Lieferverzögerungen bei den Impfungen. Bis wir das Virus mit Impfen im Griff haben, vergehen noch viele Monate. So lange sollten wir testen. Wir investieren damit in zusätzliches Wissen für die Bewältigung der nächsten Pandemie.
Haben Sie schon Rückmeldungen aus den anderen Kantonen?
Wir haben unser Konzept allen interessierten Kantonen gezeigt. Aber letztlich muss jeder Kanton gemäss eigenen Begebenheiten für sich die beste Lösung finden.
Seit Freitag unterzieht sich Arosa einem Massentest, als Reaktion auf einen Virus-Ausbruch. Sind die Winterdestinationen besonders gefährdet? Muss man jetzt nicht die Skigebiete schliessen?
Die Ausbrüche des mutierten Virus finden nicht nur in Skiorten statt. Es gab sie vom Tessin bis Basel-Landschaft und in vielen Orten, die mit Wintertourismus nichts zu tun haben. Hinzu kommt: Wo man mehr testet, wird auch mehr gefunden. So war es im Fall des Badrutt’s Palace in St. Moritz.
Aber macht es Sinn, die Skilifte sogar nach einem Ausbruch offen zu lassen – wie jetzt in Arosa?
Wenn wir einen Hotspot feststellen, müssen wir darauf achten, dass die Leute nicht Hals über Kopf den Ort verlassen. Sonst tragen sie das Virus möglicherweise in die Welt hinaus. Deshalb lassen wir alles weiterlaufen, was möglich ist.
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