In der Nacht auf Montag wütete an der Wengistrasse 40 in Solothurn ein schreckliches Inferno. (Blick berichtete) Sieben Menschen verloren ihr Leben – darunter drei Kinder. Noch am Brandtag nahm die Polizei Jenny S.* (25) fest, die im Erdgeschoss wohnte. Die Mieterin gestand laut TeleM1 mittlerweile, dass sie in der Brandnacht im Bett geraucht habe.
Jetzt wurde die Brandverursacherin aus der Haft entlassen. Sie werde durch entsprechende Fachpersonen betreut, wie die Staatsanwaltschaft Solothurn zu BLICK sagt. Hilfe, die sie nach ihrer Fahrlässigkeit wohl auch braucht. Doch: Schon vor der verhängnisvollen Brandnacht glich das Leben von Jenny S. einer einzigen Tragödie. BLICK zeichnet ihre Vita nach.
«Ich kenne Jenny, seit sie auf der Welt ist», sagt eine Bekannte. «Ihre Mutter und ich sind Freundinnen. Sie nahm die Kleine immer mit, dann spielte sie mit meinen Kindern. Jenny war ein ruhiges, freundliches und gut erzogenes Kind.»
Schon der Start ins Leben ist schwierig
Der Start in Jennys Leben ist traurig: Der Vater verlässt die Familie früh. Als das Baby ein Monat alt war. Die Bekannte weiss: «Ihr Vater und Jenny hatten danach nie Kontakt zueinander.»
Das Mädchen wuchs aber nicht nur ohne Vater auf – sondern auch im falschen Körper. Denn: Jenny wurde eigentlich als Paul* geboren. Aber: Erst im Alter von 20 Jahren sei der Wandel bei Jenny auch in ihrem Erscheinungsbild spürbar gewesen. Jenny erzählte der Bekannten, sie sei unglücklich. Sie habe begonnen, sich zu schminken und sich die Haare länger wachsen zu lassen: «Sie sagte mir auch, sie nehme weibliche Hormone.»
Traum von einer kompletten Geschlechtsumwandlung
Weiter beichtet sie ihrem Umfeld, dass sie an Depressionen leide, Nervenzusammenbrüche und Aggressionsprobleme habe. Die Freundin der Familie: «Sie wurde mehrmals ins Spital eingeliefert.»
Jenny träumte davon, ganz zur Frau zu werden, wie die Bekannte sagt. Sie erinnert sich: «Diesen Sommer sagte sie mir, dass sie eine komplette Geschlechtsumwandlung durchführen wolle.»
BLICK sprach auch mit der Mutter und dem Bruder von Jenny S. – die Familie steht unter Schock. Der Brand sei ein schlimmer Unfall gewesen, so der Bruder. Er ergänzt: «Sie hat die Wohnung nicht absichtlich angezündet. Und sie wollte sich auch nicht umbringen.»
Mutter nennt Jenny noch «Sohn» – Bruder schon «Schwester»
Im Gespräch wird die Zerrissenheit über Jennys Geschlechtsumwandlung deutlich. Die Mutter spricht immerzu von ihrem «Sohn», für den Bruder ist Jenny jedoch mittlerweile seine «Schwester».
Die Brandkatastrophe ist nicht der erste Schicksalsschlag für die Familie. «Wir haben eine schwere Zeit und so schon zu kämpfen», so die Mutter. BLICK erfährt: Jennys Mutter ist schwer krank.
Eine Nachbarin bestätigt, dass Jenny S. schwer mit ihrer Geschlechtsumwandlung zu kämpfen hatte. Dennoch: Trotz der schwierigen Phase und dem grossen Wandel habe die Tochter ein gutes Verhältnis zu ihrer Mutter und den Geschwistern gepflegt. Eine Bekannte weiss: «Die Mutter liebt ihr Kind – so wie es ist.»
* Namen geändert
Nach der Schweizer Tabakverordnung darf auch hierzulande nur noch die sogenannte Sicherheitszigarette verkauft werden. Das Papier muss mit Ringen («Speedbumps») versehen sein. Sie verhindern, dass die Zigarette herunterglimmen kann. Die Verordnung sagt: «Das Zündpotenzial von Zigaretten, die in der Schweiz abgegeben werden, muss so weit vermindert werden, dass nicht mehr als 25 Prozent eines Loses zu prüfender Zigaretten auf ihrer gesamten Länge abbrennen, wenn nicht an ihnen gezogen wird».
Bedeutet: Fällt eine Zigarette auf den Boden oder auf eine Bettdecke sollte sie erlöschen und keinen Schwelbrand auslösen. Aufgrund der zahlreichen Brände, die durch Raucher ausgelöst werden (von 2003 bis 2008 ereigneten sich EU-weit über 30'000 Brände, die durch Zigaretten verursacht wurden) wurde die «Sicherheitszigarette» erst in der EU, dann auch in der Schweiz eingeführt.
Nur: Die Speedbumps gibts nicht bei selbst gedrehten Zigaretten, Zigarillos, Zigarren – oder Joints. Egal, was Jenny S. in Solothurn zwischen den Fingern hielt. Ein unbedachter Moment kostete sieben Unschuldigen das Leben.
Nach der Schweizer Tabakverordnung darf auch hierzulande nur noch die sogenannte Sicherheitszigarette verkauft werden. Das Papier muss mit Ringen («Speedbumps») versehen sein. Sie verhindern, dass die Zigarette herunterglimmen kann. Die Verordnung sagt: «Das Zündpotenzial von Zigaretten, die in der Schweiz abgegeben werden, muss so weit vermindert werden, dass nicht mehr als 25 Prozent eines Loses zu prüfender Zigaretten auf ihrer gesamten Länge abbrennen, wenn nicht an ihnen gezogen wird».
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