Brandgefährliche Produktion der Importware
Feuer und Flamme für China

Die meisten Böller und Raketen am 1. August sind Importware. 2017 kamen 1300 Tonnen aus China, wo bei der Produktion immer wieder Arbeiter verletzt werden – oder sterben.
Publiziert: 29.07.2018 um 11:36 Uhr
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Aktualisiert: 15.09.2018 um 10:31 Uhr
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Feuerwerke sind schön anzusehen. Ihre Produktion jedoch ist problematisch.
Foto: Keystone
Simon Marti

Freunde von Raketen und Böllern haben am 1. August einen schweren Stand: Die Trockenheit hat manche Kantone bewogen, Verbote zu verhängen. Viele traditionelle Feuerwerke wurden abgesagt.

Das wahre Drama aber spielt sich nicht am Schweizer Nationalfeiertag ab. Die Zustände in Fabriken Chinas, dem Geburtsland des Feuerwerks, wo auch ein Grossteil der 1.-August-Ware hergestellt wird, sind prekär.

Dies zeigt eine Untersuchung der Nichtregierungsorganisation Solidar Suisse in Kooperation mit Gewerkschaftern aus Hongkong.

Feuerverbot in den meisten Kantonen

In zwölf Kantonen gibt es absolutes Feuerverbot – unter anderen Aargau, Appenzell Ausserrhoden, Basel-Landschaft, Basel-Stadt und Solothurn untersagen für ihr ganzes Gebiet das Entfachen von Feuer. In praktisch allen Deutschschweizer Kantonen (AG, AR, BE, BL, BS, GR, LU, NW, OW, SG, SH, SO, SZ, TG, UR, ZG) gilt ein Feuerverbot im Wald. Ein absolutes Feuerverbot im Freien gilt in Tessin, Wallis und Bündnerland. Migros und Coop verkaufen in den meisten Kantonen mit Feuerverbot keine Raketen.

Farbenfrohes Feuerwerk über dem Rheinfall

In zwölf Kantonen gibt es absolutes Feuerverbot – unter anderen Aargau, Appenzell Ausserrhoden, Basel-Landschaft, Basel-Stadt und Solothurn untersagen für ihr ganzes Gebiet das Entfachen von Feuer. In praktisch allen Deutschschweizer Kantonen (AG, AR, BE, BL, BS, GR, LU, NW, OW, SG, SH, SO, SZ, TG, UR, ZG) gilt ein Feuerverbot im Wald. Ein absolutes Feuerverbot im Freien gilt in Tessin, Wallis und Bündnerland. Migros und Coop verkaufen in den meisten Kantonen mit Feuerverbot keine Raketen.

Obwohl die Regierung in Peking seit einigen Jahren Druck auf die Hersteller ausübt, die Arbeitsbedingungen zu verbessern, sind Unfälle mit den explosiven Materialien häufig: Die Gewerkschafter ermittelten, dass allein zwischen 2015 und 2017 in diesen Fabriken oder ihren Zulieferbetrieben 92 chinesische Arbeiter ums Leben kamen, 141 wurden verletzt.

Mangelnde Regulierung

«Die Branche ändert sich», erklärt Studienmitautor Sanjiv Pandita (45), der für Solidar Suisse in Hongkong tätig ist. Obwohl sich die Arbeitsbedingungen auf dem Papier verbessern, reisst die Serie der Unfälle nicht ab, denn vielerorts sei die Arbeit nach wie vor nicht reguliert.

Krankheiten durch die Arbeit mit den gefährlichen Chemika­lien kommen noch hinzu. «Über diese Risiken gibt es keine Erhebungen», so Pandita.

Rund 90 Prozent der Raketen, die an Silvester oder am Nationalfeiertag den Schweizer Himmel erleuchten, werden aus dem Ausland importiert. Der grösste Teil davon stammt aus dem Reich der Mitte.

1300 Tonnen aus China

Allein 2017 wurden mehr als 1300 Tonnen Feuerwerk im Wert von circa fünfeinhalb Millionen Franken aus China importiert. Ob die Produkte auch aus Fabriken stammten, in denen die Unfälle geschahen, lasse sich nicht mit Sicherheit sagen, räumt Pandita ein.

Allerdings hätten sich einige in jenen Regionen ereignet, in denen vornehmlich für den Export produziert wird. Es sei also durchaus möglich, dass auch Feuerwerk aus diesen Unternehmen in die Schweiz verschifft worden sei.

Feuerfrei statt «Feuer frei»

Ein Blitz im Dunkeln. Ein Zischen. Eine Detonation. Schreie. Nein, es ist kein Krieg, nur der 1. August in der Schweiz. Wir Menschen können unterscheiden zwischen Feuerwerk und tödlichen Geschossen. Tiere nicht.

Abgesehen von der Belastung für die Umwelt, abgesehen davon, wie fragwürdig es ist, 89 Franken für eine Rakete auszugeben, die nach knapp 80 Metern Flug explodiert und damit gerade mal eine halbe Minute lang Freude bereitet – Tiere leiden an diesem zweifelhaften Spass. In ihrer hochsensiblen Wahrnehmung verwandeln sich unsere freudigen Feiern in blanken Horror.

Hinzu kommt, dass unser Feuerwerk mehrheitlich aus dem Ausland stammt und zum Teil unter fragwürdigen Bedingungen produziert wird. Mit fast jeder Rakete, die wir in den Himmel schiessen, quälen wir also nicht nur Tiere, sondern gehen auch das Risiko ein, dass chinesische Arbeiter leiden, krank werden, sterben.

Statt uns über die Temperaturen zu beklagen, sollten wir dankbar sein, dass wegen der Hitzewelle schon mehrere Kantone Feuerwerksverbote ausgesprochen haben. Denn offen gestanden ist es mir lieber, wenn ich an den Arbeitstagen im Büro hechle wie ein Hund, wenn dafür am 1. August unsere Büsi in Ruhe schlafen können.

Ein Blitz im Dunkeln. Ein Zischen. Eine Detonation. Schreie. Nein, es ist kein Krieg, nur der 1. August in der Schweiz. Wir Menschen können unterscheiden zwischen Feuerwerk und tödlichen Geschossen. Tiere nicht.

Abgesehen von der Belastung für die Umwelt, abgesehen davon, wie fragwürdig es ist, 89 Franken für eine Rakete auszugeben, die nach knapp 80 Metern Flug explodiert und damit gerade mal eine halbe Minute lang Freude bereitet – Tiere leiden an diesem zweifelhaften Spass. In ihrer hochsensiblen Wahrnehmung verwandeln sich unsere freudigen Feiern in blanken Horror.

Hinzu kommt, dass unser Feuerwerk mehrheitlich aus dem Ausland stammt und zum Teil unter fragwürdigen Bedingungen produziert wird. Mit fast jeder Rakete, die wir in den Himmel schiessen, quälen wir also nicht nur Tiere, sondern gehen auch das Risiko ein, dass chinesische Arbeiter leiden, krank werden, sterben.

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Dennoch ruft Pandita nicht zum Boykott chinesischer Ware auf. «Ich denke nicht, dass dies das Problem lösen würde.» Allerdings müsse der Käufer verlangen, Transparenz über den Herstellungsprozess zu schaffen. Dies sei der erste Schritt zu besseren Arbeitsbedingungen.

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